Johannes von Diergardt
Johannes Freiherr von Diergardt (* 13. September 1859 in Bonn; † 6. Juli 1934 in Warnemünde) war ein rheinischer Adeliger und ein bedeutender Sammler völkerwanderungszeitlicher Kunst.
Johannes von Diergardt war der Sohn des Großindustriellen Friedrich Heinrich von Diergardt (1820–1887) und der Bertha von der Heydt (1828–1902) und Enkel von Friedrich von Diergardt (1795–1869). Sein Vater erwarb 1872 Schloss Bornheim als Wohnsitz der Familie.
Zunächst begann von Diergardt mit dem Sammeln römischer Münzen. 1885 stieß man im Park von Schloss Bornheim auf fränkische Gräber, die er ausgraben ließ. Im Jahr 1907 erstand er vom Franzosen Merle de Massoneau, dem Verwalter der Weinberge des Zaren auf der Krim, dessen Sammlung südrussischer Ausgrabungen. In der Folge erwarb von Diergardt eine große Anzahl von archäologischen Funden, vor allem aus der Völkerwanderungszeit, und trug so die weltweit größte Privatsammlung von Artefakten dieser Zeit zusammen.
Von Diergardt hat sich mit der Herkunft und Geschichte seiner Sammlungsstücke augenscheinlich intensiv befasst. Er hinterließ jedoch sehr wenige schriftliche Aufzeichnungen darüber, sondern verließ sich vor allem auf sein Gedächtnis. Im Jahr 1934 erkrankte er plötzlich und starb kurz darauf an einer Lungenentzündung[1]. Somit waren die ihm noch bekannten Hintergrundinformationen weitgehend verloren.
In einem vorläufigen Testament hatte von Diergardt bereits 1917 verfügt, dass seine Sammlung in einem Museum in Berlin oder im Rheinland geschlossen erhalten bleiben solle. Bei seinem Tod war diese auf vier Orte verteilt: Ein Teil befand sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, einiges in seiner Berliner Privatwohnung und der Rest in Schloss Bornheim, dem Stammsitz der Familie, sowie im Torhaus des Schlosses. Im Jahr 1935 gelang es dem Römisch-Germanischen Museum Köln, die Sammlung zu erwerben.
Literatur
- Bernd Päffgen: Die Sammlung Diergardt und ihr Schicksal in den Jahren 1934 bis 1939. In: Sebastian Brather u. a. (Hrsg.): Historia archaeologica. Festschrift für Heiko Steuer zum 70. Geburtstag. De Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-11-022337-8, S. 661–686.
- Friederike Naumann-Steckner, Marcus Trier: Geschichte der Sammlung Diergardt. In: Friederike Naumann-Steckner, Marcus Trier (Hrsg.): Goldenes Zeitalter. 100 Meisterwerke der Völkerwanderungszeit. Hirmer, München 2017, ISBN 978-3-7774-2782-9, S. 7ff.
- Gabriele Oepen-Domschky: Johannes Freiherr von Diergardt - Mäzen und Sammler. In: Friederike Naumann-Steckner, Marcus Trier (Hrsg.): Goldenes Zeitalter. 100 Meisterwerke der Völkerwanderungszeit. Hirmer, München 2017, ISBN 978-3-7774-2782-9, S. 18ff.
- Matthias Wemhoff (Hrsg.): Schätze aus Europas Frühzeit. Der Sammler und Mäzen Johannes Freiherr von Diergardt. Schnell & Steiner, Regensburg 2017, ISBN 978-3-7954-3293-5
- Kataloge der Sammlung
- Fritz Fremersdorf: Goldschmuck der Völkerwanderungszeit. Sammlung Diergardt. Köln 1953.
- Joachim Werner: Byzantinische Gürtelschnallen des 6. und 7. Jahrhunderts aus der Sammlung Diergardt. In: Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 1955, S. 36–48.
- Joachim Werner: Katalog der Sammlung Diergardt. Band 1: Die Fibeln. Gebr. Mann, Berlin 1961.
- Inciser Gürçay Damm: Goldschmiedearbeiten der Völkerwanderungszeit aus dem nördlichen Schwarzmeergebiet. Katalog der Sammlung Diergardt 2. In: Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 21, 1988, S. 65–210.
- Ellen Riemer: Byzantinische Gürtelschnallen aus der Sammlung Diergardt im Römisch-Germanischen Museum Köln. In: Kölner Jahrbuch 28, 1995, S. 777–809
- Friederike Naumann-Steckner, Marcus Trier (Hrsg.): Goldenes Zeitalter. 100 Meisterwerke der Völkerwanderungszeit. Hirmer, München 2017, ISBN 978-3-7774-2782-9.
Weblinks
- Johannes Freiherr von Diergardt zum 150. Geburtstag (Memento vom 15. Oktober 2009 im Internet Archive) auf museenkoeln.de
- Johannes von Diergardt: Einer, der nie berühmt werden wollte. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 1. Oktober 2009, abgerufen 22. Februar 2013
- www.tagesspiegel.de
Einzelnachweise
- StA Rostock, 2.1.26. C Warnemünde Nr. 36/1934.