Karl Bing
Leben
Karl Bing war ein Sohn des Kaufmanns Adolf Bing und seiner Ehefrau Ida, geb. Aron. Adolf und Ida Bing waren Teilhaber der Bandhandlung Gebr. Bing. Sie hatten außer Karl Bing noch fünf weitere Kinder.
Karl Bing legte 1875 am Gymnasium Kreuzgasse das Abitur ab und wurde dann Baueleve bei dem Stadtbaumeister Julius Carl Raschdorff sowie dem Kölner Stadtbauamt. Danach studierte er von 1876 bis 1881 an der Bauakademie in Berlin Architektur, wo ab 1878 auch Raschdorff lehrte. Zeichnungen aus der Studienzeit Bings zeigen einen starken Einfluss Raschdorffs. Unter anderem zeigt ein Synagogenentwurf von 1879[1] deutliche Ähnlichkeit mit dem Berliner Dom, den Raschdorff entwarf und der 1905 eingeweiht wurde, und ein Entwurf für einen Hirschpark weist Parallelen mit Raschdorffs Planungen für die Reichsburg Cochem auf.
Bing legte im März 1881 das Bauführerexamen ab und arbeitete danach beim Regierungsbaumeister Hubert Stier in Hannover, danach unter Regierungsbaumeister Adalbert Natorp, ehe er im Herbst 1883 das Examen zum Regierungsbaumeister ablegte und in den Architekten- und Ingenieurverein Berlin aufgenommen wurde. 1885 war Bing Regierungsbaumeister in Hannover. Von 1886 bis 1888 war er mit dem Postneubau in Sondershausen beschäftigt und 1888 bis 1891 mit dem Postneubau in Ratibor. 1893 wurde seine Tochter Margarete Ida geboren.
Im Dezember 1892 wurde er in Berlin zum Postbauinspektor ernannt. In dieser Position arbeitete er von 1895 bis 1899 in Dortmund. Danach wurde er Referent in der Oberpostdirektion in Köln, wo er im Jahr 1900 den Charakter als Baurat erhielt und 1901 zum Postbaurat ernannt wurde. 1914 wurde er schließlich Geheimer Baurat. Im selben Jahr sollte er nach Hamburg versetzt werden, wurde aber stattdessen in den Ruhestand versetzt und betätigte sich fortan als freier Architekt. 1817/18 entwarf er den Jüdischen Friedhof an der Vogelsanger Straße in Bocklemünd. Ab 1920 widmete er sich vor allem dem genossenschaftlichen Eigenheimwohnungsbau. Zu diesem Zweck gründete er auch die Genossenschaft „Eigenheim-Siedlungen Kölner Vororte e.G.m.b.H.“ Teilweise in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Herpers & Gassen baute er viele Eigenheime und Mehrfamilienhäuser am Brühler Platz, dem Markusplatz und der Markusstraße in Raderthal sowie an der Rösrather Straße in Ostheim.
Karl Bing war mit Adele Bing, geb. Rausnitz (1865–1942) verheiratet. Aus der Ehe ging eine Tochter, Margarete Ida, und der spätere Arzt und Politiker Hans Bing (1889–1939) hervor. Die Familie lebte zeitweise am Kaiser-Wilhelm-Ring 34 in Köln und später in der Göbenstraße 3. Karl Bing starb 1930 im Alter von 72 Jahren. Zwei Jahre später zog seine Witwe nach Berlin zur Familie ihrer Tochter. Von dort aus wurde sie mit Tochter und Schwiegersohn deportiert. Adele Bing kam während des Dritten Reichs im KZ Theresienstadt ums Leben, ihre Tochter in Riga. Eine Enkelin, Ruth Berendt, verh. Taylor, überlebte den Holocaust.
Karl Bings Grabstätte befindet sich auf dem von ihm entworfenen Jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd (Flur 19 Nr. 48).
Bauten
Es ist nicht genau dokumentiert, welche Bauten Bing für die Reichspost in Köln errichtete. Sicher ist, dass sowohl der Postbau in der Carl-Schroeder-Straße 11 in Sondershausen als auch der in Ratibor auf Bings eigene Pläne zurückgehen; beide sind weitgehend erhalten. Ferner war Bing 1882 unter der Oberaufsicht des Baurats Wolff am Erweiterungsbau des Amtsgerichts samt Gefängnis in Nassau beteiligt. Bing beriet die Kölner Synagogengemeinde architektonisch. Er gehörte unter anderem 1903 der Jury zum Wettbewerb um den Bau des Israelitischen Asyls in der Ottostraße in Neuehrenfeld an, 1905 bis 1908 war er Mitglied der entsprechenden Baukommission. Die Zuweisung der Bauten aus seiner Zeit als Privatarchitekt ist schwierig.
Auszeichnungen
Karl Bing wurde mit dem Roten Adlerorden IV. Klasse ausgezeichnet; die Verleihung fand vor 1908 statt.
Literatur
- Wolfram Hagspiel, Köln und seine jüdischen Architekten, Köln 2010, ISBN 978-3-7616-2294-0, S. 43–49.
Einzelnachweise
- Synagogenzeichnung von 1879 im Architekturmuseum der TU Berlin, abgerufen am 22. April 2016.