Jakob Griesinger

Jakob Griesinger (* 1407 i​n Ulm; † 11. Oktober 1491 i​n Bologna; a​uch Giacomo d​a Ulma) w​ar ein deutscher Glasmaler u​nd Laienbruder d​es Dominikanerordens, d​er als Seliger d​er katholischen Kirche verehrt wird.

Darstellung aus dem "Annus dierum sanctorum", Mitte 18. Jahrhundert

Leben

Papst Leo XII. genehmigt den Kult des seligen Jakob von Ulm (Jakob Griesinger) im Dominikanerorden und in der Diözese Bologna, Lateinisches Dekret der Ritenkongregation, 3. August 1825

Griesinger b​egab sich 1432 a​ls Pilger n​ach Rom u​nd trat 1441 n​ach einer Zeit a​ls Landsknecht u​nd Hausverwalter i​n Italien a​ls Laienbruder i​n das Dominikanerkloster i​n Bologna ein, w​o er b​is zu seinem Tod künstlerisch tätig war.

Dass d​er Familienname d​es Bruders Griesinger war, s​agt der Ulmer Dominikaner Felix Fabri i​n seiner Schrift Sionspilgerin b​ei der Beschreibung Bolognas. Der Laienbruder s​ei 80 Jahre a​lt geworden u​nd habe tugendhaft gelebt. Er s​ei mit anderen Brüdern begraben worden, m​an habe a​ber aufgrund d​es großen Zulaufs z​u seinem Grab, a​n dem a​uch Wunder geschehen würden, i​hn in d​er Kirche beisetzen müssen.[1]

Papst Leo XII. erlaubte 1825 d​em Erzbistum Bologna u​nd dem Dominikanerorden s​eine Erwähnung i​m Offizium u​nd in d​er Messe z​um 11. Oktober.[2] Seine Reliquien befinden s​ich in d​er Dominikanerkirche i​n Bologna.[3]

Er g​ilt als Patron d​er Glasmaler.

Werke

Erhalten i​st nur d​as Glasfenster d​er Kapelle d​er Notare (bzw. d​es Heiligen Kreuzes) i​n der Basilika San Petronio, d​as er 1464/66 n​ach einem Entwurf v​on Michele d​i Matteo schuf.[4] Seine Planung u​nd Ausführung i​st detailliert d​urch ein Ausgabenbuch belegt. In seinem Stil mische s​ich deutscher u​nd italienischer Realismus, befand Jacob Burckhardt i​n seinem Cicerone (Erstausgabe 1855[5]).

Legende

1501 w​urde eine v​on seinem Schüler Ambrosino d​a Soncino i​n Bologna a​uf Italienisch verfasste Lebensbeschreibung veröffentlicht.[6] Sie w​urde in lateinischer Übersetzung i​n den Acta Sanctorum d​es Oktobers Band 5 wiedergegeben.[7]

Ein umfangreiches erbauliches Lebensbild i​n deutscher Sprache l​egte der Dominikaner Hieronymus Wilms 1922 vor.

Ikonographie

Andachtsbild des 19. Jahrhunderts

Als Darstellungen d​es Seligen s​ind bekannt (nach d​em Alter geordnet):[8]

  • Bildnis des Giacinto Bellini (1612–1660) in der Basilika S. Domenico in Bologna, Cappella del Sacro Cuore[9]
  • Bildnis von Ludovico Carracci ebenda, Cappella delle Reliquie[10]
  • Kleines Bild auf dem Dominikanerstammbaum in Lienz 1650/60[11] und auf weiteren Dominikaner-Stammbäumen.[12]
  • Barockes Ölgemälde[13]
  • Bild in einer Reihe von Dominikanerbildnissen im Dominikanerkloster Retz Anfang 18. Jahrhundert[14]
  • Kupferstich in dem von den Gebrüdern Klauber (diverse Auflagen ab 1737) in Augsburg herausgegebenen Annus Dierum Sanctorum[15]
  • Kupferstich in Manuel Amado: Compendio histórico [...]. Madrid 1829[16]
  • Ölgemälde von 1837/41 aus einer Serie zu Dominikanerheiligen im Museo Histórico Dominico in Santiago de Chile[17]
  • Holzschnitt in: Marianischer Festkalender für das katholische Volk Bd. 2 (1866).[18]
  • Ölgemälde von Nathaniel Westlake im Rotherham-Museum[19] und Entwurf für ein Mosaik (jeweils ca. 1868) im Victoria and Albert Museum[20] sowie Mosaik ebenda[21]
  • Andachtsbild, 19. Jahrhundert[22]
  • Frontispiz von Hieronymus Wilms: Der selige Jakob Griesinger aus Ulm, Laienbruder des Dominikanerordens. Dülmen 1922[23]
  • Bild (1927?) auf einem Relief in der Schwabenkapelle (gewidmet der Verehrung von Schwabenheiligen/Schwabenseligen) des Oblatenklosters Schemmerhofen[24]
  • Verlorenes Wandbild (1928) von Wilhelm Geyer in der Vorgängerkirche von St. Maria Suso in Ulm[25]
  • Glasmalerei in St. Sepulchre, London (1938)[26]
  • Verlorenes Glasfenster in der Marienkapelle der Pfarrkirche von Meckinghoven[27]
  • Fresko von Albert Figel in der Pfarrkirche St. Albert in München unter der Westempore[28]
  • Glasmalerei in Rossendale, St. Nikolaus (1954)[29]
  • Statue von Anne-Marie Roux-Colas (1951) an der Kirche Saint-Martin in Barentin[30]
  • Glasmalerei aus den 1950er Jahren der Poremba-Werkstatt in der SGAA Stained Glass School in Raytown, Missouri[31]
  • Statue (1991?) in der Kirche St. Michael zu den Wengen in Ulm im Seitenschiff[32]

Literatur

  • Pedro de Ribadeneira und andere: Die Triumphirende Tugend [...]. Bd. 2. Augsburg/Dillingen 1712, S. 554–556 Google Books
  • Giovambattista Melloni: Atti o memorie degli uomini illustri in santità nati o morti in Bologna. Bd. 3, Bologna 1780, S. 224–272 Google Books.
  • [Johann Nepomuk] Sepp: Jakob Griesinger von Ulm, Patron der Glasmaler. Erfindung und Ausbreitung der Glasmalerkunst. In: Münster-Blätter 5 (1888), S. 37–51 PDF, Commons.
  • Wilhelm Heyd: Griesinger, Jacob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 667 f.
  • Josef Ludwig Fischer: Griesinger, Jakob. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 15: Gresse–Hanselmann. E. A. Seemann, Leipzig 1922, S. 23–24 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Max Huber: Griesinger, Jakob. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 65 f. (Digitalisat).
  • Eberhard Kasten: Griesinger Jakob. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 52, Saur, München u. a. 2006, ISBN 3-598-22792-2, S. 70.
  • M. Lechner: Jakob Griesinger von Ulm (Jacobus Alemannus). In: Lexikon der christlichen Ikonographie 7 (1968), Sp. 42
  • Michael Tilly: Jakob Griesinger von Ulm. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1487–1488.
  • P. Venturino Alce OP: Jakob Griesinger. In: Kirchen und Klöster in Ulm. Ulm 1979, S. 216–225.
  • Innocentius Venchi OP: Catalogus Hagiographicus Ordinis Praedicatorum. Rom 2001, S. 207f. (PDF).
  • Thomas Beddies: Der Glasmaler Jakob Griesinger von Ulm (1407-1491) in Italien. In: Franz J. Felten (Hrsg.): Ein gefüllter Willkomm. Festschrift für Knut Schulz zum 65. Geburtstag. Shaker, Aachen 2002, ISBN 3-8322-0600-0, S. 287–301.
  • Werner Groß: Jakob Griesinger († 1491). In: Werner Groß, Wolfgang Urban: Suevia sancta. Schwäbische Glaubenszeugen. Schwabenverlag, Ostfildern 2004, ISBN 3-7966-1110-9, S. 229–234.
  • Knut Schulz: Wanderungen von Handwerkern, Künstlern und Spezialisten im spätmittelalterlichen Europa (14.-16. Jahrhundert). In: Almut Bues (Hrsg.): Martin Gruneweg (1562 – nach 1615). Ein europäischer Lebensweg. Wiesbaden 2009, S. 111–135, hier S. 120ff. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Commons: Jakob Griesinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Felix Fabri: Die Sionpilger. Hrsg. von Wieland Carls. Berlin 1999, S. 342 f.
  2. Lateinisches Dekret auf Commons.
  3. Abbildung des Schreins mit Wachsbild: Jakob Griesinger in der Datenbank von Find a Grave. Abgerufen am 8. Januar 2015 (englisch). und http://www.flickr.com/photos/7955505@N05/865099034/.
  4. ICVBC mit Abbildung. Schwarzweiß-Abbildung: Fondazione Zeri.
  5. UB Heidelberg.
  6. Exemplar in Chicago. Weiteres in Bologna, Biblioteca Comunale dell'Archiginnasio.
  7. Acta Sanctorum. Meursius, 1786, S. 790. Google Books
  8. Siehe vor allem Lechner, Sp. 42.
  9. Lechner Sp. 42. Ein in der Kirche befindliches Gemälde ist ohne nähere Angaben abgebildet auf historia-800years. Laut arteantica.eu (Memento des Originals vom 23. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arteantica.eu handelt es sich um das Bild von Bellini.
  10. Lechner Sp. 42.
  11. Der Schlern 80 (2006), Heft 3, S. 45.
  12. Siehe Lechner Sp. 42 mit weiteren Nachweisen.
  13. Ohne Standort und Datierung abgebildet z. B.: findagrave.com
  14. Lechner, Sp. 42.
  15. Wikimedia Commons, vgl. Lechner, Sp. 42.
  16. HathiTrust.
  17. Abbildung: http://www.museodominico.cl/620/w3-article-9862.html.
  18. Google Books.
  19. Abbildung: Fra Giacomo da Ulma (1407–1491). (Nicht mehr online verfügbar.) In: bbc.co.uk. Archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 9. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bbc.co.uk
  20. Abbildung: Fra Giacomo da Ulma, Germain Painter on Glass at Bologna: design for a mosaic in the Museum (the 'Kensington Valhalla'). In: collections.vam.ac.uk. Abgerufen am 9. Januar 2015 (englisch).
  21. Abbildung: The Mosaics of the Victoria & Albert Museum. In: mosaicartnow.com. 18. Dezember 2012, abgerufen am 9. Januar 2015 (englisch).
  22. Wikimedia Commons, ohne nähere Angabe
  23. Abbildung auf Flickr.
  24. Kirche Schemmerhofen (Memento des Originals vom 12. Oktober 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kirche-schemmerhofen.de mit Abbildung; Abbildung auf Commons
  25. Das Münster 1955, S. 51.
  26. Abbildung: Flickr
  27. Lechner, Sp. 42.
  28. Lechner Sp. 42.
  29. Abbildung: St. Nicholas New Church St Nicholas Church with St John and St Michael (Memento vom 12. Oktober 2013 im Internet Archive) In: stnicholasnewchurch.co.uk
  30. Abbildung: http://www.vanderkrogt.net/statues/object.php?webpage=CO&record=frhn157.
  31. Abbildung: Fred Poremba Donates Window to School » The SGAA Stained Glass School. (Nicht mehr online verfügbar.) In: stainedglassschool.org. Archiviert vom Original am 10. Januar 2015; abgerufen am 9. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stainedglassschool.org
  32. Abbildung: heiligen.net
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