Jacopo Amigoni
Jacopo Amigoni, manchmal auch Amiconi (* 1682 in Neapel; † 1752 in Madrid) war ein italienischer Maler des Rokoko.
Jacopo Amigoni kam im Laufe seines künstlerischen Schaffens durch halb Europa. Er wurde vor allem als Porträt- und Historienmaler zu einiger Berühmt- und Bekanntheit sowie zu einigem Wohlstand.
Leben
Seine Lehrjahre führten Amigoni von Venedig aus nach Flandern, wo er sich intensiv mit Flämischer Malerei auseinandersetzte.
Bayern: Schleißheim, Frauenkirche in München und andere
Seine eigentliche Karriere begann im Jahre 1715, als er beim bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel in Anstellung ging.
Während seiner Zeit in Bayern entstanden von ihm unter anderem:
- Deckengemälde im Großen Saal des Schlosses von Schleißheim = Zweikampf des Turnus mit dem Aeneas
- im Viktoriensaal des Schlosses von Schleißheim das Deckengemälde, wie Dido den Aeneas am Meeres-Ufer empfängt
- diverse Gemälde, die heute in der Pinakothek München verwahrt werden
- in der Münchener Frauenkirche: das große Altarbild Christus der Auferstandene begegnet seiner Mutter, der Altar des St. Blasius und der Kindermord
- der Stammbaum des hl. Bruno in der ehemaligen Karthause Priel bei Regensburg
- das Choraltarblatt, nebst zwei Seitenaltären in der Anastasiakapelle zu Benediktbeuern[1]
Das erwähnte große Altarbild Christus der Auferstandene begegnet seiner Mutter befindet sich heute in der Kirche der Abtei Frauenwörth auf der Insel Frauenchiemsee, wo es allerdings zu bestimmten Zeiten im Jahreszyklus durch ein Gemälde der seligen Irmengard von Chiemsee ersetzt wird.[2]
In München wurde der Kupferstecher Joseph Wagner sein Schüler.
London: Amigoni, Wagner & Farinelli
Im Jahre 1730 ging er nach London, nahm dorthin auch Wagner mit. Offenbar lernte Amigoni dort bald den italienischen Komponisten Nicola Porpora kennen und kam über diesen in Kontakt zu dem wohl berühmtesten Kastratensänger des 18. Jahrhunderts – Farinelli. Dieser hatte bei Porpora gelernt und wurde von diesem auch nach London verpflichtet.[3] In London wurde Farinelli, obwohl er nur von 1734 bis 1735 in der englischen Hauptstadt bleiben sollte, der Star der Opernbühne und nicht nur zum bestbezahlten Sänger seiner Zeit, sondern auch zum Liebling der Adligen, die sich gleichsam darum drängelten, ihn reich beschenken zu dürfen. Es wird kolportiert, dass Porpora und Amigoni, Farinelli gleichsam als Zugpferd nutzend, durch ihn auch zu lukrativen und sehr gut bezahlten Aufträgen kamen.[4] Jedenfalls sind von Amigoni zahlreiche Porträts des Kastraten erhalten, die heutzutage in ganz Europa verteilt sind. Sein Schüler Wagner nutzte einige dieser Gemälde, um Kupferstiche anzufertigen, auch diese finden sich in zahlreichen Museen und Privatsammlungen.[5]
Madrid 1747–1752: Wiedersehen mit Farinelli
1739 kehrte er nach Venedig zurück. Es soll Amigoni gewesen sein, der Canaletto zur Englandreise überredete, die dieser dann 1746 unternahm. Weitere Stationen seines Lebens waren Frankreich und Spanien.
In Spanien wurde er 1747 Hofmaler am Königshof in Madrid, wo er fünf Jahre später auch starb. In Madrid kam es zu einem Wiedersehen mit Farinelli, der dort 1737 in die Dienste von Maria Luisa von Savoyen, der Königin von Spanien, eingetreten war, um die Schwermut, bzw. nach heutiger Definition Depression, ihres Gatten, des Königs Philipp V. von Spanien, zu lindern. Auch unter dessen Nachfolger Ferdinand VI. blieb Farinelli weiterhin am Hof beschäftigt und war quasi Kapellmeister und Operndirektor dort. So entstanden denn auch in Madrid weitere Porträts Farinellis.
Vor allem aber schuf Amigoni in Madrid großformatige Gemälde im Auftrag des spanischen Königs. Darunter sind besonders bekannt:
- Deckengemälde in einem Saale des Palastes des spanischen Königs in Aranjuez
- heilige Familie im Oratorio in der Kirche San Salvador zu Madrid
- die vier Jahreszeiten im königlichen Theater im Palast Buen Retiro (nicht erhalten)
Stil
Amigonis Stil wird im Neuen allgemeinen Künstler-Lexicon … von Georg Kaspar Nagler wie folgt charakterisiert:
„Er ist eigentümlich in sanften oft unbestimmten Umrissen und einem mitunter gelbem Tone. Sein besserer Styl ist nach Lanzi derjenige, den er sich in Flandern durch das Studium jener Meister aneignete. Dort lernte er die Kunst, mit Schatten bis zum einfachen Schwarz zu gelangen, und damit, ohne der Lieblichkeit Eintrag zu thun, vollkommene Durchsichtigkeit und Klarheit zu erreichen.[6]“
Werke (Auswahl)
- Christus der Auferstandene begegnet seiner Mutter , ca. 1715
- Jupiter und Callisto, circa 1740–1750
- Zephyr und Flora, Mitte 18. Jahrhundert
- Juno erhält das Haupt des Argus
- Perseus und Andromeda
- Venus und Adonis
- Carlo Broschi detto Farinelli, 1735;
- Carlo Broschi detto Farinelli (1734/35), Öl auf Leinwand (277 × 186 cm); Bukarest, Muzeul Național de Artă al României, cat. 272
- Carlo Broschi detto Farinelli (1750/52), Öl auf Leinwand, Staatsgalerie Stuttgart
- Carlo Broschi detto Farinelli (1750/51), Öl auf Leinwand, Melbourne, National Gallery of Victoria
- „Sig[no]r Carlo Broschi D[ett]o Farinello“, Öl auf Leinwand, Paris, Musée Carnavalet, (Amigoni zugeschrieben),
- Hercules und Omphale
- Der heilige Maximilian von Celeia, Öl auf Leinwand, Sulzbürg, kath. Pfarrkirche Mater dolorosa
Auktionen
- 1826 in Nürnberg: Ein Mann mit einem Knaben m. Trommel, von Amiconi., Verzeichniß der Sammlung der Bücher, Oelgemälde, Kupferstiche, Wasser- und Email=Malereien, … des zu Nürnberg verstorbenen Herrn Oberpostmeisters Schustern welche …, Google Books, online, S. 15, Position 2.
Abbildungen
- Jupiter und Callisto
- Juno erhält das Haupt des Argus
- Porträt des Sigismund Streit
- Jael und Sisera (1739)
- Venus und Adonis
- Hercules und Omphale
- Enthauptung des heiligen Maximilians von Celeia
Literatur
am ausführlichsten:
- Maria Cristina Pavan Taddei: Amigoni (Amiconi), Iacopo. In: Alberto M. Ghisalberti (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 2: Albicante–Ammannati. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 1960.
- Eintrag Amigoni, Jacopo in Julius Meyer: Allgemeines Künstler-Lexikon. Engelmann, Leipzig 1870. Band 1, S. 631–636 (davon 4 Seiten Werkübersicht)
- Eintrag Amigoni, Jacopo in Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon …. Schwarzenmann & Schumann, Leipzig (Nachdruck der Ausgabe München 1835), S. 101–102
vgl. auch:
- Eintrag Amigoni, Jakob in Felix Joseph Lipowsky: Baierisches Künstler-Lexikon. Erster Band. Von A. bis O., München 1810, S. 5–6, 225
- Constantin von Wurzbach: Amigoni, Jakob. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 1. Theil. Universitäts-Buchdruckerei L. C. Zamarski (vormals J. P. Sollinger), Wien 1856, S. 31 (Digitalisat).
- WILSON, Gladys: “One God! One Farinelli! Amigoni’s portraits of a famous castrato”, in: Apollo vol. 140, No. 391 (Sept. 1994), S. 45–51.
Weblinks
- Constantin von Wurzbach: Amigoni, Jakob. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 1. Theil. Universitäts-Buchdruckerei L. C. Zamarski (vormals J. P. Sollinger), Wien 1856, S. 31 (Digitalisat).
- Literatur von und über Jacopo Amigoni im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Jacopo Amigoni bei Zeno.org
- Perseusgemälde s/w
- Deckenfresco Zweikampf des Turnus mit Aeneas im Großen Saal im Neuen Schloss Schleißheim – große zoombare Version bei www.bavarikon.de
- Werke von Jacopo Amigoni in der Europeana
Einzelnachweise
- vgl. Eintrag Amigoni, Jacopo in Felix Joseph Lipowsky: Baierisches Künstler-Lexikon. Erster Band. Von A. bis O. S. 5–6 sowie Eintrag Amigoni, Jacopo in Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon …. Schwarzenmann & Schumann, Leipzig, S. 101–102
- Abtei Frauenwörth, Frauenchiemsee (Memento des Originals vom 7. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 8. Juli 2014
- Zu Barockzeiten nutznießten Gesangslehrer von den Erfolgen ihrer erfolgreichen Schüler oft noch lange, nachdem diese ihre Ausbildung beendet hatten. Da die zu Kastraten auszubildenden Gesangsschüler zumeist aus armen Familien stammten, konnten sie ihre Ausbildung nicht bezahlen und mussten sich somit verpflichten, die Ausbildungsgelder bei Erfolg nachzuzahlen. So traten sie oft schon in den letzten Jahren ihrer Ausbildung und oft auch noch einige Jahre danach auf, bekamen dafür auch eine Gage, mussten aber einen großen Teil derselben an ihren Gesangslehrer abtreten. Farinelli hatte bei Porpora gelernt und dieser rief ihn 1734 nach London, damit er der Gesangsstar der so genannten Adelsoper werde, die sich zum Ziel gesetzt hatte, der Royal Academy of Music, bei der Georg Friedrich Händel angestellt war, Konkurrenz zu machen.
- (Autor unbekannt): Farinelli. The Westminster Magazine: or, The Pantheon of Taste, vol. 5 (1777), pp. 396-397
- Die Behauptung, der Kontakt zu Farinelli sei erst während eines Aufenthaltes in Paris 1736 zustande gekommen, wie sie Constantin von Wurzbach: Amigoni, Jakob. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 1. Theil. Universitäts-Buchdruckerei L. C. Zamarski (vormals J. P. Sollinger), Wien 1856, S. 31 (Digitalisat). bringt, stimmt also ganz offensichtlich nicht.
- Eintrag Amigoni, Jacopo in Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon …. Schwarzenmann & Schumann, Leipzig, S. 101