Karl Christoph Renz
Karl Christoph Renz (* 27. Mai 1770 in Owen; † 26. September 1829 in Weilheim an der Teck) war ein württembergischer Landpfarrer[1], Kommilitone von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Hölderlin.
Leben
Mit siebzehn Jahren wurde Karl (auch: Carl) Christoph Renz Student am Tübinger Stift. Zu seinem Jahrgang („Promotion“) gehörte Hölderlin, wie er vorher Klosterschüler in Maulbronn, sowie Hegel, der vom Gymnasium in Stuttgart nach Tübingen kam. Karl Christoph Renz war der Erste in der durch strenge Prüfungen immer wieder festgestellten Rangfolge der Promotion.
Der Preis für das Privileg eines staatlichen Stipendiums für die wissenschaftliche und theologische Ausbildung für eine Karriere im protestantischen Klerus Württembergs waren die klägliche Versorgung im Stift, insbesondere aber die verlangte Unterordnung, sich „allein auf die Theologie, auf ‹keine andere Profession›, (…) zu richten, als ein Diener des Herzogs gebraucht zu werden und im Studium stets ‹untertänigst und gehorsam› zu sein.“[2] Die von der französischen Revolution und den Denkern Rousseau und Kant inspirierten „Stiftler“ um Renz, Hölderlin, Hegel und Schelling empfanden das Stift als „Galeere“[3] In diesem Milieu wuchs der passive und aktive Widerstand der Studenten. „Die Stiftler (lebten) auf einer Galeere, auf der intellektueller Widerstand geradezu gezüchtet wurde, was die Grundlagen für eine neue Philosophie legte.“[3]
Karl Christoph Renz weigerte sich 1793 bei einer Feier teilzunehmen, bei der er als Primus aus der Hand des Herzogs Karl Eugen einen Preis überreicht bekommen sollte. Er begründete die Weigerung mit Kants Ethik, wonach er doch nur seine Pflicht getan habe und sich nicht um eines äußerlichen Vorteils Willen bemüht habe.[4] Die Aussagen über die Folgen dieser Weigerung von Karl Christoph Renz gehen auseinander. Während Rüdiger Safranski schreibt, dass Renz nicht bestraft wurde[4], gehen Klaus Vieweg und Peter Härtling davon aus, dass Renz nicht nur bestraft wurde, sondern diese Bestrafung auch für seine spätere Laufbahn verantwortlich war.[3][5]
Später nämlich wurde der Erste der Promotion von Hölderlin und Hegel Diakon in Lauffen am Neckar (1803–1819) und schließlich Pfarrer in Weilheim (1819–1829): „Renz zog die gewöhnliche Unsichtbarkeit vor“, sehr zum Bedauern von Hegel und Schelling.[4]
Doch bevor Renz den Kontakt zu seinen Kommilitonen gänzlich abbrach, sandte er wohl 1797 einen Brief an Hegel, der zu den Diskussionen zwischen Hegel, Hölderlin und Sinclair führte, aus denen Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus resultierte. Dies vermutet jedenfalls Klaus Vieweg.[6]
Einzelnachweise
- Württembergische Kirchengeschichte Online > Personen > Renz, Karl Christoph
- Klaus Vieweg: Hegel: Der Philosoph der Freiheit, C.H. Beck, 2020; Kapitel I.6
- Klaus Vieweg: Hegel: Der Philosoph der Freiheit, C.H. Beck, 2020; Kapitel II.1
- Rüdiger Safranski: Hölderlin: Komm! ins Offene, Freund!, Biographie, Carl Hanser Verlag, 2019; Fünftes Kapitel
- Peter Härtling: Hölderlin: Ein Roman, dtv, 1993; Kapitel VII
- Klaus Vieweg: Hegel: Der Philosoph der Freiheit, C.H. Beck, 2020; Kapitel IV.4