Jan Seklucjan

Jan Seklucjan (auch Johannes Seclucianus, Johannes Seclutianus; * u​m 1510/15; † 1578) w​ar ein polnischer lutherischer Prediger, Übersetzer u​nd Herausgeber. Er ließ d​ie ersten lutherischen Texte u​nd das e​rste Neue Testament i​n polnischer Sprache drucken.

Neues Testament, 1551

Leben

Seklutian k​am möglicherweise a​us Siekluki b​ei Radom o​der einem gleichnamigen Ort i​n Großpolen. 1536 w​ar er a​n der Universität i​n Leipzig immatrikuliert u​nd erwarb d​ort den Grad e​ines Baccalaureus.

1538 w​ar Johannes Seclutian königlicher Schreiber i​n Posen. Als Priester w​urde er 1543 w​egen lutherischer Predigten v​on Bischof Sebastian Branicki v​on Posen angeklagt. Er f​loh in d​as protestantische Herzogtum Preußen n​ach Königsberg.

Dort entfaltete er ein reiches verlegerisches Schaffen und druckte die ersten lutherischen Bekenntnisschriften, Bibeltexte und Kirchenlieder in polnischer Sprache. Er wirkte zugleich als lutherischer Prediger der polnischen Gemeinde an der Kirche St. Nikolai (Steindammer Kirche), die ein Sammelplatz der polnischen und litauischen Emigranten wurde.[1]

Schriften

Seklutian w​ar als Verleger u​nd Herausgeber i​n Königsberg tätig, einige Texte übersetzte e​r auch selbst. Insgesamt s​ind heute über 15 Schriften erhalten.[2]

  • 1545 die erste polnische Übersetzung des Kleinen Katechismus von Martin Luther[3],
  • 1547 der Große Katechismus Luthers
  • 1547 ein polnisches Gesangbuch mit 35 Liedern, darunter 8 von Luther.
  • 1550 folgte eine polnische Hauspostille.
  • 1551–53 verlegte er das erste Neue Testament in polnischer Sprache, übersetzt vom lutherischen Linguisten Stanisław Murzynowski aus dem griechischen Urtext.

Zu d​en von i​hm verlegten Autoren gehörte a​uch der Schriftsteller Mikołaj Rej.

Literatur

Deutsch

  • Stanisław Urbańczyk (Hrsg.): Die altpolnischen Orthographien des 16. Jahrhunderts : Stanisław Zaborowski, Jan Seklucjan, Stanisław Murzynowski, Jan Januszowski. Böhlau, Köln – Wien 1983.
  • Altpreußische Biographie, s. v.
  • K. v. Miaskowski: Jan Seklucjan. In: Historische Monatsblätter für Posen 12, S. 148–154.
  • Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche in Ostpreußen, Göttingen 1968.

Polnisch

  • Janusz Małłek: Seklucjan (Seclucianus, Sekluczian) (ok. 1510/1515-1578), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 36, Warszawa, Kraków 1995–1996, S. 182–186.

Litauisch

  • Vaidotas Rimša: Jano Maleckio ir Jano Sekluciano polemika dėl katekizmo kanoninio vertimo. Lietuvių Kalbos Instituto Leidykla, Vilnius 2001.

Einzelnachweise

  1. Peter Hauptmann Kirche im Osten: Studien zur osteuropäischen Kirchengeschichte und Kirchenkunde. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1991 ISBN 3-525-56390-6,S. 43
  2. Seine Drucke in Königsberg sind aufgelistet in Vanessa Bock: Die Anfänge des polnischen Buchdrucks. In: Axel E. Walter (Hrsg.): Königsberger Buch- und Bibliotheksgeschichte. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2004. S. 145ff.
  3. Daiva Narbutienè: Katechismus von Jan Seklucjan in Litauen Website der Akademie der Wissenschaften Litauen, abgerufen 7. März 2014.
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