Karl Gerstner
Karl Gerstner (* 2. Juli 1930 in Basel; † 1. Januar 2017 ebenda) war ein Schweizer Grafikdesigner, Werber und bedeutender Vertreter der Schweizer Typografie.
Leben
Nach dem Gymnasium und dem gestalterischen Vorkurs an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel macht Karl Gerstner zwischen 1945 und 1948 eine Lehre als Grafiker im Atelier Fritz Bühler. Parallel dazu besucht er an der Gewerbeschule Kurse bei Emil Ruder. Zusammen mit Markus Kutter gründete er 1959 die Werbeagentur Gerstner + Kutter, die 1962 unter Beteiligung von Paul Gredinger zur «GGK» wurde. Die GGK war lange eine der erfolgreichsten Agenturen der Schweiz und später Deutschlands. Sie hatte Filialen in vielen Ländern Europas.
Nach seinem Rückzug aus der Werbewelt engagierte sich Gerstner im Verlagswesen. Johannes Gross, damals Chefredakteur des in Köln erscheinenden Wirtschaftsmagazins Capital, verpflichtete ihn als Berater. Gerstner konzipierte viele Jahre zusammen mit der Chefredaktion inhaltlich und optisch die monatliche Titelgeschichte.
Als der Verlag Gruner + Jahr 1980 das Wirtschaftsmagazin impulse auf den Markt brachte, war Gerstner ebenfalls wesentlich an dem Projekt beteiligt. Er konzipierte das visuelle Erscheinungsbild des Heftes und war, wie bei Capital, an der Ausgestaltung der Titelgeschichten entscheidend beteiligt. 1981/82 war er auch Berater beim Kunstmagazin art, das im Heft 11/1981 auch einen Artikel über Gerstner als Künstler veröffentlichte.
Als unabhängiger Berater war er ein gefürchteter, aber auch geschätzter Kritiker der redaktionellen Arbeit in den Redaktionen.
Zu Gerstners bekanntesten Werken gehört das 1963 erschienene Buch Programme Entwerfen. Die 1973 von Emilio Ambasz kuratierte Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art «Designing Programs/Programming Designs: An Exhibition of Karl Gerstner» basierte auf ebendiesem Buch.[1]
Im Jahr 1964 wurden Arbeiten von ihm auf der documenta III in Kassel in der Abteilung Graphik und auch 1968 auf der 4. documenta gezeigt.
Sein Archiv befindet sich seit 2006 in der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek.
Gerstner wurde auch als Kunstsammler bekannt. Seit 1991 ist die umfangreiche Kunstsammlung Karl Gerstner[2] im Museum Weserburg in Bremen zu sehen. In wechselnden Ausstellungen werden daraus Werke von Arman, George Brecht, Christo, Robert Filliou, Raymond Hains, Bernhard Luginbühl, Dieter Roth, Daniel Spoerri, Hugo Suter, André Thomkins, Jean Tinguely und Jakob Weder präsentiert.
Werke
- kalte Kunst? 1. Auflage, Verlag Arthur Niggli AG Teufen, 1957
- Programme entwerfen. Vorwort von Paul Gredinger. 1. Auflage: Verlag Arthur Niggli AG Teufen, 1964
- Programme entwerfen. 3. erweiterte Auflage vom Autor durchgesehen und erweitert herausgegeben von Harald Geisler und Jonas Pabst, Lars Müller Publishers, 5400 Baden, Schweiz, 2007 ISBN 978-3-03778-092-3
- Der Künstler und die Mehrheit. Vorwort von Johannes Cladders. (= Syndikat Taschenbuch EVA, Band 73), Syndikat, Frankfurt am Main, 1986, ISBN 3-434-46073-X.
- Avant Garde Küche – Prinzipien statt Rezepte, Phantasie statt Routine, Gesund und gut statt gesund oder gut. Verlag Arthur Niggli AG CH-9410 Heiden, 1990, ISBN 3-7212-0237-6
- Kompendium für Alphabeten. 3. Auflage, Verlag Arthur Niggli AG CH-9410 Heiden, 1990, ISBN 3-7212-0236-8
- Rückblick auf 5 x 10 Jahre Graphik Design etc. Hatje Cantz Verlag 2001, ISBN 978-3775790581
- Karl Gerstner: Rückblick auf sieben Kapitel konstruktive Bilder Etc. Vorwort von Eugen Gomringer, Hatje Cantz Verlag 2003, ISBN 978-3775791502
Ausstellungen
- 1973: Museum of Modern Art, New York City: Designing Programs/Programming Designs: An Exhibition of Karl Gerstner, kuratiert von Emilio Ambasz[3]
Literatur
- documenta III. Internationale Ausstellung; Katalog: Band 1: Malerei und Skulptur; Band 2: Handzeichnungen; Band 3: Industrial Design, Graphik; Kassel/Köln 1964
- Ausstellungskatalog zur IV. documenta: IV. documenta. Internationale Ausstellung; Katalog: Band 1: (Malerei und Plastik); Band 2: (Graphik/Objekte); Kassel 1968
Weblinks
- Katerina Vatsella: Gerstner, Karl. In: Sikart
- Nachlass von Karl Gerstner in der Archivdatenbank HelveticArchives der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Publikationen von und über Karl Gerstner im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Karl Gerstner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website Karl Gerstner
- Materialien von und über Karl Gerstner im documenta-Archiv
- Nachruf von Jörg Stürzebecher auf form.de
Einzelnachweise
- Designing Programs/Programming Designs: An Exhibition of Karl Gerstner. Abgerufen am 6. Februar 2019 (englisch).
- Sammlung Gerstner, Weserburg Bremen
- Think program : synopsis of the exhibition “designing programs/programming designs” by Karl Gerstner. In: Museum of Modern Art, New York. 5. Februar 1973, abgerufen am 2. August 2018.