Jakob Rudolf Pauly
Jakob Rudolf Pauly (* 1. Dezember 1877 in Cochem; † 2. April 1956 ebenda) war ein deutscher Kaufmann (Weinbau- und Weinhandel), Politiker und Ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Cochem.[1]
Leben
Jakob Rudolf Pauly war ein Sohn von Jacob Rudolph Pauly und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Lenz (* 8. März 1857) aus Cochem. Pauly war nach Ausrufung der Rheinischen Republik im Oktober 1923 durch Hans Adam Dorten und Josef Friedrich Matthes Anführer der Separatisten in Cochem. Am 22. Oktober 1923 war am Rathaus der Stadt Cochem, nach der Besetzung durch Separatisten und gegen den Widerstand der Bevölkerung, die grün-rot-weiß cisrhenanische Fahne gehisst und durch einen unglücklichen Umstand der Eisenbahner Jakob Wirtz am 24. Oktober 1923 erschossen worden, jedoch scheiterte Paulys letzter Versuch, am 30. Oktober 1923 in Cochem die Rheinische Republik zu proklamieren.
Bürgermeister von Cochem
Pauly war seit dem Ende des Ersten Weltkriegs Vorsitzender des Winzergaus “Untermosel” und nach Ende des Zweiten Weltkriegs trat er 1945 in das kommunalpolitische Leben der CDU in Cochem ein. Erst wurde er Mitglied des Stadtrats, dann berief ihn die französische Militärregierung zu Beginn des Oktobers 1946 zum ersten ehrenamtlichen Bürgermeister der Stadt Cochem. Die offizielle Vereidigung fand am 7. Oktober 1946 statt. Zu seinen wichtigsten Aufgaben als erster Bürgermeister nach Ende des Zweiten Weltkriegs zählte die Wiederherstellung des öffentlichen Lebens und der in weiten Teilen zerstörten Stadt Cochem. Die ersten Gebäude, die wieder instand gesetzt wurden, waren der zerstörte West- und Nordflügel des Kreishauses, das Amtsgerichts, das Postamt, die Weinbauschule in Cond, das Rathaus, die Turnhalle, die staatliche Kreiskasse und das Realprogymnasium (vormaliges Schloßhotel). Neu zu errichten waren ferner das Franziskus-Krankenhaus auf dem Klosterberg, die Pfarrkirche St. Martin in der Innenstadt sowie die Moselbrücke.
Am 1. Dezember 1948 verunglückte Pauly während einer Dienstfahrt mit seinem Personenkraftwagen und trug körperliche Verletzungen davon, so dass seine Amtsgeschäfte vorübergehend vom I. Beigeordneten der Stadt Cochem übernommen werden mussten. Im März 1949 wurde Pauly nach seiner Wiederwahl zu seiner zweiten Amtszeit vereidigt, obwohl, wie er selbst sagte: ...die erneute Berufung abgelehnt, schließlich aber seine Wahl angenommen, da sie, mit einer Ausnahme, vom Stadtverordnetenkollegium beschlossen wurde. Er wolle, so erklärte er, nach besten Kräften, mit Gottesvertrauen und in der guten geistigen Verfassung, in der er sich befinde, auch weiterhin das Wohl der Stadt in Zukunft vertreten. Die Vereidigung und Einführung nahm der Vertreter der Staatsregierung, der stellvertretende Landrat Joseph Herlet im Beisein der Stadtverordneten und der Vertreter der französischen Militärregierung, des Kreisdelegierten Cambournac und seines Vertreters Dasclaux vor. Aufgrund der Verletzungen durch den Dienstunfall des Vorjahres, musste Pauly sein Amt als Bürgermeister jedoch am 24. Mai 1949 aufgeben. Sein Nachfolger wurde Ferdinand Hillebrand, der am 29. November 1949 die Amtsgeschäfte als neuer Bürgermeister der Stadt Cochem übernahm.
Jakob Rudolf Pauly war seit dem 14. Dezember 1948 bis zum November 1952 CDU-Mitglied im Kreisausschuss. Am 4. April 1956 verstarb der Altbürgermeister 78-jährig und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Cochem zu Grabe getragen.
Ergänzendes
Jakob Rudolf Pauly erwarb im Jahr 1930 ein Wohnhaus an der Moselpromenade 57 in Cochem, sowie ein dahinter am Oberer Weg 9 liegendes Grundstück, mit dem darauf befindlichen Columbarium. Den Turm mit seiner krönenden Mahnhand, oftmals fälschlich als “Schwurhand” bezeichnet, erwarb er seinerzeit vom in London lebenden Bildhauer Theodor Friedrichs (* 2. April 1870), dem zweitältesten Sohn des gebürtig aus Cond stammenden Goldgräbers Carl Joseph Friedrichs (1831–1916). Pauly ließ die aus Kupferblech bestehende Hand wohl kurz nach Erwerb des Columbariums, das heute ein Kulturdenkmal ist, abnehmen und übergab sie in private Obhut.[2]
Familie
Jakob Rudolf Pauly war seit 1903 mit Josefine, geb. Schmitz verheiratet. Beide hatten insgesamt 7 Kinder, Willy (* 1903), Ina (* 1904), Josef (* 1908), Irma (* 1910), Annemarie (* 1913), Marianne (* 1913) und Ruth († 1920).
J. R. Pauly hatte noch einen jüngeren Bruder Josef (* 10. Dezember 1879) und eine jüngere Schwester (* 18. Juni 1886).
Literatur
- Alfons Friderichs (Hrsg.): Pauly, Jakob Rudolph. In: Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Kliomedia, Trier 2004, ISBN 3-89890-084-3, S. 268–269.
- Manuela Jakobs: In Cochem scheiterte die “Rheinische Republik”. In: Heimatjahrbuch Kreis Cochem-Zell 1999. S. 169–174.
- Alfons Friderichs, Adolf Gandner: Vor 50 Jahren... Verwaltungsbericht des Landkreises Cochem. In: Heimatjahrbuch Kreis Cochem-Zell 1998. S. 61–65.
Weblinks
- Eintrag zu Jakob Rudolf Pauly in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank
Einzelnachweise
- Stadtbürgermeister Pauly eingeführt - Für das Wohl der Stadt Cochem - Begrüßung der neuen Beigeordneten. In: Rhein-Zeitung. 15. Januar 1949.
- Stephan Tournay (Autor): Die Mahnhand von Cochem. (= Carl Joseph Friedrichs: Aufzeichnungen aus meinem Leben). 2018, ISBN 978-3-00-060283-2.