Johan Ludvig Runeberg
Johan Ludvig Runeberg (* 5. Februar oder 7. Februar 1804 in Jakobstad; † 6. Mai 1877 in Borgå) war ein finnlandschwedischer Schriftsteller. Er gilt als der Nationaldichter Finnlands.
Leben
Johan Ludvig Runeberg studierte an der Åbo Akademi. Nach Abschluss seiner Studien wurde er 1830 Dozent für griechische Sprache in Helsingfors (finnisch Helsinki). Von 1837 bis zu seiner Pensionierung 1857 unterrichtete er am Gymnasium in Borgå (finnisch Porvoo).[1] 1876 wurde er Ehrenmitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften.[2]
Er war mit seiner Großcousine Fredrika Charlotta Runeberg, geb. Tengström, verheiratet. Mit ihr hatte er acht Kinder. Fredrika betätigte sich ebenfalls als Schriftstellerin.
Johan Ludvig Runeberg wurde auf dem Friedhof von Borgå beigesetzt.
Werk
Das berühmteste Werk Runebergs ist Fänrik Ståls sägner („Fähnrich Stahl“), das in zwei Teilen 1848 und 1860 erschienen ist. Es besteht aus 35 Gedichten, vor allem Heldenballaden, aus der Zeit des Finnischen Krieges (1808–1809), der nach dem Vertrag von Fredrikshamn zur Abtretung Finnlands an Russland durch Schweden führte. Das erste Gedicht daraus, Vårt land („Unser Land“), wurde zur Nationalhymne Finnlands (mit schwedischem und übersetztem finnischen Text).
Runeberg übersetzte serbische Volkslieder ins Schwedische. Hierdurch fand er zu einem schlichten, volksliedhaften Ton, der insbesondere die beiden Bände seiner Gedichtsammlung Idyll och epigram (Idyllen und Epigramme) kennzeichnet. Runeberg schrieb auch Hexameter-Idyllen in Tegnérs Nachfolge und Dramen.
Runeberg arbeitete auch als Lehrer und Dozent, unter anderem für Griechisch, in Helsingfors und Borgå. Daneben schrieb er für die Zeitungen Helsingfors Morgonblad und Borgå Tidning.
Im Jahre 2004 wurde er in einer Umfrage des finnischen Radiosenders YLE nach den 100 größten Finnen auf Platz 57 gesetzt.
Zu Runebergs Gedächtnis vergibt die Stadt Borgå seit 1987, dem 150. Jahr seiner Ankunft in dieser Stadt, an seinem Geburtstag jährlich den Runeberg-Preis.
In Finnland wird am 5. Februar der Runeberg-Tag (schwedisch Runeberg dygn, finnisch Runebergin päivä) begangen. An diesem Tag werden traditionell auch Runeberg-Törtchen (schwedisch Runebergstårta, finnisch Runebergin torttuja) gegessen.
Sein Sohn Walter Magnus Runeberg (1838–1920) wurde ein bekannter Bildhauer.
Runeberg als Namenspatron
Runeberg wurde zum Namenspatron des Runeberg-Projekts[3]. Das ist ein Freiwilligen-Projekt, das seit 1992 alte Werke skandinavischer Literatur kostenlos im Internet zur Verfügung stellt. Dabei handelt es sich nicht nur um Literatur im engeren Sinne, sondern auch um historische Nachschlagewerke wie die von Jens Peter Trap 1858 begonnene und schließlich 1898–1906 (3. Ausgabe) von Harald Weitemeyer fortgesetzte Statistisk-topografisk Beskrivelse af Kongeriget Danmark (Statistisch-topografische Beschreibung des Königreichs Dänemark).
Werke in deutscher Übersetzung
- Die Sagen des Fähnrich Stål. Eine Sammlung Gesänge. Aus dem Schwedischen von Ida Meves, Leipzig (bei Rudolph Hartmann), 1852
- Epische Dichtungen (2 Bände). Max Niemeyer Verlag, Halle/Saale 1891. Übersetzt von Wolrad Eigenbrodt.
- Finnlands Heldenkampf in Dichtungen seines Volksdichters Johann Ludwig Runeberg: Für unser deutsches Volk. Callwey Verlag, München 1920. Übersetzt von Wolrad Eigenbrodt.
- Hanna. Der Weihnachtsabend. 2 Dichtungen. Haessel Verlag, Leipzig 1925. Übersetzt von Johannes Öhquist.
- Fähnrich Stahl. Söderström, Helsingfors 1942. Übersetzt von Wolrad Eigenbrodt.
Siehe auch
Literatur
- Wolfdietrich von Kloeden: Johan Ludvig Runeberg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 986–990.
- Rudolf Eucken: Runebergs Lebensanschauung. In: Gesammelte Werke, Bd. 2: Gesammelte Aufsätze zur Philosophie und Lebensanschauung. Dürr, Leipzig 1903, S. 108–115.
Weblinks
- Literatur von und über Johan Ludvig Runeberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Johan Ludvig Runeberg in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Samlade skrifter – Gesamtausgabe (schwedisch)
Einzelnachweise
- Erkki Kaila: Runeberg, Johan Ludwig. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 1. Auflage. Band 5, Mohr-Siebeck, Tübingen , Sp. 64–65.
- Ehrenmitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Рунеберг, Иоганн Людвиг. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 10. März 2021 (russisch).
- About Project Runeberg