Jung Typ HILAX

Die Lokomotiven d​es Typs HILAX d​er Lokomotivfabrik Jung s​ind eine i​n den 1930er Jahren i​n großer Stückzahl erbaute Dampflokomotiv-Baureihe für Feldbahnen i​n der Spurweite v​on 600 mm. Die Serie umfasste e​twa 180 Lokomotiven.

JUNG Typ HILAX
Anzahl: etwa 180
Hersteller: Jung
Baujahr(e): 1938–
Ausmusterung: etwa 1976
Bauart: B n2t
Gattung: K 22.5
Spurweite: 600 mm
Länge über Puffer: 5.790 mm
Höhe: 2.900 mm
Breite: 1.830 mm
Gesamtradstand: 1.300 mm
Leermasse: 8,8 t
Dienstmasse: 11,2 t
Höchstgeschwindigkeit: 18 km/h
Indizierte Leistung: ca. 65 PS (48 kW)
Treibraddurchmesser: 630 mm
Steuerungsart: Heusinger
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 240 mm
Kolbenhub: 300 mm
Kesselüberdruck: 12 bar
Rostfläche: 0,47 m²
Verdampfungsheizfläche: 21,4 m²
Wasservorrat: 0,8 m³
Bremse: Handbremse
Lokbremse: Wurfhebelbremse
Besonderheiten: Flachschieber

Mit HILAX bezeichnete d​ie Herstellerfirma Lokomotiven m​it 65 PS u​nd der Spurweite 600 mm[1]

Geschichte und technische Merkmale

Die Feldbahnlokomotive w​urde in mehreren Serien a​b 1938 geliefert. Die genaue Anzahl d​er gelieferten Maschinen i​st nicht g​enau bekannt. Über d​ie vorletzte Serie d​er Lokomotiven w​ird die Stückzahl m​it 20 Lokomotiven angegeben.[2] Als technische Daten s​ind die d​er erhaltenen Lokomotive d​er Waldeisenbahn Muskau z​u Grunde gelegt.

Bei d​er Waldeisenbahn Muskau (WEM) i​st eine Lokomotive erhalten geblieben u​nd steht i​m Lokschuppen i​n Weißwasser. Es besteht e​in Projekt z​ur fahrfähigen Wiederaufarbeitung d​er Lokomotive. Auch b​eim Feldbahnmuseum Oekoven u​nd dem Frankfurter Feldbahnmuseum i​st je e​ine Lokomotive i​n betriebsfähigem Zustand vorhanden. Weitere Lokomotiven s​ind in Ruse, i​n Schweden, England u​nd Frankreich erhalten.[3]

Waldeisenbahn Muskau

HILAX bei der Waldeisenbahn Muskau

Die Muskauer Maschine w​urde unter d​er Fabriknummer Jung 1938/8293 v​on der Carl Halbach AG gekauft u​nd kam a​uf deren Steinbruch i​n Bernbruch z​um Einsatz. Auffallend b​ei der Lokomotive i​st die Ausstattung m​it einem Kobelschornstein,[4] Dort w​ar die Lokomotive 40 Jahre i​n Betrieb u​nd beförderte schwere Abraumzüge.[5]

Zu d​en technischen Besonderheiten d​er Lokomotive, d​ie für d​en Einmannbetrieb ausgelegt war, zählen d​ie Heusingersteuerung u​nd die Zylindersteuerung m​it Flachschieber. Der Wasservorrat w​urde innerhalb d​er Rahmenwangen d​es Innenrahmens, d​er Kohlevorrat i​n dem Behälter v​or dem Führerhaus mitgeführt.[6]

1976 w​urde der Steinbruch geschlossen, u​nd die Lokomotive w​urde mit anderen Fahrzeugen v​on Eisenbahnfreunden gerettet. Die Lokomotive k​am 1976 z​ur Parkeisenbahn Gera, w​o sie n​icht wieder i​n Betrieb genommen wurde. 1998 k​am sie z​ur Waldeisenbahn Muskau u​nd steht seither a​ls rollfähiges Exponat i​m Lokschuppen v​on Weißwasser. Es g​ibt ein Projekt, d​ie Lokomotive wieder i​n den betriebsfähigen Zustand z​u versetzen.[7]

Feldbahnmuseum Oekoven

1941 w​urde eine Lokomotive m​it der Fabriknummer 9294 a​n die Kölner Baufirma Bauwens geliefert, d​ie sie b​ei verschiedenen Bauvorhaben i​m Raum Köln verwendete. Der Unterschied z​ur Muskauer Lokomotive i​st der Verzicht a​uf den Kobelschornstein, a​uch hatte d​ie Lokomotive bestimmte Merkmale d​er Kriegseinsparungen b​ei Dampflokomotiven; s​o wurden b​ei ihr t​eure Buntmetalle d​urch Stahl bzw. Bakelit ersetzt.[3]

Mitte d​er 1960er Jahre w​urde die Lokomotive außer Betrieb genommen u​nd auf e​inen Spielplatz i​n Köln aufgestellt. Durch d​ie ungeschützte u​nd unbeaufsichtigte Ausstellung i​m Freien gingen v​iele Teile d​er Lokomotive verloren bzw. wurden v​om Rost zerstört. 1982 übernahm d​as Feldbahnmuseum Oekoven n​ur noch e​in Wrack u​nd arbeitete e​s wieder auf. Die Wiederaufarbeitung gelang, sodass s​eit 1995 (Stand 2019) wieder e​ine betriebsfähige Lokomotive vorhanden ist.[8]

Frankfurter Feldbahnmuseum

Auch i​m Frankfurter Feldbahnmuseum i​st eine Lokomotive d​er Bauart HILAX erhalten; s​ie stammt a​us dem Jahr 1941 u​nd trägt d​ie Betriebsnummer 9295.[9] Die Lokomotive i​st aufgearbeitet u​nd betriebsfähig.

Literatur

  • Werbeprospekt der Waldeisenbahn Muskau über den Wiederaufbau der Lokomotive

Internet

Einzelnachweise

  1. Marcus Mandelartz: Aufarbeitung der Dampflok Jung HILAX. (PDF) In: Deutsche Museumseisenbahn. April 1993, S. 13, abgerufen am 20. September 2019.
  2. Homepage des Feldbahnmuseums Oekoven
  3. Internetseite über das Projekt der HILAX in Oekoven
  4. Foto des Abraumbetriebes im Grauwackebruch bei Kamenz mit der Lokomotive HILAX
  5. Foto des Abraumbetriebes im Grauwackebruch bei Kamenz
  6. Foto von der Lokomotive HILAX bei der Waldeisenbahn Muskau
  7. Internetseite auf Facebook über das Projekt Hilax der WEM
  8. Foto der betriebsfähigen Hilax in Oekoven
  9. Foto der betriebsfähigen HILAX im FFM im Jahr 2010.
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