Josef Kassin
Josef Kassin († nach 1871) war ein österreichischer Unternehmer und Politiker. Er bekleidete von 1838 bis 1846 sowie von 1861 bis 1865 als Oberrichter bzw. Bürgermeister das Amt des Villacher Stadtoberhauptes und war von 1862 bis 1866 Abgeordneter des Kärntner Landtages.
Wirken
Kassin wurde 1838[1] als Oberrichter mit der Villacher Stadtverwaltung betraut, er hatte dieses Amt bis 1846 inne. Die städtische Selbstverwaltung war in der vom Absolutismus geprägten Epoche des Biedermeier sehr eingeschränkt, das Amt des Bürgermeisters existierte namentlich nicht.[2] Nach der Revolution von 1848/1849 wurde von Franz Joseph I. ein Gemeindegesetz erlassen, welches die kommunale Selbstverwaltung einführte und damit das Bürgermeisteramt nach heutigem Verständnis schuf. In Nachfolge des damit ersten „modernen“ Bürgermeisters Paul Hauser bekleidete Kassin zwischen 12. Februar 1861[3] und September 1865 erneut das Amt des Stadtoberhauptes.[1] Am 4. September 1865 reiste Kassin überraschend nach Tüffer (das heutige Laško) ab und hinterließ dem Villacher Gemeinderat ein Schreiben, wonach er wegen seines vorgerückten Alters und seiner Privatgeschäfte das Amt mit sofortiger Wirkung niederlege. Er ließ ein ihm nachgesendetes Telegramm mit der Bitte, das Amt wenigstens bis zu seiner Rückkehr innezubehalten, unbeantwortet[4] und wies auch ein späteres persönliches Bittgesuch des Gemeinderates, das Amt weiterzuführen, zurück.[5] In Folge dessen wurde Johann Baptist Zozzoli zu seinem Nachfolger gewählt.
Neben seinem Bürgermeisteram war Kassin auch auf Landesebene politisch aktiv. Gemeinsam mit seinem Amtskollegen Paul Hauser gehörte er 1848 zu den Vertretern Villachs im neu konstituierten (und kurzlebigen) Ständischen Provisorischen Landtag.[6] Am 29. November 1862[7] wurde er Abgeordneter des nunmehr regulär tagenden Landtages, er behielt diese Position bis November 1866 bei.[8]
Im Juni 1866 entging Kassin knapp dem Tod, als er bei einer Besichtigung seiner Besitzungen über das Ufer der Gail abstürzte und erst nach einigen Stunden bewusstlos im Schlamm gefunden wurde.[9] 1869 erwarb der unternehmerisch tätige Kassin Ignaz Obersteiner's Hammer und Walzwerk.[10] in Fellach, die Firma ging jedoch 1871 in Konkurs.[11]
Einzelnachweise
- Magistrat der Stadt Villach (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Villach. 2014, S. 2 (villach.at).
- Dieter Neumann: Bürgermeister, Richter und Rat. In: Museum der Stadt Villach (Hrsg.): Neues aus Alt-Villach. Band 47. Villach 2010 (villach.at [PDF]).
- Lokal- und Provinzial-Nachrichten. Villach. In: Klagenfurter Zeitung, 15. Februar 1861, S. 3 (online bei ANNO).
- Lokal- und Provinzial-Nachrichten. Villach. In: Klagenfurter Zeitung, 10. September 1865, S. 4 (online bei ANNO).
- Aus den Provinzen. Villach. In: Gemeinde-Zeitung / Gemeinde-Zeitung. Unabhängiges, politisches Journal, 28. September 1865, S. 7 (online bei ANNO).
- Kundmachung. In: Klagenfurter Zeitung, 14. Juli 1848, S. 14 (online bei ANNO).
- Correspondenz. Villach. In: (Grazer) Tagespost, 2. Dezember 1862, S. 2 (online bei ANNO).
- Personaönachrichten. In: Das Vaterland, 13. November 1866, S. 3 (online bei ANNO).
- Ein Landtagsabgeordneter im Schlamme. In: Gemeinde-Zeitung / Gemeinde-Zeitung. Unabhängiges, politisches Journal, 9. Juni 1866, S. 6 (online bei ANNO).
- Bote für Geschäftsleute. In: Süddeutsche Post, 30. Dezember 1869, S. 4 (online bei ANNO).
- Konkurse. In: Gerichtshalle. Organ für Rechtspflege und Volkswirthschaft, 13. März 1871, S. 4 (online bei ANNO).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Paul Hauser | Bürgermeister von Villach 1861–1865 | Johann Baptist Zozzoli |
Anton Rutter | Oberrichter von Villach 1838–1846 | Paul Hauser |