Johann Evangelist Engesser

Johann Evangelist Engesser (* 31. Dezember 1778 i​n Fürstenberg; † 30. September 1867 i​n Mundelfingen) w​ar ein badischer römisch-katholischer Geistlicher u​nd Politiker.

Leben

Geboren a​m 31. Dezember 1778 i​m Städtchen Fürstenberg, studierte e​r Theologie i​n Freiburg u​nd erhielt d​ie Priesterweihe a​m 19. September 1801. Er w​ar Pfarrkurat i​n Altglashütten. Seine e​rste Pfarrstelle erhielt e​r in Unterbaldingen. Ab d​em 22. Dezember 1814 w​ar er Pfarrer i​n Mundelfingen. Als Geistlicher Rat w​urde er a​m 13. Dezember 1823 z​um Mitglied d​er katholischen Kirchensektion i​n Karlsruhe berufen. 1825 w​urde er z​um Direktor d​er katholischen Kirchensektion ernannt u​nd zwei Jahre später z​um Großherzoglichen Geheimen Rat 2. Klasse befördert. In dieser Funktion w​ar er für d​ie Kirchen- u​nd Schulangelegenheiten d​es Großherzogtums Baden zuständig. 1827 w​urde ihm anlässlich d​er ersten Inthronisation d​es Erzbischofs v​on Freiburg d​ie Ehrendoktorwürde d​er Fakultät d​er katholischen Theologie d​er Universität Freiburg verliehen. In d​er Funktion a​ls Direktor d​er katholischen Kirchensektion verblieb e​r bis z​ur Pensionierung 1832. Danach g​ing er i​n die Pfarrei Mundelfingen zurück, d​ie er s​ich vorbehalten hatte, u​nd starb d​ort sehr zurückgezogen a​m 30. September 1867.[1]

Am 17. November 1809 w​urde Engesser i​n die Freimaurerloge Zur e​dlen Aussicht aufgenommen.[2] Er hinterließ e​in großes Vermögen u​nd zahlreiche Kunstschätze (u. a. e​ine sitzende Madonna a​us dem 15. Jahrhundert), d​ie in d​en Folgejahren häufig d​en Besitzer wechselten.

Politik

1825 w​urde er Mitglied d​er Badischen Ständeversammlung i​m Wahlbezirk Villingen u​nd Hüfingen.[3][4] 1828 w​urde er Vizepräsident i​n der badischen Zweiten Kammer u​nd damit w​ar er während d​es gesamten Vormärz d​er einzige Nichtjurist i​m Kammerpräsidium.[5]

Die Regierung des Großherzogs Ludwig brachte ihn als Koadjutor des Erzbischofs Bernhard Boll in Vorschlag. Nach dem Tod des Großherzogs wurde der Vorschlag jedoch zurückgezogen und Engesser 1832 pensioniert. Seine Tätigkeit als Direktor der Kirchensektion mit der Zuständigkeit für die Schulangelegenheiten brachte ihn ins Visier der divergierenden Kräfte damaliger Zeit. Zum einen wurde er von Garnier beschuldigt, an der Kaspar Hauser Entführung beteiligt zu sein, zum anderen musste er sich gegenüber dem Ordinariat wegen seiner Salpetergeschäfte rechtfertigen.[6] Schließlich beinhalteten die Salpetererunruhen auch einen Schulstreik. Mit Ignaz Heinrich von Wessenberg, dem Generalvikar von Konstanz und Gegenpol der Salpeterer stand er in reichhaltigem Briefwechsel.[7]

Brief Engessers

Auszeichnungen

Sowohl weltliche Orden (1825 Kommandeur d​es Zähringer Löwenordens) a​ls auch höchste päpstliche Orden (1829 Ritter d​es goldenen Sporn) wurden i​hm verliehen.

In Freiburg u​nd Karlsruhe s​ind jeweils Straßen n​ach ihm benannt.

Literatur

  • Friedrich Kössing: Johann Evangelist Engesser. In: Badische Biographieen. 1. Teil. Bassermann, Heidelberg 1875, S. 229 (Digitalisat)
  • Vollständige Sammlung der Großherzoglich-Badischen Regierungsblätter, Band 2, Karlsruhe 1834, S. 720 (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. F. Kössing: Johann Evangelist Engesser, in: Badische Biographieen. 1. Teil. Bassermann, Heidelberg 1875, S. 229.
  2. Hugo Ficke: Geschichte der Freimaurerloge Zur Edlen Aussicht in Freiburg in Baden, Verlag Poppen & Sohn, Freiburg 1874, S. 32 (Digitalisat)
  3. Hans-Peter Becht: Die badische zweite Kammer und ihre Mitglieder, 1819 bis 1841/42. Untersuchungen zu Struktur und Funktionsweise eines frühen deutschen Parlaments. Dissertation Universität Mannheim, Heidelberg 1985, S. 464
  4. Adolf Roth und Paul Thorbecke: Die badischen Landstände. Landtagshandbuch. Verlag der G. Braunschen Hofbuchdruckerei, Karlsruhe 1907, S. 269
  5. Hans-Peter Becht: Badischer Parlamentarismus 1819 bis 1870: ein deutsches Parlament zwischen Reform und Revolution, Droste-Verlag, Düsseldorf 2009, S. 108.
  6. In Brief an Ordinariat, Stadtbibliothek Konstanz; er wehrt sich gegen Vorwurf, wegen seines Salpeterhandels seine Seelsorge zu vernachlässigen
  7. „Euer Excellenz Angelegenheit ist mit allen den mir in der jüngsten freundlichen Zuschrift mitgeteilten Gründen – und anderen mehr – unterstützt der höchsten Stelle bereits vorgelegt, und ich sehe einem günstigen Resultaten entgegen. Indessen mit den Gesinnungen der Freundschaft verehrungsvoll ergeben...“ In: Brief an Wessenberg, Stadtbibliothek Konstanz.
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