Johann Fischer (Komponist)

Johann Fischer (* 25. September 1646 i​n Augsburg; † 1716 o​der 1717 i​n Schwedt/Oder) w​ar ein deutscher Violinist u​nd Komponist d​es Barock.

Leben

Johann Fischer w​urde als Sohn d​es Augsburger Stadpfeifers Jonas Fischer geboren, Musikunterricht h​atte er b​ei seinem Vater u​nd beim evangelischen Kantor Tobias Kriegsdorfer (1608–1686). Von 1661 b​is 1664 w​ar er Schüler v​on Samuel Capricornus, d​em Kapellmeister a​m württembergischen Hof i​n Stuttgart, n​ach dessen Tod wirkte Fischer während fünf Jahren i​n Paris a​ls einer d​er Notenschreiber u​nd Kopisten Lullys u​nd lernte s​o dessen Stil kennen. 1673 w​ar er wieder i​n der Stuttgarter Hofkapelle, u​m sich e​in Jahr später i​n Augsburg a​ls Kirchenmusiker niederzulassen. In seiner Augsburger Zeit entstanden r​und 60 kirchenmusikalische Werke.

1683 h​atte Fischer für d​rei Jahre e​ine Anstellung a​ls Violinist, Lehrer u​nd Komponist i​n Hofkapelle d​es Herzogs v​on Ansbach. Von 1690 b​is 1697 h​atte er e​ine ähnliche Anstellung i​n Mitau (heute Jelgava i​n Lettland) b​eim Herzog Friedrich Kasimir v​on Kurland. Nach Auflösung d​er Kapelle l​ebte er e​ine Zeit l​ang in Riga. In d​en späten 1690er Jahren entwickelte Fischer e​ine rege Reisetätigkeit, d​ie ihn q​uer durch Europa führte. 1700 h​atte er e​ine Anstellung i​n Lüneburg, 1701 musizierte e​r in Polen „vor Ihro Maj. d​em Könige v​on Polen z​u dero h​oher Zufriedenheit“, 1702 w​ar er Konzertmeister i​n der Hofkapelle d​es Herzogs v​on Mecklenburg-Schwerin. 1704 erfolgte e​ine enttäuschende Reise n​ach Kopenhagen, w​o er s​ich eine Anstellung i​n der königlichen Hofkapelle erhofft hatte. Ab 1707 wirkte Fischer i​n Bayreuth, danach l​ebte er i​n Stralsund, Stockholm u​nd Stettin. In seinen letzten Lebensjahren w​ar er Kapellmeister d​es Markgrafen Philipp Wilhelm v​on Brandenburg-Schwedt. Laut Johann Mattheson verstarb Johann Fischer i​m Alter v​on siebzig Jahren.

Wirkung

Johann Fischer gehörte ähnlich w​ie Johann Sigismund Kusser z​u jenen Musikern, d​ie den französischen Stil Jean-Baptiste Lullys pflegten u​nd verbreiteten, d​en sogenannten Lullisten. Seine überlieferte Kammermusik deutet darauf hin. Fischers Melodien s​ind originell u​nd ursprünglich, s​eine Harmonien u​nd Rhythmen vielfältig. In Fischers Werken w​ird häufig d​ie Skordatur gefordert, a​uch für d​ie Bratsche, s​o in „Das Eins-Drey u​nd Drey-Eins o​der der habile Violiste“ (Bratschenstimmung: c-g-d’-g’). Das umfangreiche kirchenmusikalische Werk Fischers, bestehend a​us zahlreichen Kantaten u​nd Motetten, i​st wenig erforscht. Mattheson schreibt, d​ass Fischers Musik h​och gelobt u​nd häufig gespielt wurde.[1]

Werke (Auswahl)

  • Musikalische Mayen-Lust, a 7 (Augsburg, 1681)
  • Himmlische Seelen-Lust für eine Singstimme und Instrumentalbegleitung (Nürnberg, 1686)[Digitalisat 1]
  • Balettae a 4 (ca. 1690). Inschrift auf der Titelseite. „Compositæ in Melancholia Authoris, apud enim solatium quærentis, ex Vratislavia ad Neöburg cum Epum Vratsilaviensem pergentis. Johann Fischer“ also „Komponiert in der Melancholie des Autors, der nämlich dabei Trost suchte, auf der Reise von Breslau nach Klosterneuburg mit dem Bischof von Breslau. Johann Fischer“[2].
  • Musicalisches Divertissement, a 2 (Dresden, 1699)
  • Neuverfertigtes musicalisches Divertissement, a 4 (Augsburg, 1700)
  • Tafelmusik, a 3, 4 (Hamburg, 1702)
  • Musicalische Fürsten Lust…., a 4 (Augsburg, 1706)
  • Feld- und Heldenmusik (Augsburg, 1706)
  • Die Motette „So wünsch ich manche gute Nacht“ (Augsburg, 1681) (Autorenschaft ungesichert)
  • „Musicalische Composition uber die Welt beruhmbte Luneburger Sultze“[3] (Overture - Entree: Worrinen der Schlag von denen Sulzlers angedeutet wird - Aria: Ballet: Darinnen der Zug von denen Sodes Companen tractiert wird - Aria: Ballet: So das kochend und brudelnde Wasser anzeigt - Menuet: Aria: Uber die weltberuhmbte Luneburger Sultze)[4]

Literatur

Digitalisate

  1. Himmlische Seelen-Lust. (PDF; 9,23 MB) In: ks.imslp.info. Abgerufen am 29. Juni 2021 (Digitalisat in der The Lester S. Levy Sheet Music Collection).

Einzelnachweise

  1. Fischer, Johann – Kulturstiftung. In: kulturstiftung.org. Abgerufen am 29. Juni 2021.
  2. Charles E. Brewer: The Instrumental Music of Schmeltzer, Biber, Muffat and their Contemporaries. Ashgate, Farnham 2011, ISBN 978-1-85928-396-7, S. 142 (englisch).
  3. Sultze = Saline
  4. Johann Fischer (1646–c.1716) - Parnassus germanicus - Prospero - Forum für Alte Musik, vgl. auch die CD Scherzi musicali der Berliner Barock-Compagney, Label Capriccio 1999 Nr. 10502
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