KZ-Außenlager Haunstetten
Das KZ-Außenlager Haunstetten mit bis zu 2.700 KZ-Häftlingen war vom 9. Februar 1943 bis zum 20. April 1944 eines der 169 Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Nach dem schweren Luftangriff am 13. April 1944 wurde die Produktion ab 27. April in das KZ-Außenlager Augsburg-Pfersee verlagert.[1]
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Lage KZ-Außenlager Haunstetten – heute Stadtteil Augsburgs – in Bayern. |
Geschichte
Das KZ-Außenlager Haunstetten bestand mit 2700 Häftlingen in ca. 14 oder 15 Baracken seit dem 9. Februar 1943 auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube und war das größte in Augsburg. Es wurde eingerichtet, da für die Produktion in den Messerschmitt-Werken zunehmend Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge eingesetzt werden mussten, da die heimischen Arbeiter Kriegsdienst versahen. Das Lager war mit einem Stacheldrahtzaun umgeben und durch vier Wachtürme gesichert. In der Umgebung gab es auch Lager für Zwangsarbeiter. Neben Haunstetten, das damals eine selbständige Gemeinde war, gab es in Augsburg KZ-Außenlager in den Stadtteilen Kriegshaber und Pfersee. Nach der Zerstörung durch die Bombenangriffe wurde das KZ-Außenlager aufgelöst und die Häftlinge in andere Lager verlegt, z. B. Pfersee oder Leonberg.
Das Außenlager während der Luftangriffe 1944
Bei den Luftangriffen der Alliierten, von denen der verheerendste Angriff am Mittag des 25. Februars 1944 erfolgte und die nächsten am 16. März und 13. April sowie am 19. Juli 1944 kamen in Haunstetten hunderte von Menschen um, darunter Bewohner, Arbeiter der Messerschmittwerke und Häftlinge des Außenlagers. Die 128 Opfer aus dem KZ-Außenlager stammten aus 14 Ländern Europas, davon aus Deutschland 35, aus Polen 34, aus Frankreich 19, aus Österreich 10, aus Italien 9, aus der Tschechoslowakei 4, aus Belgien 3, aus den Niederlanden 3, aus Jugoslawien 2, aus Russland 2, aus Litauen 2, aus Estland 1, aus Griechenland 1 und Ungarn 1.
Suche nach den Namen und der Herkunft der Opfer
Nach Recherchen in den noch vorhandenen Quellen konnten die Namen und die Herkunft der 128 bei den Bombenangriffen getöteten KZ-Häftlingen vom Kulturkreis Haunstetten e.V. recherchiert und veröffentlicht werden. Die Opfer waren meist Männer um die 20 Jahre.
Diese Sterbefälle waren teilweise auf schriftliche Anzeige der Kommandantur des Konzentrationslagers Dachau im Sterbebuch von 1942 bis 1945 der Gemeinde Haunstetten eingetragen worden. Andere Angriffsopfer fanden sich im Buch des Standesamtes Augsburg, gemeldet vom Lager Dachau Außenkommando Haunstetten. Registriert sind außer den Namen, Geburtsdatum und Ort, der letzte Wohnort vor dem Lager, der Beruf, der Auffindungsort und die Staatsangehörigkeit. Wo die einzelnen Opfer jeweils begraben wurden, ist unklar. Es gab bis 1949 vier Massengräber auf dem Westfriedhof und auf dem Protestantischen Friedhof.
Heutiges Bild
Der Bereich des damaligen Außenlagers Haunstetten ist heute im Außenbereich mit Wohnbebauung und im Innenbereich durch einen Park mit Spielplätzen belegt. Im Park befindet sich ein kleiner Hain mit Gedenktafel und einem Mahnmal des Künstlers Claus Scheele (Mai 1985). Hier steht die Gedenktafel von 2008 mit den Namen, der Altersangabe und der Nationalität der Getöteten sowie die Daten der Bombenangriffe. Das Gelände wurde in der Nachkriegszeit nach Hermann Frieb, einem bayerischen Sozialdemokraten und Widerstandskämpfer in der Zeit des Nationalsozialismus benannt.
Literatur
- Wolfgang Kučera: Fremdarbeiter und KZ-Häftlinge in der Augsburger Rüstungsindustrie, AV-Verlag, Augsburg 1996, 123 S., ISBN 3-925274-28-6.
- Gernot Römer: Für die Vergessenen, KZ Außenlager in Schwaben – Schwaben in Konzentrationslagern, Berichte, Dokumente, Zahlen und Bilder, Verlag Presse-Druck- und Verlags-GmbH, Augsburg 1984, 231 Seiten, ISBN 3-89639-047-3, ISBN 978-3-89639-047-9, S. 83–91
- Wolfgang Kučera: Augsburg-Haunstetten, in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2 Frühe Lager Dachau, Emslandlager, C.H. Beck, 2005, 607 Seiten, ISBN 3-406-52962-3, S. 283–286.
- Karl Filser: Haunstetten im Bombenkrieg – zur 50. Wiederkehr des ersten Luftangriffs am 25. Februar 1944, im Auftrag des Kulturkreises Haunstetten, Augsburg 1994, 32 S., OCLC 165112573
- Constanze Werner: KZ-Friedhöfe und -Gedenkstätten in Bayern – Wenn das neue Geschlecht erkennt, was das alte verschuldet …, 1. Auflage, Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Schnell & Steiner, Regensburg 2011, 439 S., ISBN 978-3-7954-2483-1, S. 250–258
nicht verfügbar
- Jan Konsinski: Man zählt jeden Tag, Krakau, 1980 (KZ-Museum Dachau 22.263)
Einzelnachweise
- Webseite Halle 116 in der ehemaligen Sheridan-Kaserne auf augsburg.de/kultur/erinnerungskultur. Abgerufen am 10. Oktober 2020.