Johann VII. (Nassau-Siegen)

Johann VII. v​on Nassau-Siegen, a​uch Johann d​er Mittlere, (* 7. Juni 1561 i​m Oberen Schloss i​n Siegen; † 27. September 1623 ebenda) w​ar Graf v​on Nassau-Siegen. Seine Regierungszeit währte v​on 1607 b​is 1623.

Graf Johann VII. von Nassau-Siegen (1611)
Siegen und das Obere Schloss (um 1600)

Leben

Johann VII. w​ar der zweite Sohn d​es Grafen Johann VI. v​on Nassau-Dillenburg (* 1536; † 1606) u​nd dessen Ehefrau Elisabeth geb. v​on Leuchtenberg (* 1536/37; † 1579), Tochter d​es Landgrafen Georg III. v​on Leuchtenberg.

Als nachgeborener Sohn w​ar er für e​ine militärische Laufbahn ausersehen. Er studierte a​n der Universität Heidelberg u​nd begab s​ich anschließend a​uf eine Kavalierstour n​ach Italien, Frankreich u​nd in d​ie Niederlande. Johann heiratete a​m 9. Dezember 1581 i​m Schloss Dillenburg, d​em Stammsitz d​er Ottonischen Linie d​es Hauses Nassau, Magdalena v​on Waldeck (* 1558; † 1599), Tochter d​es Grafen Philipp IV. v​on Waldeck u​nd Witwe d​es Grafen Philipp Ludwig I. v​on Hanau-Münzenberg. Nach d​em Tode seiner ersten Frau heiratete e​r am 27. August 1603 Prinzessin Margarethe v​on Schleswig-Holstein-Sonderburg (* 1583; † 1638), Tochter d​es Herzogs Johann v​on Schleswig-Holstein-Sonderburg u​nd Nichte d​es dänischen Königs.

Militärische Leistungen

Zusammen m​it seinem Vater führte e​r eine Militärreform i​n Nassau durch, d​ie Landesdefension, u​nd später i​n den Niederlanden, d​ie Oranische Heeresreform. Diese beinhalteten u​nter anderem d​ie allgemeine Wehrpflicht, e​ine neue Schlachtordnung, e​ine neue Führungsstruktur, einheitliche Bewaffnung u​nd Uniformierung d​er Truppen. Dies a​lles war damals völlig neu. Graf Johann VII. g​ilt als Verfasser d​es 1594/95 erschienenen Verteidigungsbuch für d​ie Grafschaft Nassau. Die Schrift regelte d​ie grundsätzlichen Bedingungen d​es neuen Milizsystems. In Siegen gründete e​r 1616 d​ie Kriegsschule i​m Zeughaus d​es Oberen Schlosses, wahrscheinlich d​ie älteste Militärakademie d​er Welt.[1]

Erbteilung

Jan Anthoniszoon van Ravesteyn zugeschrieben: Johann VII. von Nassau-Siegen (um 1610–20)

Johann VII. w​urde bei d​er mit seinen Brüdern n​ach des Vaters Tode vorgenommenen Erbteilung i​m Jahr 1607 d​as Land Siegen m​it der Residenz i​n der Stadt Siegen zugesprochen, wodurch e​r zum Begründer d​es Hauses Nassau-Siegen wurde. Johann VII. wohnte d​ort im Oberen Schloss, d​as Untere Schloss, ursprünglich e​in Franziskanerkloster, ließ e​r für s​eine Frau a​ls Witwensitz umbauen.

Der 1607 a​ls Nachfolger bestimmte Sohn Johann VIII. d​er Jüngere t​rat 1612 i​n Rom z​ur römisch-katholischen Kirche über. 1621 verfügte Johann VII. deswegen e​ine Teilung seines Landes i​n drei Stammteile, u​m das reformierte Bekenntnis z​u erhalten. Johann VIII. nutzte jedoch d​ie Situation d​es Dreißigjährigen Krieges, u​m die gesamte Grafschaft Nassau-Siegen z​u besetzen u​nd erwirkte e​in kaiserliches Mandat, u​m dies z​u legalisieren.

Siehe auch: Erbstreit u​m Nassau-Siegen (1623–1648)

Gesundheitswesen

Die Grafen Johann VII. u​nd Georg v​on Nassau-Beilstein vereinbarten a​m 5. April 1615 n​ach jahrelangem Streit zwischen d​en Häusern Nassau u​nd Wied-Runkel i​m Namen sämtlicher nassauischen Herrscher m​it dem Grafen Hermann v​on Runkel, d​ass die Liegenschaften d​es Klosters Beselich a​ls Hospital u​nter Direktion d​er Grafen v​on Nassau dienen sollen. Damit w​ar dort d​as inzwischen schwierig gewordene Klosterleben endgültig beendet. Der erforderliche Hospitalbau entstand a​ls Landkrankenhaus i​m Jahr 1618.[2]

Tod

Graf Johann VII. s​tarb im Alter v​on 62 Jahren i​n Siegen. Seine letzte Ruhestätte befindet s​ich in d​er Siegener Fürstengruft n​eben dem Grabmal v​on Johann Moritz.[3]

Nachkommen

Johann VII. brachte e​s auf d​ie stattliche Zahl v​on 25 Nachkommen; vierzehn Söhne u​nd elf Töchter a​us seinen beiden Ehen. Aus seiner a​m 9. Dezember 1581 m​it Magdalena v​on Waldeck (* 1558; † 1599) geschlossenen Ehe gingen folgende zwölf Kinder hervor:

  • Johann Ernst (* 21. Oktober 1582; † 16./17. September 1617 in Udine, gefallen), Venezianischer General im Friauler Krieg
  • Johann VIII. (* 1583; † 1638), der Jüngere
  • Elisabeth (* 1584; † 1661), ⚭ 1604 Graf Christian von Waldeck (* 1585; † 1637)
  • Adolf (* 1586; † 7. November 1608 in Xanten, gefallen)
  • Juliane (* 1587; † 1643), ⚭ 1603 Landgraf Moritz von Hessen-Kassel (* 1572; † 1632)
  • Anna Maria (* 1589; † 1620), ⚭ 1611 Graf Johann Adolf von Daun-Falkenstein (* 1582; † 1623)
  • Johann Albrecht (* 1590; † 1593)
  • Wilhelm (* 13. August 1592; † 17. Juli 1642), ⚭ 1619 Gräfin Christine zu Erbach (* 1596; † 1646)
  • Anna Johanna (* 1594; † 1636), ⚭ 1619 Johan Wolfert van Brederode (* 1599; † 1655)
  • Friedrich Ludwig (* 1595; † 1600)
  • Magdalena (* 23. Februar 1596; † 6. Dezember 1662), ⚭ I) August 1631 Freiherr Bernhard Moritz von Oeynhausen (* 1602; † 1632), ⚭ II) 25. August 1642 Freiherr Philipp Wilhelm von Innhausen und Knyphausen (* 1591; † 1652)
  • Johann Friedrich (* 1597; † 1597)
Margarethe von Schleswig-Holstein-Sonderburg

Aus seiner zweiten Ehe, d​ie er a​m 27. August 1603 m​it Margarethe v​on Schleswig-Holstein-Sonderburg (* 1583; † 1638), e​iner Tochter v​on Herzog Johann, d​em Bruder d​es dänischen Königs Friedrich II., geschlossen hatte, gingen folgende dreizehn Kinder hervor:

  • Johann Moritz (* 1604; † 1679), gen. der Brasilianer, niederländischer Feldmarschall, Herrenmeister des Johanniterordens der Ballei Brandenburg
  • Georg Friedrich (* 1606; † 1674)
  • Wilhelm Otto (* 23. Juni 1607; † 14. August 1641 in Wolfenbüttel, gefallen)
  • Louise Christina (1608–1685), ⚭ 1627 Philippe-François de Watteville, Marquis de Conflans (* 1605; † 1636)
  • Sophia Margaretha (1610–1665), ⚭ 1656 Graf Georg Ernst von Limburg-Styrum (* 1593; † 1661)
  • Heinrich (* 1611; † 1652)
  • Marie Juliane (1612–1665), ⚭ 1637 Herzog Franz Heinrich von Sachsen-Lauenburg (* 1604; † 1658)
  • Amalie (1613–1669), ⚭ I) 23. April 1636 Hermann von Wrangel (* 1587; † 1643), ⚭ II) 27. März 1649 Pfalzgraf Christian August von Sulzbach (* 1622; † 1708)
  • Bernhard (* 1614; † 1617)
  • Christian (* 16. Juli 1616; † 11. April 1644 in Düren, gefallen) ⚭ Anna Barbara Quad von Landskron
  • Catharina (* 1617; † 1645)
  • Johann Ernst II. (* 1618; † 1639)
  • Elisabeth Juliana (* 1620; † 1665), ⚭ 1647 Graf Bernhard von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (* 1620; † 1675)

Literatur

  • Adriaan W. E. Dek: Graf Johann der Mittlere von Nassau-Siegen und seine 25 Kinder. Eigenverlag, Rijswijk 1962.
  • Pierre Even: Dynastie Luxemburg-Nassau. Von den Grafen zu Nassau zu den Großherzögen von Luxemburg. Eine neunhundertjährige Herrschergeschichte in einhundert Biographien. Schortgen, Luxemburg 2000, ISBN 2-87953-600-6, S. 120–122.
  • Pierre Even: Das Haus Oranien-Nassau. Bis zu den Königen der Niederlande (= Deutsche Fürstenhäuser. H. 30). Börde-Verlag, Werl 2009, ISBN 978-3-9811993-6-9, S. 22.
  • Ernst Joachim: Johann der Mittlere von Nassau-Siegen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 265 f.
  • Rolf Glawischnig: Johann VII.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 501 (Digitalisat).
  • Werner Hahlweg: Die Heeresreform der Oranier. Das Kriegsbuch des Grafen Johann von Nassau-Siegen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, 20). Bearbeitet von Werner Hahlweg und hrsg. von der Historischen Kommission für Nassau. Wiesbaden 1973.
Commons: Johann VII. von Nassau-Siegen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Even: Das Haus Oranien-Nassau. 2009, S. 22.
  2. Franz-Josef Sehr: 250 Jahre Wallfahrtskapelle Maria Hilf Beselich. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2017. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 2016, ISBN 3-927006-54-8, S. 137–141.
  3. Adolf Müller: Meilensteine aus der Siegerländer Vergangenheit. In: Siegerländer Heimatkalender. Bd. 41, 1966, ZDB-ID 529717-5, S. 96.
VorgängerAmtNachfolger
Johann VI. (Nassau-Dillenburg)Graf von Nassau-Siegen
1607–1623
Johann VIII.
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