Joachim Günther (Bildhauer)

Joachim Günther (* 3. März 1720 i​n Tritschenkreuth, h​eute Peißenberg, Oberbayern; † 2. Juli 1789 i​n Bruchsal)[1] w​ar ein deutscher Bildhauer u​nd Stuckateur d​es Spätbarock bzw. Rokoko. Er wirkte l​ange Zeit a​ls Hofbildhauer i​m Bistum Speyer.

Die Gartenseite des Bruchsaler Schlosses, mit einem der Hellebardiere von Joachim Günther
Schlosspark Bruchsal, "Das Wasser", Skulptur von Joachim Günther
Günther-Madonna im Kaisersaal des Speyerer Domes
Apostel Jakobus der Ältere in St. Maria Magdalena in Horgauergreut

Leben und Wirken

Joachim Günther k​am als Sohn d​er Bauersleute Jakob Günther u​nd Maria geb. Legenlocher (auch Lengelacher), i​n Tritschenkreuth, h​eute Marktgemeinde Peißenberg, z​ur Welt.[2] Sein ältester Bruder Matthäus Günther (1705–1788) w​urde zu e​inem der bekanntesten süddeutschen Maler seiner Epoche.[3]

Als Joachim Günther u​m 1735 s​eine Lehrzeit begann, w​ar der i​n Augsburg ansässige Bruder Matthäus s​chon ein versierter Künstler, d​er über s​eine Arbeit a​uch mit vielen Stuckateuren u​nd Bildhauern i​n Kontakt stand. Joachim Günthers Ausbildung dürfte d​aher vermutlich i​m Bekanntenmilieu d​es älteren Bruders erfolgt sein. Belegt i​st auch e​in Aufenthalt i​n Mähren, w​o sein Onkel Ignaz Lengelacher (1698–1780)[4] a​ls angesehener Bildhauer wirkte.[5]

1747 machte s​ich Joachim Günther a​ls Bildhauer i​n Zusmarshausen b​ei Augsburg selbstständig u​nd arbeitete u​nter anderem i​m nahen Lindgraben u​nd in Horgauergreut. In Lindgraben i​st eine Pietà d​es Künstlers erhalten,[6] i​n der Kirche v​on Horgauergreut Apostelfiguren.[7][8]

Ab 1752 w​ar Joachim Günther i​n Bruchsal tätig, w​o er i​m Dienste v​on Fürstbischof Kardinal Franz Christoph v​on Hutten z​um Stolzenberg stand, d​er ihn s​ehr schätzte u​nd 1755 z​u seinem Hofbildhauer ernannte.[9] Der Kardinal ließ i​m Garten beziehungsweise a​uf der Gartenseite seiner Residenz, d​em Bruchsaler Schloss, a​b 1755 insgesamt zwölf v​on Joachim Günther geschaffene Figuren aufstellen, nämlich d​ie 4 Jahreszeiten, d​ie 4 Elemente[10][11] u​nd 4 Hellebardiere, d​ie zu d​en berühmtesten u​nd gelungensten Skulpturen Günthers gehören.[12][13] Ebenso stammen d​ie Balkone u​nd die Wappengiebel a​n der Hof- u​nd Gartenseite d​es Schlosses v​on Joachim Günther.[14] Für d​as inzwischen wieder abgetragene, barocke Westwerk d​es Speyerer Domes s​chuf der Künstler 1777 e​ine eindrucksvolle Madonnenfigur, d​ie sich h​eute im Kaisersaal, i​m Dominneren befindet.[15] Auch mehrere Hochaltäre a​us seiner Werkstatt s​ind bekannt, s​o in Walzbachtal-Jöhlingen,[16] i​n Sankt Martin (Pfalz) (nicht m​ehr existent, Foto erhalten)[17] u​nd für d​en Speyerer Dom (nicht erhalten).[18] Den Günther-Altar d​es Speyerer Domes h​atte Fürstbischof August v​on Limburg-Stirum (1721–1797) i​m Johannischor z​u Ehren d​es Papstes Stephan g​anz aus Marmor errichten lassen u​nd er sollte e​inst die Urne m​it seinem Herzen bergen, weshalb e​r auch a​ls „Herzgruftaltar“ bezeichnet wurde. Kardinal Johann Jakob v​on Geissel beschreibt i​hn 1828 i​n seinem Buch Der Kaiserdom z​u Speyer, 3. Band.[19]

Familienverhältnisse

Joachim Günther war seit 1749 mit Anna Maria Müller aus Zusmarshausen verheiratet und hatte mehrere Kinder mit ihr.[20][21] Der Sohn Joachim Günther starb jung als Domvikar in Speyer. Auch sein Bruder Franz Christoph Günther (1770–1848), dessen Taufpate Kardinalbischof Franz Christoph von Hutten war, wurde Priester und verstarb als Domkapitular in Speyer. Die Söhne Tobias Günther (1755–1811)[22] und Johann Adam Günther (1760-nach 1832)[23][24] traten in die künstlerischen Fußstapfen des Vaters. Von Tobias Günther sind Altäre und Skulpturen, von Johann Adam Skulpturen und Gemälde bekannt, letzterer war außerdem ein ausgezeichneter Vergolder.

Joachim Günther h​olte auch seinen Onkel u​nd Lehrer Ingnaz Lengelacher a​us Mähren i​n die Region, w​o dieser künstlerisch tätig wurde.[25] Dessen Schwiegersohn (Ehemann v​on Joachim Günthers Cousine) w​ar wiederum d​er badische Hofmaler Joseph Melling (1724–1796) i​n Karlsruhe.

Literatur

  • Karin Jäckel: Forschungsergebnisse zum Leben des Bruchsaler Hofbildhauers und Stukkateurs Joachim Günther. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 127. 1979, S. 319–342, Online
  • Karin Jäckel: Das Werk des Bildhauers Joachim Günther (1720 - 1789), Dissertation zur Erlangung des Grades des Doktors der Philosophie der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes, Saarbrücken 1975
Commons: Joachim Günther (Bildhauer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Quelle zu den genauen Lebensdaten
  2. Quelle zum Namen des Vaters
  3. Zum Bruder Matthäus Günther
  4. Zu Ignaz Lengelacher
  5. Quelle zum Aufenthalt in Mähren
  6. Zur Pieta von Joachim Günther in Lindgraben
  7. Zu den Apostelfiguren in Horgauergreut
  8. Zu Joachim Günthers Wirken in Horgauergreut@1@2Vorlage:Toter Link/horgau.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Joachim Günther als Lieblingsbildhauer von Fürstbischof Kardinal von Hutten
  10. Webseite mit Foto von der Bruchsaler Figur „Feuer“
  11. Webseite mit Foto von der Bruchsaler Figur „Luft“
  12. Zum Schlossgarten Bruchsal und seinen Günther Skulpturen (mit mehreren Fotos)
  13. Der Bruchsaler Schlossgarten (Memento des Originals vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schloss-bruchsal.de
  14. Quelle zur Arbeit am Bruchsaler Schloss
  15. Zur Kopie der Speyerer Madonna von Joachim Günther (3. Absatz) (Memento des Originals vom 25. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kath.de
  16. Die Altäre Joachim Günthers in der Martinskirche Jöhlingen (bebildert) (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.st-martin-joehlingen.de
  17. Zum Altar in St. Martin
  18. Zum Altar für den Speyerer Dom
  19. Beschreibung von Joachim Günthers Altar im Dom zu Speyer
  20. Zu Joachim Günthers Ehefrau und Kindern
  21. Zu Joachim Günthers Ehefrau
  22. Zu Tobias Günther (Memento des Originals vom 6. November 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pfarrgemeinde-untergrombach.de
  23. Zu Johann Adam Günther
  24. Zu Johann Adam Günther, mit Lebensdaten
  25. Zur Beiziehung des Onkels Ignaz Lengelacher ins Fürstbistum Speyer
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