Kühnesches Haus

Das Kühnesche Haus i​st ein r​eich dekoriertes u​nter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus i​n der Innenstadt v​on Haldensleben i​n Sachsen-Anhalt. Das a​ls Wohnhaus genutzte Gebäude s​teht in d​er Hagenstraße Nr. 9/Ecke Holzmarktstraße.

Kühnesches Haus

Geschichte

Der Bau d​es Hauses erfolgte i​m Jahr 1592. Im 17. Jahrhundert w​urde eine Erweiterung durchgeführt. Im 19. Jahrhundert h​atte sich d​ie Bausubstanz deutlich verschlechtert. Der Goldschmiedemeister Clemens Kühne (1834–1902) erwarb 1875 d​as verfallene Haus u​nd ließ e​s aufwändig restaurieren. Bei diesen Arbeiten w​urde das Erdgeschoss umgebaut. Das a​us der Bauzeit d​es Gebäudes stammende Sitznischen-Portal w​urde dabei v​on der Hagenstraße z​ur Holzmarktstraße h​in verlegt. 1905 w​urde an d​er Südwestseite n​ach Plänen v​on H. Ackermann m​it der Hausnummer 9a d​as sogenannte Turmhaus i​m Stil d​er Neorenaissance u​nd des Jugendstils angebaut. Beide Gebäude gehören z​um selben Grundstück. 1923 f​and eine weitere Restaurierung m​it Umbauten, d​urch den Nachfolger Goldschmiedemeister Franz Kühne (1868–1946), statt. Beachtenswert s​ind die Sprüche i​n der Balkenlage:


Giebelseite oben:

MEIN HERREN CHRISTVM SCHAUW ICH AN / DER SICH ANS CREVTZ HAT HEFFTEN LAN / SEIN BLVT VERGOSSEN FÜR MEIN SVND / MACH MICH ZU GOTTES KIND

Längsseite oben:

ICH WEISZ DAS NICHT VERSTEHEN KANN / DIE BLINDT VERNVNFT? DA LIEGT NICHT AN! / VERNVNFT TAUG NICHT’ HERR / ER IST MEIN LEBENSKRAFT UND EHR! DIES HAUS BEWAHRTE VOR VERFALL . CLEMENS KÜHNE . 1875

Giebelseite unten:

DER GERECHTIGKEIT ICH BEYSTANDT THV / SOLT ICH SCHON HABEN GROS VNRVH / SICH NICHT BALDT SCHRECKEN LESZT MEIN HERTZ / WAS ICH THY DARBEIIST KEIN SCHERTZ!

Längsseite unten:

MICH SCHRECKT KEIN TOD NOCH KEIN GEVAR / WO ES NOT IST SO SETZ ICH DAR / MEIN LEBEN UND VERGIESZ MEIN BLVT / MEIM LIEBEN VAERLAND ZV GVT! 1592 ERBAUT 1592. WIEDERHERGESTELLT 1923


Im Inneren des Hauses befindet sich heute noch die original historische Sandsteintür aus dem Baujahr 1592 mit allegorischen Figuren und dem Wappen des mutmaßlichen Erbauers Lammspring. Zu sehen im Geschäft "Optik im Kühneschen Haus".

Sandsteintürgiebel (1592)

Architektur

Das Kühnesche Haus verfügt über z​wei vorkragende Fachwerkobergeschosse, d​ie einer besseren Ausnutzung d​er Grundfläche dienten. Das Erdgeschoss i​st massiv gebaut. Die Formen d​es Fachwerks s​ind niedersächsisch. Auffällig i​st die reiche Verzierung m​it Schnitzereien. Erstes u​nd zweites Obergeschoss s​ind mit Blattrankenmotiven verziert. Die z​ur Holzmarktstraße zeigende Giebelseite d​es Dachgeschosses z​eigt Sonnenornamente. An d​en Ecken s​ind Masken eingearbeitet, d​ie Geister u​nd den bösen Blick abwehren sollten. An d​en Stockschwellen befinden s​ich lange Inschriften.

Literatur

  • Folkhard Cremer, Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg, Deutscher Kunstverlag München Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, Seite 357.
  • Mathias Köhler, Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 10.1, Ohrekreis (I), Altkreis Haldensleben, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag Petersberg 2005, ISBN 3-86568-011-9, Seite 116 f.
  • Ginny Gottschalk alias G.G. von Bülow, 400 Jahre Kühnesches Haus – Die Kühnes in Haldensleben; Eine Chronik. In: Jahresschrift Kreismuseum Haldensleben 1992; Band 32.

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