Kalderimi

Ein Kalderimi (griechisch καλντερίμι (n. sg.), Mehrzahl Kalderimia) ist ein gepflasterter Saumpfad in Griechenland. Die sorgfältig angelegten Wege sind mindestens 300, wahrscheinlich aber über 1000 Jahre alt. In vom Straßenverkehr weniger erschlossenen Gebieten, etwa auf Kreta, findet sich noch heute ein dichtes Kalderimi-Netz.

Kalderimi durch die Aradena-Schlucht auf Kreta

Geschichtliches

Die Entstehungszeit der Wege ist ungeklärt. Die Herkunft des Wortes Kalderimi aus dem Türkischen (türk. kaldırım „Fußweg“) lässt viele vermuten, die Wege seien in der „Türkenzeit“ (1669–1898) errichtet worden, doch stammt das türkische Wort seinerseits aus dem Altgriechischen (καλλί δρόμος guter Lauf(-Weg)).[1][2] Dies lässt eher vermuten, dass die Osmanen derartige Wege bei den Byzantinern kennenlernten und später Bau und Unterhaltung systematisierten.

Vermutlich sind sie aber auch nicht älter als die byzantinische Zeit (ab 395), da in der griechischen Antike eher Fahrstraßen üblich waren und Fälle dokumentiert sind, in denen solche Straßen von modernen Kalderimia durchschnitten werden. Dazu passt, dass in byzantinischer Zeit das Transportwesen von Fahrzeugen auf Packtiere umgestellt wurde.[3] Nach anderer Meinung gab es bereits in der Antike ein enges Netz von Saumpfaden, auf dem der Großteil des Warentransports abgewickelt wurde.[4]

Verbreitung und Bedeutung

Kreta ist von einem Kalderimi-Netz durchzogen, dessen Länge auf mehrere tausend Kilometer geschätzt wird, und alle Dörfer, Siedlungen, Kapellen, Burgen und Almen verbindet. Vier Wege durchqueren sogar die Lefka Ori.[5]

Der Kalderimi d​urch die Imbros-Schlucht, damals d​ie einzige Verbindung zwischen Askifou u​nd der Südküste, diente 1941 d​en Alliierten n​ach der Schlacht u​m Kreta a​ls Rückzugsweg; z​war mussten s​ie alles schwere Gerät zurücklassen, konnten a​ber den größten Teil i​hrer Truppen i​n Chora Sfakion ausschiffen.

Berühmtester Kalderimi i​st die Querung d​er Aradena-Schlucht a​uf Kreta. Auch i​n vielen anderen Gebieten Griechenlands finden s​ich gut erhaltene Kalderimia (siehe „Weblinks“).

Ist ein Ort nur von Maultieren über einen Kalderimi erreichbar, begrenzt dies Größe und Gewicht der Gegenstände, die nach oder von dort unzerlegt transportiert werden können. Der schwerste nicht-lokale Gegenstand, der bei Untersuchungen in der kretischen Sfakia jemals gefunden wurde, war die 90 kg schwere gusseiserne Platte einer Olivenpresse.[5]

Bauweise

Die aufwändigsten Kalderimia, vor allem in Schluchtquerungen, weisen eine Breite von 4 m auf, sind mit glatten Steinen sorgfältig gepflastert und mit Seitenmauern gesichert.[5] Daneben finden sich auch befestigte Wege geringeren Standards. In offenem Gelände mit geringerer Steigung kann die Befestigung auch völlig fehlen.

Erhaltung

Da die Kalderimia seit Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr unterhalten werden, sind sie von Erosion bedroht, vor allem dort, wo sie Abflussrinnen kreuzen. Wesentlich größer ist die Gefahr durch den modernen Straßenbau, der sich umstandslos ihrer Trassen bedient oder sie durch Abraummaterial verschüttet. Vereinzelt wurden im Rahmen des LEADER-Projekts der EU Kalderimia restauriert, so zwischen Loutro und Anopoli. Doch generell ist das Verständnis für die Erhaltung dieses kulturellen Erbes bislang gering.

Einzelreferenzen

  1. Hincal Uluc in der türkischen Zeitung Sabah, englisch in Aegean Times (Memento des Originals vom 6. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/aegeantimes.net.
  2. Türkisches etymologisches Online-Wörterbuch nisanyansozluk
  3. Yanis A. Pikoulas: The Road-Network of Arkadia. In: Thomas Heine Nielsen, James Roy (Hrsg.): Defining Ancient Arkadia: Symposium, April, 1-4 1998. Kgl. Danske Videnskabernes Selskab, 1999, ISBN 87-7876-160-3, S. 304.
  4. Hans Lohmann: Antike Straßen und Saumpfade in Attika und der Megaris. In: Eckart Olshausen, Holger Sonnabend (Hrsg.): Stuttgarter Kolloquium zur historischen Geographie des Altertums, 7, 1999. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08053-8, S. 145.
  5. Oliver Rackham, Jennifer Moody: The Making of the Cretan Landscape. Manchester University Press, Manchester, New York 1997, ISBN 0-7190-3647-X, S. 156.
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