Karl Horst Hödicke
Karl Horst Hödicke (* 21. Februar 1938 in Nürnberg) ist ein deutscher Maler.
Er gilt „als einer der Wegbereiter des deutschen Neoexpressionismus […] und als einer der wichtigsten Anreger der sogenannten Neuen Wilden und – neben Baselitz, Immendorff, Lüpertz, Koberling und Penck – als bedeutender Vertreter der Neuen Figuration.“[1]
Leben
Hödicke wurde 1938 in Nürnberg geboren, seine Familie floh mit ihm 1945 nach Wien, wo die Mutter verstarb. 1957 zog er mit seiner Familie nach Berlin, wo er von 1959 bis 1964 Architektur an der Technischen Universität Berlin studierte, jedoch bereits nach einem Semester an die Hochschule der Künste Berlin wechselte und bei Fred Thieler Malerei studierte.
1961 wurde er zusammen mit Bernd Koberling Mitglied der Gruppe Vision. 1964 gründete er u. a. mit Markus Lüpertz und Bernd Koberling die legendäre Produzenten- oder Selbsthilfegalerie Großgörschen 35. Für ein Werk seiner ersten Ausstellung dort erhielt er den Deutschen Kunstpreis der Jugend für Malerei. Hödicke hielt sich von 1966 bis 1967 in Amerika auf, wo er experimentelle Kurzfilme produzierte, die zumeist seinen New York-Aufenthalt reflektieren.
1968 erhielt er das Stipendium für die Villa Massimo. Anschließend widmete er sich auch plastischen Experimenten, bei denen er aus an der Wand oder Decke hängenden Eimern oder Tonnen schwarzen Teer ausfließen ließ (Kalter Fluß, 1969), was bei Zimmertemperatur Wochen dauerte und so den Prozesscharakter betonte.
1974 wurde er als Professor einer eigenen Malereiklasse an die Berliner Hochschule der Künste berufen, wo er bis 2005 unterrichtete. In seiner Klasse studierten u. a. Helmut Middendorf, Barbara Heinisch, Salomé, Cheng Yuzheng und Jan Muche. Seit 1980 ist er ordentliches Mitglied der Akademie der Künste Berlin. 1983 erhielt er den Deutschen Kritikerpreis und 1998 den Fred-Thieler-Preis für Malerei der Berlinischen Galerie.
Karl Horst Hödicke war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[2] Er lebt und arbeitet in Berlin.
Ausstellungen (Auswahl)
- 1964 Großgörschen 35, Berlin
- 1965 Passagen. Verzerrungen, Galerie René Block, Berlin
- 1966–77 weitere Einzelausstellungen in der Galerie René Block, Berlin
- 1977 Badischer Kunstverein, Karlsruhe
- 1977 documenta 6, Kassel[3]
- 1981 Bilder 1962–1980, Haus am Waldsee, Berlin
- 1981–96 Kunsthalle Emden; Von der Heydt-Museum, Wuppertal. notturnus, Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf.
- 1984 Berlin + mehr, Kunstverein Hamburg
- 1986–87 Gemälde, Skulpturen, Objekte, Filme, Kunstsammlung NRW, Düsseldorf, Städtische Kunsthalle Mannheim, Städtische Galerie Wolfsburg
- 1987 Bronzen, Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf und Galerie Skulima, Berlin
- 1990 Tiger, Studio d’Arte Cannaviello, Mailand
- 1991 89/90 Materialien, Galerie Gmyrek, Düsseldorf
- 1992 K.H.Hödicke malt Elvira, Raab Galerie Berlin; Galeria Juana Mordó, Madrid
- 1993 Berliner Ring. Bilder und Skulpturen 1975–1992, Neuer Berliner Kunstverein in der Orangerie im Schloss Charlottenburg; Kunstmuseum Düsseldorf
- 1995 Operation Cranach, Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
- 1996 Bronzen und Zeichnungen, Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
- 1997 havapaintamilkaday. Bilder von der Westküste Irlands
- 1999 Bilder und Zeichnungen, Royal Hilbernion Gallery, Dublin
- 2004 paratatatam, Ausstellung im Foyer der LBS
- 2005 Touché [1974-2005] Klasse Hödicke an der UdK, Universität der Künste, Berlin
- 2005 Großgörschen 35 und Folgen, Galerie Eva Poll, Berlin; RAAB Galerie, Berlin
- 2008 K.H. Hödicke - Kohlen 1975-1982, Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
- 2008 achtzig mal hundert, Glaspalast Augsburg
- 2009 aus/gezeichnet/zeichnen, Akademie der Künste, Berlin
- 2011 karborundum, ...blessent mon coeur d’une langueur monotone. (Paul Verlaine), Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
- 2011 Zeichnungen und Bronzen, Krefelder Kunstverein e. V.
- 2013 K. H. Hödicke. Malerei, Skulptur, Film, Berlinische Galerie
- 2020 K. H. Hödicke. Eine Retrospektive, Pinakothek der Moderne, München
- 2020 K. H. Hödicke, PalaisPopulaire, Berlin[4]
Öffentliche Sammlungen
- Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
- Berlinische Galerie, Berlin
- Busch-Reisinger Museum, Cambridge, MA
- Hamburger Bahnhof, Berlin
- Harvard University Art Museums, Cambridge, MA
- Kunsthalle Bremen
- Kunsthalle Emden
- Kunsthalle Hamburg
- Kunsthalle Mannheim
- MACBA, Barcelona
- Museum Bochum
- Museum of Modern Art, New York
- Museum Wiesbaden
- Neue Galerie, Kassel
- Neues Museum Weserburg, Bremen
- Pinakothek der Moderne, München
- Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
- Sinclair House, Bad Homburg
- Skulpturensammlung Viersen
- Sprengel Museum, Hannover
- Staatliche Museen zu Berlin
- Staatsgalerie Stuttgart
- Zentrum für Kunst und Medientechnologie, ZKM, Karlsruhe
- Maclaurin Art Collection, Ayr Schottland
Literatur
- Berlinische Galerie (Hrsg.): K.H. Hödicke. Hirmer Verlag, München 2013, ISBN 978-3-7774-2057-8
- René Block, Christian Malycha und Jörn Merkert: Touché [1974-2005]. Klasse KH Hödicke an der UdK. Hrsg.: Universität der Künste Berlin. Berlin 2005.
- Wolfgang Gmyrek (Hrsg.): K. H. Hödicke. notturnos. Verlag der Kunst, Dresden 1997, ISBN 90-5705-082-X.
- KH Hödicke: Annatomie – Autonomie – Annomalie. Rainer Verlag, Berlin 1976.
- KH Hödicke: Kalenderblätter. Hrsg.: DAAD Künstlerprogramm. Rainer Verlag, Berlin 1980.
- KH Hödicke: Purzelbaum. Bilder und Gedichte. Rainer Verlag, Berlin 1984, ISBN 3-88537-069-7.
- Peter Kastner: K. H. Hödicke. Plastik. Viersen 1994, ISBN 3-928298-06-2.
- Heinrich Klotz: Die neuen Wilden in Berlin. Klett-Cotta, Stuttgart 1984, ISBN 3-608-76159-4.
- Jörn Merkert: K. H. Hödicke. Zu den Arbeiten von K. H. Hödicke in der Berlinischen Galerie. Hrsg.: Berlinische Galerie. Berlin 1988.
- Raab Gallery (Hrsg.): K. H. Hödicke malt Elvira. Berlin/London 1991, ISBN 3-926639-26-1.
- Achim Sommer (Hrsg.): K. H. Hödicke. havapaintamilkaday. Bilder von der Westküste Irlands. Wienand, Köln 1997, ISBN 3-87909-521-3.
- Eckhart J. Gillen (Hrsg.): Großgörschen 35. Aufbruch zur Kunststadt Berlin 1964. Ausstellungskatalog mit Texten von Barbara Esch Marowski, Lothar C. Poll, Eckhard J. Gillen. Haus am Kleistpark in Kooperation mit der Kunststiftung Poll, Berlin 2014.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Horst Hödicke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bildbeispiel Malerei: Dreaming
- Karl Horst Hödicke auf kunstaspekte.de
- Karl Horst Hödicke in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Zitiert nach René Block, Christian Malycha und Jörn Merkert: Touché [1974-2005]. Klasse KH Hödicke an der UdK. Hrsg.: Universität der Künste Berlin. Berlin 2005. S. 6.
- Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Hödicke, Karl Horst. In: kuenstlerbund.de. Abgerufen am 22. April 2019.
- Katalog zur documenta 6: Band 3, Seite 370: Handzeichnungen, Utopisches Design, Bücher 1977 ISBN 3-920453-00-X
- Simone Reber: PalaisPopulaire - Große Schau des Berliner Malers K. H. Hödicke. In: tagesspiegel.de vom 17. März 2021. Abgerufen am 17. März 2021.