Justus Andreas Meyfeld
Justus Andreas Meyfeld[1] (auch: Just Andreas Meyfeld[2] und Justus Andreas Meyfeldt[3][4] sowie Andreas Meyfeld;[5] * vor 1730[6]; † nach 1741)[7] war ein deutscher Stück- und Glockengießer.[8]
Leben
Mit Schreiben vom 8. Oktober 1737 bewarb sich Meyfeld um die unbesetzte Stelle des verstorbenen Thomas Riedeweg,[1] Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Stück- und Glockengießers bei Hannover vor dem Steintor.[8] Meyfelds Schreiben dient heute auch als Nachweis, dass die Glockengießer seinerzeit auch Geschütze herstellten, die nicht nur als rein technische Kriegsgeräte angesehen wurden, sondern auch als „rituell aufgeladene Objekte“, deren Verzierungen mit unterschiedlichen Motiven zum Beispiel göttlichen Beistand beschworen oder den eigenen Beitrag zur Verteidigung der Stadt hervorhoben.[1]
1738 lieferte Meyfeld, der seinerzeit als hannoverscher Ratsgießer wirkte, für die vergleichsweise hohe Summe von 400 Talern eine sogenannten „Schlangenspritze“, eine der sechs fahrbaren Schlauchspritzen für den erst kurz zuvor 1737 erfolgten Neubau für die Feuerwehr in dem heute denkmalgeschützten Spritzenhaus Benser Straße 24 in Einbeck.[9] Als Vorgeschichte zur Chronik der 1896 gegründeten Freiwilligen Feuerwehr in Seelze wurde Meyfeld als „Brunnenmeister“ bezeichnet. Dieser habe um 1740 in Hannover Handfeuerspritzen gefertigt, „die in großen Mengen [von Amts wegen] bestellt und an viele Dorfschaften der Calenberger Amtsbezirke abgegeben wurden“. Diese auch „Strenjebüssen“ genannten Handspritzen, Kaufpreis 1 Taler, schöpften aus Wasserbottichen, die zuvor an den Brandherd herangeschafft werden mussten. Die kleinen Spritzen mit nur geringem Wirkungsgrad dienten allerdings nur als Notbehelf und waren kaum geeignet, ein größeres Feuer wirksam zu bekämpfen.[10]
Spätestens 1742 war Meyfeld verstorben. Der Denkmalpfleger Carl Wolff schrieb hinsichtlich der Glocke in Fuhrberg über ihn: „1742 wurde mit des Glockengiessers Just Andreas Meyfeld nachgelassener Wittwe Ilse Dorothea wegen Umgiessung der geborstenen Glocke ein Kontrakt geschlossen.“[2]
Bekannte Werke
- Aus der Hand Meyfelds stammt eine 1730 für die Mauritiuskirche gegossene Glocke[6]
- 1736 datiert die von Meyfeldt gegossene Glocke für die Kirche in Herzberg am Harz.[4]
- 1738 lieferte Meyfeld eine fahrbare „Schlangenspritze“ für die Feuerwehr in Einbeck.[9]
- Eine der beiden Glocken in der alten Kirche im mecklenburgischen Greven trug in langer lateinischer Aufschrift die Angaben, dass sie 1738 zur Zeit des Herzogs Carl Leopold sowie des Pastors Georg Jancke aus einer zerborstenen Glocke neu gegossen wurden durch Andreas Meyfeld in Hannover[5]
- 1739 goss Meyfeld in Hannover die mit einem Glockenspruch versehene Glocke für die Kirche in Gestorf.[3]
- Ebenfalls aus dem Jahr 1739 stammt Meyfelds in Hannover gegossene bronzene Läuteglocke in fis’’ für die evangelische Kirchengemeinde in Behrensen bei Moringen[11]
- Eine 1685 geborstene Glocke im Kloster Wienhausen, hergestellt durch den in Celle tätigen Rat und Glockengießer Fridrich Krietewidt (Schreibweise noch ungeklärt), schmolz Meyfeld ein und goss 1685 in Hannover eine mit mehreren Schnurzügen verzierte neue Glocke,[12] die sich heute im Dachreiter der Nonnenkirche des Zisterzienserklosters findet. Die 44 cm durchmessende und ornamientierte Glocke trägt die Inschrift „Alles zu Gottes Ehre / Agnesa Maria von Hohnhorst / P. T. Abbatissan Anno 1739“, und auf dem Schlagrand die Meisterinschrift „Gos mich Ivstvs Andreas Meyfeldt aus Hannover“. 1968 wurde ein Sprung in der Glocke durch Schweißen[13] durch die Firma Hans Lachenmeyer beseitigt. Anschließend besorgte Horst Gröhnke, Inhaber der Spezialwerkstätte für Glockenläutetechnik in Holle bei Hildesheim, den Aus- und Wiedereinbau.[12]
- Die 1741 geborstene Große Glocke in der Kirche von Harber (Hohenhameln) goss Meyfeld um. Sie zerbarst 1767 wiederum und wurde anschließend zur heutigen Läuteglocke I umgegossen.[7]
- Über die geborstene Glocke in Fuhrberg hatte Meyfelds Witwe 1742 einen Vertrag abgeschlossen.[2]
Archivalien
Archivalien von und über Justus Andres Meyfeld finden sich beispielsweise
- als Bewerbungsschreiben Meyfelds um die Stelle des 1737 verstorbenen Stück- und Glockengießers Riedeweg im Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover), Archivsignatur Hann 47 I, Nr. 106, Vol. IV, S. 135[1]
Weblinks
Einzelnachweise
- Johann von Diest: Wirtschaftspolitik und Lobbyismus im 18. Jahrhundert. Eine quellenbasierte Neubewertung der wechselseitigen Einflussnahme von Obrigkeit und Wirtschaft in Brandenburg-Preußen und Kurhannover ( = Herrschaft und soziale Systeme in der frühen Neuzeit, Band 23), zugleich Dissertation 2014 an der Universität Potsdam, Göttingen: V&R unipress, [2016], ISBN 978-3-8471-0603-6 und ISBN 3-8470-0603-7, S. 181; Vorschau über Google-Bücher
- Carl Wolff: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, hrsg. im Auftrag der Provinzial-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover von Carl Wolff, Regierungsbezirk Lüneburg, Band 3: Kreise Burgdorf und Fallingbostel, Hannover: Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, 1902, (als Kunstdenkmälerinventare Niedersachsens, Bd. 33 Neudruck bei Wenner, Osnabrück 1980, ISBN 978-3-87898-184-8), S. xi, 38; Vorschau über Google-Bücher
- Eberhard Jäger: Die Orgeln des ehemaligen Kreises Springe. Ein Beitrag zur Geschichte vom Wandel des Klangideals. Mit einem Anhang „Die Glocken des ehemaligen Kreises Springe“ ( = Norddeutsche Orgeln, Bd. 9), Berlin: Pape, 1975, ISBN 978-3-921140-13-0 und ISBN 3-921140-13-7, S. 238; Vorschau über Google-Bücher
- Heinrich Otte: Glockenkunde, 2. erweiterte Auflage Weigel, Leipzig 1884, S. 202; Vorschau über Google-Bücher
- Friedrich Schlie (Bearb.): Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Bd. 3: Die Amtsgerichtsbezirke Hagenow, Wittenburg, Boizenburg, Lübtheen, Dömitz, Grabow, Ludwigslust, Neustadt, Crivitz, Brüel, Warin, Neubukow, Kröpelin und Doberan, Schwerin: Bärensprung, 1899, S. 135; Vorschau über Google-Bücher
- Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde, Jahrgänge 1 und 2, Selbstverlag des Vereins, 1882, S. 231; Vorschau über Google-Bücher
- o.V.: Harber im Historischen Kirchengemeindelexikon der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (HKLH) [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 19. Juni 2020
- Joachim Lampe: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover. Die Lebenskreise der höheren Beamten an den kurhannoverschen Zentral- und Hofbehörden 1714–1760 ( = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Band 24) (= Untersuchungen zur Ständegeschichte Niedersachsens, Heft 2), Band 1: Darstellung, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963, S. 91; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Thomas Kellmann: Der Einfluss von Braugewerbe und Brandschutz auf den Hausbau in der Stadt Einbeck zwischen Mittelalter und Neuzeit ( = Historische Archäologie, In: C. Rinne, J. Reinhard, E. Roth Heege, S. Teuber (Hrsg.): Vom Bodenfund zum Buch – Archäologie durch die Zeiten – Festschrift für Andreas Heege. Sonderband Historische Archäologie 2017 (Onlineversion doi.10.18440/ha.2017.110), S. 157–198; hier: S. 184; als PDF-Dokument von der Seite des Historischen Archivs der Universität Kiel)
- o.V.: Chronik auf der Seite der Ortsfeuerwehr Seelze in der Version vom 17. Februar 2018, zuletzt abgerufen am 19. Juni 2020
- o. V.: Behrensen (Moringen) im Historischen Kirchengemeindelexikon der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (HKLH) [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 19. Juni 2020
- Dietrich Schmidtsdorff : Die alten Glocken und ihre Geschichte / Wienhausen Kloster (2), in 1Michael Misgeiski-Wegner (Hrsg.): Die Glocken des Kirchspiels Wienhausen und der neue Glockenturm von St. Alexander in Eicklingen ( = Schriftenreihe des Heimatvereins „Altes Amt Eicklingen“, Heft 3/2008), hrsg. in Zusammenarbeit mit der Ev.-luth. Kirchengemeinde Wienhausen, 2008, S. 6ff.; als PDF-Dokument auf der Seite heimatverein-eicklingen.de
- Joachim Bühring (Bearb): Die Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen, Band 34: Die Kunstdenkmale des Landkreises Celle im Regierungsbezirk Lüneburg. Textband, hrsg. von Oskar Karpa, Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt; München: Deutscher Kunstverlag, 1970, S. 150