Josef Frolík

Josef Frolík (geboren 22. September 1928 i​n Libušín, Tschechoslowakei a​ls Josef Lukeš; gestorben 11. Mai 1989 i​n Florida) w​ar ein tschechoslowakischer Geheimdienstler u​nd 1969 Überläufer i​n die USA.[1]

Leben

Frolík besuchte d​ie Handelsschule i​n Slaný u​nd arbeitete danach a​ls Buchhalter b​ei der Zeitung Rudé právo. Während seines Militärdienstes i​m Jahr 1952 i​n der Tschechoslowakischen Volksarmee w​urde er für d​en Tschechoslowakischen Staatssicherheitsdienst angeworben, 1955 w​urde er Offizier m​it der Aufgabe d​er Überwachung d​er Personen i​m tschechoslowakischen Außenhandel u​nd in d​er Gegenspionage. Von 1964 b​is 1966 w​ar er m​it einem Diplomatenpass i​n Großbritannien eingesetzt, s​ein lokaler Führungsoffizier w​ar ein Diplomat a​us der tschechoslowakischen Botschaft i​n London. Bei d​er Rückkehr n​ach Prag stellte e​r fest, d​ass er selbst überwacht wurde. Spätestens n​ach der Niederschlagung d​es Prager Frühlings 1968 knüpfte e​r Kontakte z​um US-amerikanischen Geheimdienst CIA.

1969 lief er zum CIA über und verriet Strukturen des Geheimdienstes und die Namen von 400 der 2000 Geheimdienstmitarbeiter. In der Folge wurden zahlreiche Agenten in Großbritannien und in Asien aufgedeckt und festgenommen. Er sagte vor einem Unterausschuss des Senats der Vereinigten Staaten aus. 1975 schrieb er ein Buch über verschiedene Geheimdienstaktivitäten der Warschauer-Pakt-Staaten, das in den USA veröffentlicht wurde. Frolik wurde fortan als Berater des CIA beschäftigt. In der Tschechoslowakei wurde er 1971 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Im Jahr 1976 gab er dem ZDF ein Interview, in dem er die Behauptungen aus seinem Buch bekräftigte, dass östliche Geheimdienste die vom Befreiungsausschuss Südtirol durchgeführten Bombenanschläge zwischen 1956 und 1969 beeinflusst hätten.[2]

Im Zusammenhang m​it der Fake-News-Affäre über d​as vermeintliche Verhalten v​on Bundeswehrsoldaten i​m Land d​es Nato-Partners Litauen i​m Jahr 2017 erinnerte d​er sicherheitspolitische Redakteur d​er FAZ Lorenz Hemicker a​n die l​aut Frolík v​on östlichen Geheimdienstlern inszenierte Affäre über d​as Verhalten v​on Bundeswehrsoldaten a​uf dem Truppenübungsplatz Castlemartin i​n Pembrokeshire i​n Wales i​m Jahr 1962.[3]

Schriften

  • The Frolik defection: the memoirs of an intelligence agent, Cooper, London 1975
  • Špión vypovídá. Index, Köln 1979

Literatur

  • Prokop Tomek: Josef Frolík - muž na nepravém místě. In: Securitas imperii, Prag : Themis, 2008, S. 183–202. ISSN 1804-1612 [Josef Frolík - ein Mann am unrechten Platz]
  • Stanislav Dragúň: Defektori - špióni alebo zradcovia ČSSR? In: Historická revue : vedecko-populárny časopis o dejinách , 2011, S. 37–41

Einzelnachweise

  1. Die Angaben hier beruhen im Wesentlichen auf dem Artikel von Pavel Žáček in der Zeitschrift Reflex vom 24. August 2006, online auf: reflex.cz/...
  2. Thomas Riegler: Geheimdienste und Südtirol, in: Salto.bz, 26. Dezember 2015
  3. Lorenz Hemicker: Fake-news-Angriff anno 1962, FAZ, 4. März 2017, S. 16
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