Karl Dehio
Karl Gottfried Konstantin Dehio (* 27. Maijul. / 8. Juni 1851greg. in Reval, Gouvernement Estland; † 26. Februar 1927 in Dorpat) war er ein deutsch-baltischer Arzt. Er war Professor für spezielle Pathologie und Klinik in Dorpat (estn. Tartu).[1] Er war der letzte Rektor der (deutschsprachigen) Universität Dorpat.
Leben
Karl Dehio studierte von 1870 bis 1876 Medizin an der Universität Dorpat, wo er der Baltischen Corporation Estonia Baltische Corporation Estonia Dorpat beitrat. 1877 promoviert, hielt er sich weiterer Studien halber 1878 in Wien auf. Von 1879 bis 1883 war er Arzt am Kinderhospital des Prinzen Peter von Oldenburg (1812–1881) in Sankt Petersburg. Durch seine Bekanntheit am Zarenhof wurde er 1881 Leibarzt der Großfürstin Katharina Michailowna. Er begleitete sie und ihre Söhne über Moskau und Kiew nach Berlin.[2] 1884 ging er als Dozent zurück an die Dorpater Universität und war dort nach 1886 Professor für spezielle Pathologie und Klinik. Er schrieb von 1890 bis 1914 als Redakteur der St. Petersburger Medizinischen Wochenschrift für Dorpat. 1918 wurde er Rektor der Universität. Zudem war er Vizepräsident der Gesellschaft zur Bekämpfung der Lepra in Livland. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina wählte 1926 zum Mitglied. - Eine Tochter war die Schriftstellerin Else Hueck-Dehio.
Wirkung
In der Medizin ist das „Dehiosche Zeichen“ bei der Diagnostik von Herzkrankheiten noch heute weltweit ein Begriff. Es besagt: „Wenn bei subkutaner Injektion von Atropin die Bradykardie sich behebt, so ist die Ursache ein Vagusreiz, andernfalls liegt Herzmuskelschwäche vor“. Er widmete sich zeitlebens der Bekämpfung der Lepra in Russland und im Baltikum. Mit Hilfe der jungen Großfürsten der Romanow, Söhne von Katharina Michailowna, sowie durch ihn veranstaltete Wohltätigkeitsveranstaltungen („Lepra-Bälle“) errichtete er in ganz Russland Leprosorien zur Behandlung der Kranken.[2] Dass 1918 die Seuche in Russland erloschen war, ist zu großen Teilen auch seinem Einsatz zu verdanken.
Nachlass
Teile von Dehios Nachlass befinden sich in der Dokumentensammlung vom Herder-Institut (Marburg) (DSHI) im Familienarchiv v. Grote/Dehio.[3][4]
Werke
- Beiträge zur pathologischen Anatomie der Lepra. (1877)
- Experimentelle Studien über das bronchiale Athmungsgeräusch und die auscultatorischen Cavernensymptome. (1885)
- In der Dorpater Poliklinik gebräuchliche Recepte und Verordnungen. (1888)
- Die Infectionskrankheiten und ihre Heilung. (1892)
- Die Lepra einst und jetzt. (1895)
- Pocken, Rückfallsfieber, Flecktyphus und Malaria. (Handbuch der praktischen Medizin von Ebstein u. Schwalbe. 1899)
- Vitalismus und Mechanismus. (1926)
Siehe auch
Weblinks
- Literatur von und über Karl Dehio im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Dehio, Karl. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- Porträt von Karl Dehio
- Grab von Karl Dehio
- Album academicum der Kaiserlichen Universität Dorpat, Dorpat 1889
Einzelnachweise
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Karl Dehio. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- Hella Olga Marie Voit-v. Kirschten: Aus dem Leben des Karl Gottfried Constantin Dehio, 2006.
- Das Haus von Karl Dehio in Dorpat – Plakette des Tartu Linnamuuseums
- Victor Dehio (1853-1930) – ein „fruchtbarer und feinsinniger Maler“