Kamoya Kimeu
Kamoya „Mac“ Kimeu (* um 1940) ist ein kenianischer Paläoanthropologe und war der Assistent von Louis Leakey. Er war an der Entdeckung zahlreicher Fossilien von frühen Vorfahren des modernen Menschen (Homo sapiens) in Kenia und Tansania beteiligt.
Seine Karriere begann Anfang der 1960er-Jahre, als Louis Leakey ein Team von einheimischen Helfern zusammenstellte, die darauf trainiert waren, aus dem Erdreich heraus erodierte Fossilien zu entdecken. Dieses Team trug den inoffiziellen Namen „Hominid Gang“ (Hominiden-Gang) aufgrund der gesuchten Fossilien und der Zuverlässigkeit, mit der diese Gruppe – deren Leiter und Ausbilder Kimeu war – suchte und eine beträchtliche Anzahl von Resten fand, die von zentralem Interesse für die Studie des Stammbaumes der menschlichen Art war. Hierzu gehörte 1964 das Fossil Peninj 1, ein Unterkiefer von Paranthropus boisei (siehe Abbildung), aus dessen Bau Louis Leakey ableitete, dass diese Art – anders als damals vermutet wurde – nicht zu den direkten Ahnen des Menschen gehört. 1973 entdeckte er den bislang vollständigsten Schädel von Homo habilis, das Fossil KNM-ER 1813. Kimeu setzte seine Tätigkeit später unter Richard Leakey fort und wurde unter anderem 1984 Entdecker des ersten Fragments vom Nariokotome-Jungen, des nahezu vollständigen Skeletts eines beim Tod vermutlich etwa 8- bis 9-jährigen Homo erectus, dessen Alter auf ca. 1,5 Mio. Jahre datiert wurde. Ein Jahr zuvor hatte er das rund 1,7 Millionen Jahre alte, weibliche Skelett KNM-ER 1808 eines Homo erectus entdeckt, das die für Hypervitaminose A typischen Formen von Knochenmissbildungen aufwies, verursacht vermutlich durch den Verzehr extrem großer Mengen von Leber.[1]
1967 hatte er zudem im Verlauf der International Omo Research Expedition die nach ihm benannte Fundstätte KHS („Kamoya’s Hominid Site“) entdeckt, aus der kurz darauf die Fossilien Omo 1 und Omo 2 geborgen wurden.[2]
Ab 1977 war er als Kurator der National Museums of Kenya für die Sammlungen aus den kenianischen Fossilien-Fundstätten zuständig.
Die National Geographic Society verlieh ihm 1985 die John-Oliver-LaGorce-Medaille, die zuvor u. a. der Polarforscher Robert Peary und die Flugpionierin Amelia Earhart erhalten hatten; die Medaille wurde ihm durch US-Präsident Ronald Reagan im Weißen Haus überreicht, „was kein schlechtes Kompliment für einen Autodidakten, den Sohn eines M'kamba-Kleinbauern“ war.[3]
Ihm zu Ehren wurde ferner eine Gattung und eine Art der Primaten benannt: Kamoyapithecus hamiltoni und Cercopithecoides kimeui.
Weblinks
- Rebecca Johnshon: Paleoanthropologist Profiles, 2 (Memento vom 11. Mai 2008 im Internet Archive) (darunter auch Kamoya Kimeu)
- Fossil Finders: Kamoya Kimeu. Auf: leakeyfoundation.org vom 13. April 2018.
Belege
- Alan Walker, Michael R. Zimmerman, Richard Leakey: A possible case of hypervitaminosis A in Homo erectus. In: Nature. Band 296, 1982, S. 248–250, doi:10.1038/296248a0.
- Eintrag KHS in: Bernard Wood: Wiley-Blackwell Encyclopedia of Human Evolution. Wiley-Blackwell, 2011, ISBN 978-1-4051-5510-6.
- Alan Walker, Pat Shipman: Turkana-Junge. Auf der Suche nach dem ersten Menschen. Galila Verlag, Etsdorf am Kamp 2011, S. 17, ISBN 978-3-902533-77-7.