Kärntner Heimatdienst
Der Kärntner Heimatdienst (KHD) ist satzungsgemäß eine „Kärntner patriotische Bürgerinitiative“, die an keine Partei gebunden ist. Mit der Namensgebung sollte der Bezug zum K.H.D. aufgezeigt werden. Der KHD gilt seit der Neugründung 1957 als deutschnationale Organisation. Er war an der Gründung der umstrittenen Ulrichsberggemeinschaft 1958 maßgeblich beteiligt. Der KHD hat zurzeit nach eigenen Angaben 20.000 Mitglieder.
Kärntner Heimatdienst (KHD) | |
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Zweck: | Parteifreie patriotische Bürgerinitiative |
Vorsitz: | Josef Feldner |
Gründungsdatum: | 24. Jänner 1957 |
Mitgliederzahl: | ca. 20.000 |
Sitz: | Klagenfurt |
Website: | www.khd.at |
Geschichte
Gründung 1957
1957 wurde der Kärntner Heimatdienst neugegründet. In der Gründungsversammlung wurde Walter Lakomy zum Obmann gewählt. In Schreiben an bekannte Kärntner Persönlichkeiten wurde darauf hingewiesen, dass der neue Verband ähnlich dem seinerzeitigen Kärntner Heimatdienst auf breiter Grundlage die Interessen der Kärntner Heimat vertreten will.
„Der Kärntner Heimatdienst ... ist parteipolitisch ungebunden und gemeinnützig..., Zweck des Kärntner Heimatdienstes ist die Stärkung der Liebe und Treue zur Heimat Kärnten und zum Vaterland Österreich …“
Jahrzehnte hindurch fungierte der Kärntner Heimatdienst als Dachverband heimattreuer Körperschaften. Umstritten ist die Rolle des Kärntner Heimatdienstes im Kärntner Ortstafelstreit, auf dessen Höhepunkt 1972 im sogenannten „Ortstafelsturm“ zweisprachige Ortstafeln zerstört wurden. Wiederholte Vermutungen, dass der Kärntner Heimatdienst Organisator des Ortstafelsturms war, konnten bisher nicht bewiesen werden.[1]
Seit den siebziger Jahren unternahm der KHD keinerlei Anstrengungen mehr, Vereine oder andere juristische Personen als Mitglieder zu gewinnen. Die Bildung von losen und flexiblen Zweckbündnissen zur Bewältigung größerer Aufgaben erwies sich als wirkungsvoller als ein enger Zusammenschluss zu einem Dachverband.
So konzentrierte sich der KHD in den Folgejahren auf die Werbung von Einzelmitgliedern und Förderern, die er über seine Zeitungen „Der Kärntner“ (adressierte Auflage Anfang 2009: 35.000) und der Mitte der neunziger Jahre zusätzlich geschaffenen Zeitung „KHD-Intern“ (Auflage: 10.000) erfolgreich gestalten konnte.
Auf diese Weise konnten schließlich im Laufe der Zeit rund 20.000 Mitglieder und Förderer gewonnen werden. Darunter auch einige tausend aus den anderen Bundesländern, zumal sich seit etwa 1990 der KHD-Aufgabenbereich sukzessive auf gesamtösterreichische Themen erweiterte.
Kärntner Konsensgruppe
Dennoch zählte die Kärntner Grenzlandarbeit auch nach 1990 zu den Hauptaufgaben des KHD, wobei jedoch neben Kritik an Aussagen slowenischer Vereinsfunktionäre insbesondere in den Bereichen Minderheitenschulen, Amtssprache bzw. Kirchensprache, dem Bekenntnis zu einem friedlichen Miteinander ein immer größerer Stellenwert eingeräumt wurde. Trotz zunächst fehlender Resonanz bei den Slowenenverbänden unternahm die KHD-Jahreshauptversammlung am 20. April 1991 einen weiteren Vorstoß und beschloss – auch mit den Stimmen der Delegierten des Kärntner Abwehrkämpferbundes – „ein 10-Punkte-Programm einstimmig“, dessen Punkt 10 den Titel „Der Weg zum friedlichen Miteinander: KHD für Dialog mit den Slowenen“ führte.
Erst 1997 gaben die beiden Slowenenverbände endgültig ihren Widerstand gegen einen Dialog mit dem KHD auf und sagten ihre Teilnahme an einem nunmehr von Landeshauptmann Christof Zernatto initiierten „Runden Tisch“ zu. Unter dem Vorsitz des Landeshauptmannes fanden sich erstmals Vertreter der Kärntner Heimatverbände mit Vertretern der Slowenenverbände und weiteren namhaften Persönlichkeiten des Landes Kärnten zu ausführlichen Gesprächen zusammen.
Das Ergebnis dieser Gespräche wurde in einer „Prinzipienerklärung“ zusammengefasst. Acht Jahre später kam es zu einem Durchbruch: 2005 wurde mit einem Kompromiss in der Ortstafelfrage zwischen dem Kärntner Heimatdienst, dem Zentralverband slowenischer Organisationen in Kärnten und der Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen eine neue Ära des Zusammenlebens eingeleitet. Obwohl die Ortstafelfrage immer noch ungelöst bleibt, ist die deutsch-slowenische Dialoggruppe gemeinsam um die Schaffung eines Klimas des gegenseitigen Vertrauens bemüht. Den Weg dazu haben Josef Feldner (Kärntner Heimatdienst) und Marjan Sturm (Zentralverband slowenischer Organisationen) in dem Buch Kärnten neu Denken - Zwei Kontrahenten im Dialog beschrieben.
Kritik
Dem KHD wird vorgeworfen, seinen Fokus in den letzten Jahrzehnten vor allem auf den Streit um die Minderheitenrechte Kärntner Slowenen gerichtet zu haben. Schließlich wird ihm Rechtsextremismus[2] oder zumindest die Nähe dazu[3] vorgeworfen. Dies relativiert z. B. Susanne Falkenberg in ihrer Dissertationsarbeit:[4]: „Eines der Hauptanliegen des KHD ist der Kampf gegen ‚Slowenisierung‘ Kärntens und gegen die im Staatsvertrag von 1955 festgeschrieben Minderheitenrechte. Pikanterweise sitzen im Führungsgremium des KHD ‚Vertreter der drei Parlamentsparteien neben Alt- und Jungvölkischen, neben echten ‚Ehemaligen‘ und getarnten Neo-Rechtsextremen‘.“[5]
Zu den Projekten des Heimatdienstes zählte unter anderem 2001 eine Unterschriftenaktion gegen Wiedergutmachungszahlungen (vgl. Washingtoner Vertrag von 2003 zwischen Österreich und der International Commission on Holocaust Era Insurance Claims). In seinem Mitteilungsblatt Der Kärntner wird unter anderem vor der „multikulturellen Durchmischung Europas“ und einem „Millionenheer von Moslems“ gewarnt.[6]
Auszeichnungen
Die Kärntner Konsensgruppe erhielt den 2009 erstmals vergebenen Europäischen Bürgerpreis für ihre Aktivitäten und Aktionen für die Förderung eines besseren gegenseitigen Verständnis.[7] Der Preis wurde am 2. Juli 2009 in der Klosterburg Arnoldstein vom Vize-Präsidenten des Europaparlamentes Miguel Ángel Martínez Martínez an die Vertreter der Kärntner Konsensgruppe überreicht.
Literatur
- Josef Feldner: Grenzland Kärnten. Johannes Heyn, Klagenfurt 1982, ISBN 3-85366-384-2.
- Josef Feldner, Marjan Sturm: Kärnten neu denken - Zwei Kontrahenten im Dialog. Drava und Johannes Heyn, Klagenfurt 2007, ISBN 978-3-85435-525-0.
- Stefan Karner: Kärnten und die nationale Frage. In: Josef Feldner (Hrsg.): Stärkung der heimattreuen Kräfte. Der Kärntner Heimatdienst nach dem Zweiten Weltkrieg. Hermagoras, Johannes Heyn, Klagenfurt 2005, ISBN 978-3-7086-0004-8.
- Martin Fritzl: Der Kärntner Heimatdienst. Ideologie, Ziele und Strategien einer nationalistischen Organisation. Drava, Klagenfurt/Celovec 1990, ISBN 3-85435-117-8 (Dissertationen und Abhandlungen22/Disertacije in razpreave 22).
- Fritz Schretter: Die Slowenen in Kärnten. 2003.
Weblinks
Einzelnachweise
- Peter Gstettner: Der Kärntner Ortstafelsturm vor 30 Jahren. Eine sozialpsychologische Analyse der Mikropolitik und um das Jahr 1972 in Kärnten. In: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft. Nr. 4/2002, 2002 (HTML [abgerufen am 19. November 2013]).
- Boris Jezek: Zur Geschichte des Rechtsextremismus in Österreich. In: Inprekorr. Nr. 341/2000, 8. Februar 2000 (HTML [abgerufen am 19. November 2013]).
- Neonazis für KHD. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. September 2001, abgerufen am 19. November 2013.
- Susanne Falkenberg: Populismus und Populistischer Moment im Vergleich zwischen Frankreich, Italien und Österreich. Duisburg 1997, S. 86 (duepublico.uni-duisburg-essen.de [PDF; 758 kB; abgerufen am 19. November 2013] Dissertationsarbeit).
- Wolfgang Neugebauer, 1981: Rechtsextremismus in Österreich nach 1945, in: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (Hg.) (Fotokopie ohne weiteren Quellenverweis), zit. n. Susanne Falkenberg: Populismus und Populistischer Moment im Vergleich zwischen Frankreich, Italien und Österreich. Duisburg 1997, S. 86 (duepublico.uni-duisburg-essen.de [PDF; 758 kB; abgerufen am 12. April 2021] Dissertationsarbeit).
- zitiert nach Der Kärntner, 69/2004, S. 1; in: „Der Kärntner“ gegen „Multikulti-Vision“. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Januar 2005, abgerufen am 19. November 2013.
- Europäisches Parlament - Informationsbüro für Österreich (Hrsg.): Kärntner Konsensgruppe erhält den vom Europaparlament erstmals vergebenen "Europäischen Bürgerpreis". (HTML [abgerufen am 30. August 2009]).