Johannes Frey (Schultheiss)

Johannes Frey (* 1740 i​n Brugg; † 1815 ebenda) w​ar der letzte Schultheiss v​on Brugg u​nd im Verbund m​it seinen Söhnen a​m föderalistischen Aufstand (Stecklikrieg) i​m Aargau v​om Spätsommer 1802 beteiligt, d​er sich g​egen die Helvetische Republik richtete.

Christian von Mechel: Brugg, von Westen, zwischen 1795 und 1798

Biografie

Nach d​em Besuch d​er Lateinschule i​n Brugg v​on 1750 b​is 1754 studierte d​er Sohn d​es Brugger Färbermeisters u​nd Stadtrichters Johann Friedrich Frey (1709–1770) einige Zeit i​n Bern, übernahm d​ann aber d​en Färbereibetrieb seines Vaters u​nd erweiterte diesen. Als Ratsherr übernahm e​r einträgliche Funktionen, s​o etwa a​ls Gerichtsherr v​on Villnachern.[1] Des Weiteren w​ar er i​m gewinnbringenden Salzhandel a​ls Salzspediteur tätig – 1805 v​om Kleinen Rat (Aargau) z​um Aargauischen Salzfaktor ernannt (1810 bestätigt) s​owie Salzspediteur für d​en Stand Bern.[2]

Er verheiratete s​ich mit Susanna Maria Füchslin, Tochter d​es Brugger Ratsherrn Johann Franz Füchslin.[3] 1770–1786 Grossrat (XIIer) u​nd Statthalter. Von 1786 b​is 1797 Ratsherr; 1797–1798 Schultheiss v​on Brugg. Am 29. Januar 1798 w​urde Frey v​on der Brugger Bürgerschaft i​n den erweiterten Grossen Rat d​er Stadt u​nd Republik Bern gewählt. Wegen Tumulten i​n Brugg – ausgehend v​on den Revolutionsbefürwortern – verzichtete Frey a​uf die Wahl. Er wollte l​aut Ratsprotokoll m​it seinem Verzicht böse Folgen vermeiden.1802 w​urde Johannes Frey a​ls Schultheiss v​on Brugg wieder eingesetzt (wenige Monate i​m Amt).[4] Mit d​er Gründung d​es Kantons Aargau w​urde Johannes Frey 1803 Aargauer Grossrat.[5][6]

Widerstand gegen die Helvetik

Beim Einmarsch d​er Franzosen i​m Frühling 1798 w​aren die Anhänger Berns zunächst i​ns Ausland geflohen, d​ann aber i​m Laufe d​es Sommers wieder zurückgekehrt, m​it Ausnahme d​es Schultheissensohns Johann Jakob Frey, d​er sich m​it seiner Frau weiter i​m rechtsrheinischen Dogern aufhielt, w​o ein schweizerisches Emigrantenkorps gebildet w​urde mit d​em Ziel, d​as Gebiet d​er Eidgenossenschaft v​on der französischen Besatzung z​u befreien.[7] Johann Jakob diente a​ls Premier-Lieutenant i​m Emigrantenregiment Rovéréa.[8] Schultheiss Johannes Frey u​nd sein Sohn Friedrich h​atte die aargauische Verwaltungskammer u​nter Hausarrest gestellt. Da bekannt war, d​ass Frey u​nd seine Söhne weiterhin d​ie neuen Brugger Behörden bekämpften, wurden i​hre Weinstuben besonders beobachtet. Bereits i​m April 1799 verschärfte d​ie Verwaltungskammer i​hre Massnahmen. Im Zuge d​er Massnahmen w​urde Johannes Frey verhaftet (ohne, d​ass Gründe genannt wurden) u​nd deportiert, s​eine Papiere wurden versiegelt. Die Söhne Friedrich u​nd Johannes erhielten Hausarrest. Der entmachtete Schultheiss Johannes Frey b​lieb als Staatsgefangener d​er Helvetischen Republik b​is zum September 1799 i​n Haft; zuerst a​uf der Festung Aarburg, d​ann in d​er Festung Hüningen i​m Elsass.[9]

Altschultheiss Frey von Brugg, May von Schöftland, Goumoëns aus dem Brestenberg, Fischer von Dennweil, Ringier von Zofingen und acht weitere Bewohner des Aargaus unterzeichneten 1801 eine Zuschrift an die allgemeine helvetischen Tagsatzung, in der sie um die Wiedervereinigung des Aargaus mit Bern baten.[10] Im Mai 1802 gelangte die neue Helvetische Verfassung zur Abstimmung und wurde angenommen. Der Aufstand brach aus, als Frankreich noch im gleichen Jahr seine Truppen aus der Schweiz abzog. Im Aargau wurde der Aufstand gegen die Helvetische Republik von General Rudolf Ludwig von Erlach geleitet. Im Zusammenhang mit dem Stecklikrieg im Aargau wird Johannes Frey auch in der internationalen Presse namentlich erwähnt – so etwa in der Allgemeine Zeitung München oder der Zeitung Nouvelles politiques de Leyde.[11] Die Söhne des Altschultheissen Frey hatten in der Nacht vom 12. auf den 13. September 1802, wie es mit den Bernern verabredet war, einen "rasenden wilden Haufen von zirka 400-500 Mann" im Schenkenbergtal, am Bözberg, in Mönthal, in Mandach und im Eigenamt zusammengetrommelt. Die ahnungslose Bürgerwehr in Brugg wurde überrumpelt.[12] Während des Sturmes auf die Stadt nahm Johannes Frey wieder seine vorherige Stelle ein.[13] Unter Trommelschlag liess von Erlach eine Proklamation verlesen, die alle helvetischen Behörden für aufgelöst erklärte und die vormalige wieder einsetzte. Johannes Frey übernahm die Verwaltung – allerdings allein, da die vorherigen Ratsherren der Situation nicht trauten. Als Rache soll Frey seine politischen Gegner mit Einquartierungen überhäuft haben; seine Macht missbrauchte er jedoch nicht. Die wiederhergestellten Verhältnisse brachen zusammen, als Napoleon nochmals Truppen in die Schweiz einmarschieren und die helvetische Regierung wieder einsetzen liess.[14]

Einzelnachweise

  1. Baumann, Max, Steigmeier, Andreas: Brugg erleben, Teil 1: Schlaglichter auf die Brugger Geschichte. hier + jetzt, Baden 2005, S. 174.
  2. StAAG RRB.1.; Appenzeller, Gotthold: Geschichte der schweizerischen Binnenseefahrt im Gebiet der Jurassen und der Aare. Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Solothurn (Band 11), Buchdruckerei Gossmann AG 1922, S. 30.
  3. Baumann, Max, Steigmeier, Andreas: Brugg erleben, Teil 1: Schlaglichter auf die Brugger Geschichte. hier + jetzt, Baden 2005, S. 173 f.
  4. Heuberger, Samuel: Die Revolution in Brugg: Januar bis April 1798. Brugger Neujahrsblätter, Jg. 9., 1898, S. 11 f.; Schuler, Johann Melchior: Geschichte der Revolution und des Untergangs der alten Eidgenossenschaft bis zum Beginn der helvetischen Republik: 5. Schulthess, Zürich 1851, S. 77.
  5. StAAG 34.1.
  6. Kanton Aargauischer Staatskalender auf das Jahr 1806. In der obrigkeitlichen Buchdruckerey, Aarau 1806, S. 8.
  7. Baumann, Max: Villigen. Die Geschichte. Baden-Verlag, Baden 2009, S. 98.
  8. de Rovéréa, Ferdinand; de Tavel, François Charles: Mémoires de F. de Rovéréa, colonel d'un régiment de son nom, à la solde de Sa Majesté britannique, écrits par lui-même et publ. par C. de Tavel, ancien Avoyer de Berne. Tome second. Bern: Verlag Stämpfli; Zürich: Schulthess; Paris: Klincksieck, 1848, S. 82.Google Books; Burckhardt, Felix Heinrich: Die schweizerische Emigration, 1798-1801, Helbing & Lichtenhahn Verlag, Basel 1908, S. 197.
  9. u. a. Baumann, Max, Steigmeier, Andreas: Brugg erleben, Teil 1: Schlaglichter auf die Brugger Geschichte. hier + jetzt, Baden 2005, S. 187 f.
  10. Usteri, Paul und Escher von der Linth, Hans Conrad (Hg.): Der schweizerische Republikaner, Band 8, 1801, S. 631.
  11. FIN de la relation officielle des préparatifs de la Contre-Revolution Suisse. In: Nouvelles politiques de Leyde. Numero LXXXVI. Leyde, le 26. Octobre 1802, o. S.; Huber, Ludwig Ferdinand: Helvetien. In: Allgemeine Zeitung München. Stuttgart, Montag, 11. Oktober 1802, S. 1243.
  12. Halder, Nold: Geschichte des Kantons Aargau, 1803–1953, Verlag zur Neuen Aargauer Zeitung, Aarau, 1953, S. 33.
  13. Hübner, Lorenz: Baden, den 19ten Oct. In: Kurpfalzbaierische gnädigst privilegierte Münchner Staatszeitung. Im Verlage und aus den Pressen des Kurpfalzb. Münchner Zeitungs-Comtoirs, München 1802, S. 1217.
  14. Baumann, Max, Steigmeier, Andreas: Brugg erleben, Teil 1: Schlaglichter auf die Brugger Geschichte. hier + jetzt, Baden 2005, S. 187 f.
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