Kanaille von Catania
Die italienische Filmkomödie Kanaille von Catania entstand 1954 nach einem Drehbuch, das Vitaliano Brancati zusammen mit Regisseur Luigi Zampa schrieb. Der italienische Originaltitel L’arte di arrangiarsi steht für die Kunst, mit widrigen, wechselnden Lebensumständen zurechtzukommen, sich über Wasser zu halten. Wie schon in seinen ersten tragenden Filmrollen spielt Alberto Sordi einen üblen, anpasserischen Schlaumeier. Doch beschränkten sich die frühen Filme mit Sordi auf die Beziehungen zwischen Mann und Frau und auf die Familie, rückte in L’arte di arrangiarsi erstmals die Politik in den Mittelpunkt.[1] In den 1950er Jahren waren politische Satiren im italienischen Kino eine Rarität. Neben den Don-Camillo-Filmen war Zampas Film eine der seltenen Ausnahmen. Er spielte auf die Fähigkeit mancher Politiker an, sich an die Anforderungen verschiedener Epochen Italiens im 20. Jahrhundert anzupassen.[2][3]
Film | |
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Titel | Kanaille von Catania |
Originaltitel | L’arte di arrangiarsi |
Produktionsland | Italien |
Originalsprache | Italienisch |
Erscheinungsjahr | 1954 |
Länge | 85 Minuten |
Stab | |
Regie | Luigi Zampa |
Drehbuch | Vitaliano Brancati Luigi Zampa |
Produktion | Gianni Hecht Lucari |
Musik | Alessandro Cicognini |
Kamera | Marco Scarpelli |
Schnitt | Eraldo Da Roma |
Besetzung | |
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Handlung
Um 1910 in der sizilianischen Stadt Catania. Sasa ist Sekretär bei seinem Onkel, dem konservativen Bürgermeister. Er verliebt sich in die Sozialistin Lilli und verlässt ihretwegen die Anstellung beim Onkel und arbeitet nun in der Druckerei einer sozialistischen Zeitung. Bloß bevorzugt Lilli nach wie vor Giardini, den Anführer der Sozialisten.
Sasa legt Giardini Dokumente aus dem Büro seines Onkels vor, die belegen, dass mehrere konservative Politiker und Beamte sich mittels Korruption bereichert haben. Giardini klagt die Männer öffentlich an, doch Sasa verbrennt die Papiere, die Giardini als Beweis vorlegen wollte. Erstens hätten sie auch ihn selbst belastet, und zweitens wird er so den Nebenbuhler los, der wegen Verleumdung im Gefängnis landet. Doch dieser Zug bringt ihn bei Lilli nicht weiter. Er heiratet die dümmliche, verfettete Paola, Tochter des Besitzers der Mühlen von Catania. Als er 1915, nach Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg, einberufen wird, simuliert er erfolgreich und wird für dienstunfähig erklärt. Nach dem Krieg wird er wegen einer Frauengeschichte von einem sizilianischen Ehrenmann zum Duell gefordert. Er windet sich aus der Konfrontation heraus durch Berufung auf ein neues Gesetz der faschistischen Regierung, das Duelle verbietet. Er tritt den Faschisten bei und macht bei ihnen eifrig Karriere. Als gegen Ende des Zweiten Weltkriegs der Faschismus untergeht und die Kommunisten hoch im Kurs stehen, wechselt er auf ihre Seite, in der Hoffnung, den Besitz seiner Mühlen retten zu können. Nachdem sich in den Nachkriegsjahren die Christdemokraten durchgesetzt haben und die Kirche wieder ein Wörtchen mitzureden hat, stellt er sich auf ihre Seite. Um mit Grundstücksspekulation noch reicher zu werden, schmiert er in Rom einen Beamten. Dorthin hat es ihn wegen einer jungen Möchtegernschauspielerin gezogen, die zum Film will. Er wird Filmproduzent und stellt eine Produktion auf die Beine, die er mit dem Geld finanziert, das er für einen Steuerhinterzieher ins Ausland zu schaffen angeboten hatte. Dieser bekommt davon Wind und zeigt Sasa an. Auf seine alten Jahre verliert er alles und wird eingebuchtet. Nach der Entlassung überlebt er als Straßenverkäufer von Rasierklingen.
Kritik
Jean A. Gili nannte den Film einen Ausfluss von Drehbuchautor Brancatis gewohntem sarkastischen Pessimismus. Die äußerliche Wandelbarkeit des Hauptdarstellers bringe seinen ideologischen Transformismus zum Ausdruck: „Sordi verleiht diesem schändlichen Italien seine Gesichtszüge und gibt es glaubhaft wieder, indem er Schlappheit mit Zynismus mischt, und Kriechertum mit dem dramatischem Bewusstsein für Nottaufen im Lauf der Geschichte.“[3] Das Lexikon des internationalen Films meinte, die Ausführung halte nicht ganz, was die Idee verspreche.[4]
Weblinks
- Kanaille von Catania in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Goffredo Fofi: Lachen auf italienisch. In: Filmkritik Nr. 8/1964, S. 397–398
- Rémi Fournier Lanzoni: Comedy Italian style. Continuum, New York 2008, ISBN 978-0-8264-1822-7, S. 25
- Jean A. Gili: La comédie italienne. Henri Veyrier, Paris 1983, ISBN 2-85199-309-7, S. 98
- Kanaille von Catania. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.