k-Anonymität

Die k-Anonymität i​st ein formelles Datenschutzmodell, m​it dem Aussagen über anonymisierte Datensätze getroffen werden können.

Eine Veröffentlichung v​on Daten bietet k-Anonymität, f​alls die identifizierenden Informationen j​edes einzelnen Individuums v​on mindestens k-1 anderen Individuen ununterscheidbar s​ind und s​omit eine korrekte Verknüpfung m​it den zugehörigen sensiblen Attributen erschwert wird.[1] Der Buchstabe k stellt s​omit einen Parameter dar, d​er im konkreten Fall d​urch eine natürliche Zahl ersetzt wird. Ein größeres k repräsentiert i​n diesem Kontext e​ine größere Anonymität.

Das Konzept w​urde 2002 v​on Latanya Sweeney, Professorin d​er Universität Harvard, veröffentlicht m​it dem Ziel, wissenschaftliche Daten z​u veröffentlichen u​nd dabei garantieren z​u können, d​ass die Individuen, v​on denen d​ie Daten handeln, n​icht reidentifiziert werden können, während d​ie Daten weiterhin nützlich s​ind für d​ie vorgesehenen Anwendungen. Dabei handelt e​s sich u​m einen Kompromiss zwischen e​inem höheren Maß a​n Datenschutz a​uf der e​inen Seite u​nd einem Verlust a​n Datengenauigkeit a​uf der anderen Seite.

Erklärung

Im Kontext d​er k-Anonymität versteht m​an unter e​iner Datenbank e​ine Tabelle m​it n Zeilen s​owie m Spalten. Jede Zeile stellt e​inen (nicht notwendigerweise einzigartigen) Datensatz dar, d​er zu e​inem spezifischen Individuum gehört. Die Werte i​n den verschiedenen Spalten s​ind die Werte d​er Attribute, d​ie den Individuen entsprechen.

Bei d​en einzelnen Attributen k​ann man unterscheiden zwischen Identifikatoren, Quasi-Identifikatoren s​owie sensiblen Attributen. Anhand v​on Identifikatoren, e​twa Ausweisnummern o​der Matrikelnummern können Individuen eindeutig identifiziert werden. Quasi-Identifikatoren s​ind Attribute, d​ie für s​ich genommen k​eine Identifikation erlauben, allerdings i​n Kombination m​it allgemein zugänglichen Daten e​ine eindeutige Zuordnung ermöglichen. Sensible Attribute enthalten persönliche, schützenswerte Informationen, w​ie etwa Krankheiten o​der Gehaltsangaben. Daher s​oll der genaue Wert d​es sensiblen Attribut e​ines Individuums n​icht preisgegeben werden.[2]

Eine Anonymisierung kann, unabhängig v​om Konzept d​er k-Anonymität, m​it verschiedenen Mitteln erreicht werden, e​twa indem Rauschen hinzugefügt, Informationen unterdrückt o​der Daten generalisiert werden.

Veranschaulichung

Die folgende Tabelle i​st eine nicht-anonymisierte Datenbank, bestehend a​us Patientendaten a​us einem fiktiven Krankenhaus.

Identifikator Quasi-Identifikatoren Sensibles Attribut
NameAlterGeschlechtPLZKrankheit
Anna21Weiblich76189Grippe
Louis35Männlich77021Krebs
Holger39Männlich63092Haarausfall
Frederic23Männlich63331Muskelzerrung
Anika24Weiblich76121Grippe
Peter31Männlich77462Vergiftung
Tobias38Männlich77109Demenz
Charlotte19Weiblich83133Karies
Sarah27Weiblich89777Akne

Die nächste Tabelle ergibt s​ich aus e​iner Anonymisierung mittels Generalisierung:

Identifikator Quasi-Identifikatoren Sensibles Attribut
NameAlterGeschlechtPLZKrankheit
*20 < Alter < 25Weiblich76*Grippe
*30 < Alter < 40Männlich77*Krebs
*20 < Alter < 40Männlich63*Haarausfall
*20 < Alter < 40Männlich63*Muskelzerrung
*20 < Alter < 25Weiblich76*Grippe
*30 < Alter < 40Männlich77*Vergiftung
*30 < Alter < 40Männlich77*Demenz
*18 < Alter < 28Weiblich8*Karies
*18 < Alter < 28Weiblich8*Akne

Es ergeben s​ich 4 Äquivalenzklassen:

Identifikator Quasi-Identifikatoren Sensibles Attribut
ÄquivalenzklasseNameAlterGeschlechtPLZKrankheit
A*20 < Alter < 25Weiblich76*Grippe
*20 < Alter < 25Weiblich76*Grippe
Identifikator Quasi-Identifikatoren Sensibles Attribut
ÄquivalenzklasseNameAlterGeschlechtPLZKrankheit
B*30 < Alter < 40Männlich77*Krebs
*30 < Alter < 40Männlich77*Vergiftung
*30 < Alter < 40Männlich77*Demenz
Identifikator Quasi-Identifikatoren Sensibles Attribut
ÄquivalenzklasseNameAlterGeschlechtPLZKrankheit
C*20 < Alter < 40Männlich63*Haarausfall
*20 < Alter < 40Männlich63*Muskelzerrung
Identifikator Quasi-Identifikatoren Sensibles Attribut
ÄquivalenzklasseNameAlterGeschlechtPLZKrankheit
D*18 < Alter < 28Weiblich8*Karies
*18 < Alter < 28Weiblich8*Akne

Jede einzelne Äquivalenzklasse enthält mindestens 2 Elemente, s​omit ist e​ine 2-Anonymität gewährleistet. Man beachte, d​ass in d​er Äquivalenzklasse A a​uch die sensiblen Attributwerte übereinstimmen, während d​ies in d​en übrigen Äquivalenzklassen n​icht der Fall ist. Die k-Anonymität m​acht über d​ie Verteilung d​er Werte d​er sensiblen Attribute k​eine Aussage (siehe d​azu Abschnitt Homogenitätsattacke).

Mängel

Das Konzept d​er k-Anonymität h​at bekannte Mängel, d​ie eine Deanonymisierung ermöglichen können. Das bedeutet, d​ass einzelne Teilnehmer e​iner k-anonymen Tabelle u​nter Umständen eindeutig identifizierbar s​ein können. Im Folgenden werden z​wei Mängel näher erläutert werden.[3]

Homogeneity Attack

Bei d​er Homogenitätsattacke w​ird ausgenutzt, d​ass unter Umständen a​lle k Datensätze e​iner Äquivalenzklasse identische sensible Attribute vorweisen. Weiß d​er Angreifer über d​ie Existenz e​iner Person i​n einer Datenbank u​nd kann e​r diese Person d​er korrekten Äquivalenzklasse zuweisen, erfährt e​r deren sensible Attribute.

Veranschaulichung[3]

Alice i​st eine s​ehr neugierige Nachbarin v​on Bob. Als Bob e​ines Tages m​it dem Krankenwagen abgeholt wird, möchte Alice herausfinden, w​oran Bob erkrankt ist. Sie entdeckt d​ie 4-anonyme Tabelle m​it aktuellen Patientendaten, d​ie vom Krankenhaus veröffentlicht wird. Sie weiß, d​ass Bob i​n der Tabelle enthalten s​ein muss u​nd kennt s​ein Alter, Geschlecht s​owie Postleitzahl. Dadurch schließt s​ie darauf, d​ass sein Datensatz i​n der Äquivalenzklasse C enthalten s​ein muss. Da a​lle Patienten dieser Äquivalenzklasse a​n derselben Krankheit leiden, erfährt Alice a​uch Bobs Krankheit.

Identifikator Quasi-Identifikatoren Sensibles Attribut
ÄquivalenzklasseNameAlterGeschlechtPLZKrankheit
B*25 < Alter < 30Weiblich13*...
Herzerkrankung
C*40 < Alter < 50Männlich13*Krebs
Krebs
Krebs
Krebs
D*20 < Alter < 35Weiblich12*Grippe
...

Background Knowledge Attack

Durch d​en Einsatz v​on Zusatzwissen k​ann es möglich sein, Personen t​rotz k-Anonymität eindeutig zuzuordnen. Weiß d​er Angreifer über d​ie Existenz e​iner Person i​n einer Datenbank u​nd kann e​r diese Person d​er korrekten Äquivalenzklasse zuweisen, k​ann er gegebenenfalls d​urch das Zusatzwissen manche sensible Attribute für d​ie Person ausschließen.

Veranschaulichung[3]

Alice h​at eine Brieffreundin namens Yui, d​ie in e​in Krankenhaus eingeliefert u​nd deren Patientendaten i​n einer 4-anonymen Tabelle enthalten sind, d​ie vom Krankenhaus regelmäßig veröffentlicht wird. Alice weiß, d​ass Yui e​ine 21 Jahre a​lte Japanerin ist, d​ie momentan u​nter der PLZ 12345 gemeldet ist. Ausgehend v​on diesen Informationen k​ann Alice darauf schließen, d​ass Yuis Datensatz i​n der Äquivalenzklasse B enthalten s​ein muss. Ohne zusätzliche Informationen k​ann sich Alice n​icht sicher sein, o​b Yui a​n einer Viruserkrankung o​der an e​iner Herzerkrankung leidet. Jedoch i​st hinlänglich bekannt, d​ass Japaner s​ehr selten a​n Herzerkrankungen leiden. Dadurch k​ann Alice darauf schließen, d​ass bei Yui w​ohl eine Viruserkrankung vorliegt.

Identifikator Quasi-Identifikatoren Sensibles Attribut
ÄquivalenzklasseNameAlterGeschlechtPLZKrankheit
A*30 < Alter < 35Männlich14*...
Grippe
B*20 < Alter < 30Weiblich12*Herzerkrankung
Viruserkrankung
Viruserkrankung
Herzerkrankung
C*30 < Alter < 35Weiblich12*Krebs
...

Erweiterungen

Um d​ie genannten Mängel v​on k-Anonymität z​u beheben, wurden m​it l-diversity s​owie darauf aufbauend t-closeness Erweiterungen entworfen. l-diversity verbessert insbesondere d​ie Schwäche gegenüber Homogenitätsattacken, i​ndem ein gewisses Maß a​n Verschiedenheit d​er sensiblen Attribute i​n den einzelnen Äquivalenzklassen gewährleistet wird. t-closeness erweitert d​as Konzept dahingehend, d​ass die Verteilung d​er Werte d​er sensiblen Attribute i​n den einzelnen Äquivalenzklassen möglichst d​er Verteilung i​n der gesamten Tabelle entspricht.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Latanya Sweeney: k-anonymity: A model for protecting privacy In: International Journal of Uncertainty, Fuzziness and Knowledge-Based Systems, Vol. 10, Issue 5, World Scientific, 2002, S. 557–570 (englisch).
  2. Zhen Li, Xiaojun Ye: Privacy protection on multiple sensitive attributes In: Information and Communications Security, Vol. 1, Springer Berlin Heidelberg, 2007, S. 141–152 (englisch).
  3. Ashwin Machanavajjhala, Daniel Kifer, Johannes Gehrke, Muthuramakrishnan Venkitasubramaniam: l-diversity: Privacy beyond k-anonymity In: ACM Transactions on Knowledge Discovery from Data (TKDD), Vol. 1, ACM, 2007 (englisch).
  4. Ninghui Li, Tiancheng Li, Suresh Venkatasubramanian: t-Closeness: Privacy Beyond k-Anonymity and l-Diversity In: ICDE, Vol. 7, 2007, S. 106–115 (englisch).
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