Jakob Uwadiae Egharevba
Jakob Uwadiae Egharevba (* 1893 in Idanre; † 1980 in Benin City) war ein nigerianischer Autor und Historiker, der sich große Verdienste um die Geschichte des Königreichs Benin erworben hat.
Egharevba wurde als Kind von Fernhandelskaufleuten in Idanre, einem Fürstentum der Yoruba, geboren. Seine Mutter war die Enkelin eines Yoruba-Häuptlings aus Ibadan, sein Vater stammte von einem hohen Beamten aus Benin ab.[1] Seinen ursprünglichen Vornamen Uwadiae änderte Egharevba 1915 nach seiner Bekehrung zum Katholizismus in „Jakob“. Er gehörte der Ethnie der Edo an, des Staatsvolkes des Königreichs Benin, das bis ins späte 19. Jahrhundert hinein eines der mächtigsten Reiche auf dem Staatsgebiet des heutigen Nigeria war. 1902 siedelte er nach Benin auf die Farm seines Vaters um. 1914, also gut 20 Jahre nach der historischen Katastrophe des Königreichs Benin, der Eroberung, Plünderung und weitgehenden Zerstörung der Stadt Benin, der Hauptstadt des Reiches durch die Briten 1893, zog er in diese ehemalige Hauptstadt und diente dort einem britischen Kolonialoffizier, um sein Schulgeld zu verdienen.
Nach seinem Abschluss arbeitete Egharevba als Kaufmann, bildete sich aber ständig weiter.[1]
Benin hatte zu dieser Zeit bei weitem noch nicht wieder die alte Bevölkerungszahl und Bedeutung erlangt. Egharevba erlebte dort allerdings die prachtvolle Krönungsfeier eines Oba, also eines Herrschers des Beninreiches, und wurde nach eigenen Angaben durch den Widerspruch zwischen dieser Prachtentfaltung und der untergeordneten Stellung der Stadt Benin in der kolonialen Welt Nigerias dazu angeregt, sich mit der Geschichte Benins zu beschäftigen und zu schreiben.
Zwischen 1934 und 1976 veröffentlichte er 35 Artikel und Bücher. Die meisten Werke befassten sich mit der Geschichte des Königreichs Benin und befreiten das Bild dieses Reiches aus der eurozentrischen Sicht, die durch die britischen Kolonialherren geprägt war. Neben einigen europäischen Quellen nutzte er insbesondere mündliche Überlieferungen, die er von alten Leuten erfragte, und die Ausführungen verschiedener traditioneller Autoritäten und Würdenträger der Edo-Hierarchie, die er systematisch zu ihren Spezialgebieten interviewte. Seine Werke werden heute von Historikern als wichtige Quellen zur Geschichte Benins anerkannt. Ein großer Teil seiner Erkenntnisse wurde später durch europäische Historiker auf der Grundlage schriftlicher Quellen aus europäischen Archiven bestätigt, die Egharevba zur Zeit der Abfassung seiner Werke noch nicht bekannt sein konnten. Bekannt ist etwa seine Königsliste, eine Liste der Herrscher des Königreichs Benin. Daneben übersetzte er Volkssagen aus dem Yoruba, aber auch arabische Märchen und Fabeln des Äsop in die Edo-Sprache. 1957 erblindete er, schrieb aber bis 1976 noch weitere Artikel.
Die britische Regierung verlieh ihm den Titel eines „Ehrenmitglieds des Empire“ und die Universität von Ibadan die Ehrendoktorwürde.
Literatur
- Stefan Eisenhofer: The Origins of the Benin Kingship in the Works of Jacob Egharevba. In: History in Africa, 22, 1995, S. 1–23
- Stefan Eisenhofer: Jacob Egharevba und die Rekonstruktion der Geschichte des Königtums von Benin (Nigeria). In: Paideuma, 42, 1996, S. 151–168
- Stefan Eisenhofer: Lokalhistoriographien in Südnigeria und die Schriften Jacob Egharevbas über die Geschichte des Reiches Benin (Nigeria). In: Heike Behrend, Thomas Geider (Hrsg.): Afrikaner schreiben zurück. Rüdiger Köppe, Köln 1998, S. 105–128
- Uyilawa Usuanlele: Jakob Uwadiae Egharevba: Ein Pionier der Lokalhistorie und Bewahrer der Benin-Traditionen. In: Benin, Könige und Rituale. Höfische Kunst aus Nigeria. (Ausstellungskatalog, herausgegeben von Barbara Plankensteiner) Wien 2007, S. 227–233
Einzelnachweise
- Zachary Kingdon: Chief Egharevba, a pioneer historian of Benin. In: National Museums Liverpool. 8. Oktober 2021, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).