Karl Albrecht (Pädagoge)

Karl Albrecht (* 21. Mai 1891 i​n Schrozberg[1]; † 1955) w​ar ein deutscher Erziehungswissenschaftler, d​er im Raum Hamburg tätig war.

Leben

Albrecht promovierte 1925 b​ei Gustaf Deuchler. Die Dissertation verband Methoden d​er empirischen Psychologie m​it dem Mathematikunterricht i​n Volksschulen u​nd wurde a​ls „exakte u​nd fleißige, scharf geschliffene Arbeit“ gewertet.[2] 1926 w​ar Albrecht Wissenschaftlicher Assistent,[1] v​on 1927 b​is 1937 Wissenschaftlicher Rat a​m Seminar für Erziehungswissenschaft Hamburg[3],[4] d​ann Dozent u​nd ab 1939 Professor a​n der Hamburger Hansischen Hochschule für Lehrerbildung.[5] Albrecht g​ab mehrere Rechenbücher für Volksschüler heraus. Im November 1933 unterzeichnete e​r das Bekenntnis d​er deutschen Professoren z​u Adolf Hitler.[6] Er leitete e​inen Mathematik-Arbeitskreis d​es NS-Lehrerbunds i​m Gau Hamburg. Ab 1942 leitete e​r als Professor u​nd Oberstudiendirektor d​ie 1941 n​eu errichtete Lehrerbildungsanstalt I z​ur Ausbildung v​on Volksschullehrern i​n der Armgartstraße,[7] n​ach deren Zerstörung 1943 i​n der ehemaligen Oberschule a​m Stadtpark.[8]

Am 10. August 1945 reichte Albrecht e​inen Bericht über d​ie Tätigkeit d​er Lehrerbildungsanstalt während d​er NS-Zeit ein, i​n dem e​r darstellte, d​ass die NSDAP i​n seinem Institut keinen Einfluss gehabt habe.[9][10] Am 24. August 1945 schloss d​ie britische Militärverwaltung d​ie drei Lehrerbildungsanstalten i​n Hamburg.

Ausgehend v​on seinen Untersuchungen z​um Rechnen i​n den 1920er Jahren wirkte e​r über s​eine Zusammenarbeit m​it dem einflussreichen bayrischen Lehrerbildner u​nd Autor i​m Klinkhardt-Verlag Franz Huber für d​ie Volksschulpädagogik b​is in d​ie 1960er Jahre. Anders a​ls andere Leiter d​er Hamburger Lehrerbildungsanstalten, w​ie Heinrich Geffert, übernahm Albrecht n​ach 1945 k​eine Lehrfunktion mehr.

Schriften

  • Struktur und Entwicklung des sachrechnerischen Bewusstseins auf Grund spontan gebildeter Aufgaben grosstädtischer Volksschüler: Beiträge zur Psychologie d. Bildungsvorgangs im Jugendalter, Friedrich Mann’s pädagogisches Magazin 1064, Langensalza 1926 (Buchausgabe der Diss.)
  • Wege im Rechenunterricht der Volksschule Im Auftr. d. Württ. Lehrerunterstützungsvereins bearb., 326 S., Bonz & Comp, Stuttgart 1931. Rezension: R. Karselt: Die Deutsche Schule, Jg. 1931.
  • Mein Rechenbuch [In 8 Heften]. Im Auftr. d. württ. evang. Lehrer-Unterstützungsvereins hrsg. / Karl Albrecht. Mit [eingedr.] Bildern von Paul Breuninger, Klett, Stuttgart 1930–33
  • Fragen des Rechenunterrichts in der Gegenwart. In: Hamburger Lehrerzeitung, Jg. 13, 1934, Heft 14/15, S. 197–205
  • Mein Rechenbuch Im Auftr. d. NS.-Erzieherhilfe / bearb. v. Karl Albrecht [u. a.]. Mit Bildern v. Hermann Maier, Klett, Stuttgart 1935
  • Rechenbuch für Volksschulen. Im Auftr. d. Württ. Lehrer-Unterstützungsvereins bearb. von Karl Albrecht unter Mitarb. württ. Schulmänner, Klett, Stuttgart 1933
  • Hamburger Rechenbuch für Volksschulen. Hrsg. vom Nat.-soz. Lehrerbund, Gau Hamburg. Neubearb. d. Hamburger Schulrechenbuches. [Entstand im Arbeitskreis f. Rechnen d. NSLB., Gau Hamburg unter Führg. von K. Albrecht], 1935–1936
  • Rechnen und Raumlehre für Mittelschulen, Velhagen & Klasing, u. a., Bielefeld (mehrteiliges Werk), 1940-1943. Die einzelnen Bände unterschieden sich nach: Klassenstufe(1-6), Für Jungen / Für Mädchen, und Hauptschule/Mittelschule.
  • Hamburger Rechenbuch für Volksschulen [Entstand unter Führg. von K. Albrecht]. Hrsg. vom Nat. Soz. Lehrerbund, Gau Hamburg, 1940–1943
  • Volksschullehrerbildung. In: Hans Schemm (Hrsg.): Deutsches Bildungswesen. Zeitschrift des NSLB im ganzen Reichsgebiet, 1935, Heft 6, S. 346–364, Heft 7, S. 405–424, Heft 8–9, S. 474–503 Deutsches Bildungswesen
  • Flurbereinigung im mathematischen Unterricht der Volksschule. In: Die deutsche Schule. Klinkhardt, Leipzig 1938, Jg. 42, Heft 10, S. 365–373, urn:nbn:de:0111-bbf-spo-2417622
  • Friedrich Driesen. In: Die deutsche Schule. Klinkhardt, Leipzig 1939 Jg. 43, Heft 3, S. 82–89; urn:nbn:de:0111-bbf-spo-2421486
  • Franz Huber u. Josef Prestel (Hrsg.) unter Mitarbeit von Karl Albrecht: Unterrichtsführung und Unterrichtsgestaltung in den Volksschulfächern. 2. Auflage. Klinkhardt, Leipzig 1943; 3. neubearb. Auflage: Bad Heilbrunn 1950; 6. Auflage 1958
  • Störenfriede einer großstädtischen Volksschulklasse von 14jährigen Jungen, Sonderdruck der Zts. für Medizinische Psychologie, Göttingen 1952
  • Probleme, Ergebnisse und Formen deutscher Lehrerbildung: Eine zusammenschauende Betrachtung, In Lebendige Schule. Monatsschrift für Unterricht, Atlantik Verlag, List, Frankfurt/M. 1954, Heft 1: S. 8–20 und Heft 2: S. 71–88
  • Probleme, Ergebnisse und Formen deutscher Lehrerbildung, 50 S., Beiheft der Zeitschrift Lebendige Schule. Monatsschrift für Unterricht, Atlantik Verlag, List, Frankfurt/M. 1954

Literatur

  • Friedrich Drenckhahn: Der mathematische Unterricht für die sechs- bis fünfzehnjährige Jugend in der Bundesrepublik Deutschland, Göttingen 1958
  • Klaus Saul: Lehrerbildung in Demokratie und Diktatur. Zum Hamburger Reformmodell einer universitären Volksschullehrerausbildung. In: Eckart Krause, Ludwig Huber, Holder Fischer (Hrsg.): Hochschulalltag im Dritten Reich. Die Hamburger Universität 1933-1945 (Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, Band 3). Dietrich Reimer, Berlin / Hamburg 1991, S. 367-408
  • Ulrike Gutzmann: Von der Hochschule für Lehrerbildung zur Lehrerbildungsanstalt. Die Neuregelung der Volksschullehrerausbildung in der Zeit des Nationalsozialismus und ihre Umsetzung in Schleswig-Holstein und Hamburg. Droste, Düsseldorf 2000, ISBN 3-7700-1609-2
  • Uwe Schmidt: Hamburger Schulen im Dritten Reich. Hamburg 2010, ISBN 978-3-937816-74-6, S. 508; hup.sub.uni-hamburg.de (PDF; 7,7 MB)
  • Lutz Führer: Nicht jeder ist seines Glückes Schmied – Sozialkundliches im einstigen Mathematikunterricht. In: MU Beiträge zu seiner fachlichen und fachdidaktischen Gestaltung, 58, Heft 4, 2012, S. 4–25

Einzelnachweise

  1. Albrecht Karl. In: Gerhard Lüdtke (Hrsg.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Begründet von Joseph Kürschner. 6. Auflage. De Gruyter, Berlin 1941, OCLC 257208936, S. 10.
  2. Fritz Giese: Albrecht, K. Struktur und Entwicklung des sachrechnerischen Bewusstseins. In: Zeitschrift für pädagogische Psychologie und Jugendkunde, 1926, Band 27, S. 440
  3. Klaus-Peter Horn: Erziehungswissenschaft in Deutschland im 20. Jahrhundert: zur Entwicklung der sozialen und fachlichen Struktur der Disziplin von der Erstinstitutionalisierung bis zur Expansion. Julius Klinkhardt, 2003, ISBN 3-7815-1271-1, S. 32
  4. Hartwig Fiege: Die Lehrerbildung im Pädagogischen Institut der Universität Hamburg von 1945 bis 1969. Verlag Verein für Hamburgische Geschichte, 1991, ISBN 3-923356-43-9, S. 7
  5. Eckart Krause, Ludwig Huber, Holger Fischer: Hochschulalltag im „Dritten Reich“. D. Reimer, 1991, ISBN 3-496-00882-2, S. 1086
  6. Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. Überreicht vom Nat.-soz. Lehrerbund Deutschland, Gau Sachsen, o. J. [1933], Dresden-A. 1, S. 129; Textarchiv – Internet Archive.
  7. Ulrike Gutzmann: Von der Hochschule für Lehrerbildung zur Lehrerbildungsanstalt. Droste Verlag, 2000, ISBN 3-7700-1609-2, S. 625
  8. Uwe Schmidt: Hamburger Schulen im Dritten Reich. Hamburg 2010, ISBN 978-3-937816-74-6, S. 506 (Anm. 1852)
  9. Uwe Schmidt: Hamburger Schulen im Dritten Reich. Hamburg 2010, S. 733 (Anm. 2641), ISBN 978-3-937816-74-6
  10. Karl Albrecht: Bericht vom 10.8.1945. in: StAHH, 361-7 Staatsverwaltung – Schul- und Hochschulabteilung: 4026-07 [Schließung der Lehrerbildungsanstalten 1945–1946]
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