Johannes-der-Täufer-Kirche (Ostedt)
Die Johannes-der-Täufer-Kirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche im zur Gemeinde Wrestedt gehörenden Dorf Ostedt im Landkreis Uelzen.
Lage und Umgebung
Ostedt liegt in Niedersachsen, zwischen Suhlendorf und Wieren, und ist ungefähr 15 km entfernt von der Hansestadt Uelzen. Das Dorf Ostedt wurde erstmals 1032 als „Otstide“ schriftlich erwähnt, jedoch gab es die Siedlung schon viel früher. Funde aus der Zeit vor Christi Geburt (Eisenschlacke und große Findlinge) belegen die frühe Besiedlung dieses Gebiets. Und lange schon gibt es auch Christen im Gebiet des alten Lehmker Kirchspiels (Ende 8. Jahrhundert).
Geschichte
Im Jahr 1377 wurde in Ostedt eine Feldsteinkapelle erbaut (die Innenmaße: 11 m lang, 6 m breit und 4 m hoch) und am 4. Februar 1378 durch Erich von Winsen, Weihbischof von Verden, zur Ehre Johannes des Täufers geweiht. Damals wurden Kirchen nur über Gebeinen von Heiligen erbaut. So erhielt auch dei Ostedter Kapelle 1378 wertvolle Reliquien. Hierbei solle es sich um Knochenteile des Heiligen Gereon und seiner Schwester handeln. Jedes Jahr wird seitdem das Kirchweihfest am 29. August (Tag der Enthauptung Johannes des Täufers) – seit nunmehr 620 Jahren – gefeiert, von etwa 1800 an als Erntedankfest. Ende des 11. Jahrhunderts wurde die Kapelle abgerissen, da sie den Ostedtern zu klein wurde. Dabei fand man im Altar uralte Dokumente und Reliquien des Heiligen Gereon eingemauert. Diese Reliquien wurden am 29. August 1934 wieder eingemauert, zusammen mit Münzen aus der Zeit und einer Ausgabe des Völkischen Beobachters. Alles wurde luftdicht in einem Zinkbehälter verschlossen.[1]
Am 10. Oktober 1909 wurde die neogotische Kirche, die von dem Uelzer Architekten Eberhard Warnecke errichtet und geplant wurde, eingeweiht. Er war auch für die Planung und den Neubau der Kirche in Wieren verantwortlich. Zur Einweihung schenkte die deutsche Kaiserin und Königin von Preußen der Kirche eine kostbare Altarbibel.
Die vom Pastor und Gemeindegliedern gestiftete große Glocke musste am 3. August 1942 für Kriegszwecke abgeliefert werden. 1959 wurde eine neue Glocke im Turm der Ostedter Kirche installiert. Zusammen mit einer kleineren Glocke von 1920 ruft sie heute zum Gottesdienst.
Kosten des Neubaus
Das benötigte Geld wurde bei der Kreissparkasse Uelzen geliehen. Zunächst wurden 25.500 Mark geliehen und im Juni 1909 noch einmal weitere 14.00 Mark für die innere und äußere Ausstattung der neuen Kirche. Da sich der Architekt immer wieder bei den Kosten verschätzt hat, müssen 1910 noch einmal 6.790 Mark aufgenommen werden. Im Jahre 1909 werden die Bau- und Einrichtungskosten auf ca. 40.000 Mark geschätzt. Die tatsächlichen Kosten, Aufgrund der Abrechnung von 1913, belaufen sich nun schlussendlich auf ungefähr 65.000 Mark. Alles war teurer als ursprünglich angenommen.
Aktuelle Nutzung, Gottesdienste und Veranstaltungen
Am Himmelfahrtstag ist in jedem Jahr ein Festgottesdienst auf dem Sportplatz von Ostedt. Und jedes Jahr – egal ob am Sonn- oder Alltag – wird am Tag Johannes des Täufers, also am 29. August, in Ostedt das Erntedankfest gefeiert. Aktuell gehört die Johannes-der-Täufer-Kirche Ostedt zur Ev.-luth. Kirchengemeinde Lehmke-Wieren.
Ausstattung
- Der Kirchturm
- Blick von oben auf den Altar
- Die Orgel (Nahaufnahme)
- Blick auf den Altar
- Altar der Ostedter Kirche
- Altarbibel
- Das Taufbecken
- Die Orgel
- Die Fensterrose
- Das Uhrwerk
- Das Kriegerdenkmal
Glocke
Am 3. August 1942 musste die von Gemeindemitgliedern und dem Pastor Karsten Ratcke gestiftete Glocke für Kriegszwecke abgegeben werden. Im Jahre 1959 wurde aber eine neue Glocke im Turm der Kirche installiert; diese ruft heute zusammen mit einer kleineren Glocke von 1920 zum Gottesdienst.
Besonderheiten
Im Querschiffgiebel gibt es eine prächtig im Licht leuchtende Fensterrose. Auch Weicht die Konstruktionsweise der Kirche von der in unserer Region vorherrschenden Form des Saalbaus ab. Durch ein Querschiff, dessen Arme nahezu die gleiche Höhe, Breite und Tiefe haben, wie das Hauptschiff, entsteht ein Zentralbaucharakter. Lediglich der Westarm ist drei Meter länger als üblich.
Orgel
Die Orgel wurde 1908 von Furtwängler und Hammer eingebaut. Im Laufe der Zeit erwiesen sich erhebliche Mängel, welche aber dank vieler Spenden und Zuschüsse wieder durch die Orgelbauwerkstatt Johannes Klein aus Oelde/Westfalen beseitigt werden konnten.
Altarbibel
Zur Einweihung am 10. Oktober 1909 schenkte die letzte deutsche Kaiserin, Auguste Viktoria, der Kirche eine Altarbibel mit eigenhändiger Widmung und Unterschrift. Die dort eingetragenen Worte der Kaiserin lauten: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde; denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ (Lukas 12,32)
Kriegerdenkmal
Das Kriegerdenkmal gedenkt der im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallenen Ostedter. Es wurde 1921 von dem damaligen Pastor Julius Deppe eingeweiht.
Die Namen der Gefallenen
- Wilhelm Fauteck (1914)
- Hermann Ellenberg (1914)
- Heinrich Kafel (1915)
- Bernhard Harms (1915)
- Willi Müller (1917)
- Adolf Lindemann (1918)
- Heinrich Clasen (1939)
- Herbert Scholz (1940)
- Gerhard Weinerd (1941)
- Willi Meyer (1942)
- Heinrich Hamann (1942)
- Oswald Drimecker (1942)
- Richard Drimecker (1942)
- Hermann Fauteck (1943)
- Walter Poese (1943)
- Bernhard Nieber (1943)
- Walter Boelke (1943)
- Johannes Münch (1943)
- Robert Wegner (1943)
- Bruno Wegner (1943)
- Gerhard Wegner (1944)
- Fritz Schillat (1944)
- Walter Knieriem (1944)
- Günther Wegner (1944)
- Georg Fechner (1944)
- Ernst Schulz (1944)
- Adolf Lindemann (1945)
- Willi Wegner (1945)
- Alfred Fauteck (1945)
- Alexander Busse (1945)
- Erwin Zaulick (1945)
- Heinrich Lindemann (1945)
Friedhof
Der Friedhof, welcher ebenfalls von Julius Deppe angelegt wurde (1904), liegt etwas außerhalb von Ostedt; zwischen Ostedt und Könau. Er beherbergt zahlreiche Gräber und eine kleine Friedhofskapelle.
Pastoren und Pfarrer
- Pfarrer Karsten Ratcke (vom 21. Februar 1498 - ?)
- Johann Franz Bertram ( 1666 - 1708 )
- Ernst Heinrich Bertram ( 1708 - 1754 )
- Gerhard Falkenhagen ( 1754 - 1767 )
- Johann Karl Hardegen ( 1768 - 1772 )
- Conrad Emanuel Wittrock ( 1772 - 1799 )
- Johann Christian Sparkuhle ( 1799 - 1819 )
- Friedrich August Hantelmann ( 1820 - 1843 )
- Karl Friedrich Konrad Reinecke ( 1842 - 1845 )
- Karl Johann Ferdinand Paul Heinrich Georg Redeker ( 1846 - 1876 )
- Franz Friedrich Adolf Planthner ( 1877 - 1890 )
- Julius Christian Deppe ( 1891 - 1924 )
- Wilhelm Zacharias August Sundermann ( 1924 - 1964 )
- Vakanzvertretung durch Ulrich Meyer, Suhlendorf ( 1964 - 1970 ) und Werner Klipp, Suhlendorf ( 1966 - 1970 )
- Hermann Bremer ( 1970 - 1973 )
- Vakanzvertretung durch Herbert Bohnke, Wieren ( 1973 - 1974 )
- Horst Dage ( 1974 - 1980 )
- Walter Manfred Alfred Scheller ( 1982 - 1994 )
- Martin Stascheit ( 1994 - 1997 )
- Thomas Steinke ( 1997 - 2000 )
- Johannes Kernich ( 2000 - 2009 )
- Christian Schefe ( 2010 - 2014 )
- Dorothea Mecking ( seit 2016 )
Literatur
- Christian Wiechel-Kramüller: Kirchen, Klöster und Kapellen im Landkreis Uelzen. 1. Auflage November 2015, ISBN 978-3-940189-14-1
- Walter Scheller: Zur Geschichte Ostedts und seiner Kirche; Aus Anlass der 75-Jahr-Feier der neuen Ostedter Kirche am 16.9.1984
- Festschrift: 100 Jahre St.-Dionys-Kirche Lehmke, 1998