JR (Fotograf)
Leben und Werke
JR (Juste Ridicule) wurde durch seine eindrucksvollen Fotografien von Einwohnern von Banlieues bekannt, die er als großflächige Poster an Hochhäusern und Brücken in Paris und Cartagena anbringen ließ. In der spanischen Hafenstadt plakatierte JR dort, wo alte Gebäude abgerissen wurden, um für lukrativere Bürohochhäuser Platz zu machen, Groß-Fotoportraits der ältesten Einwohner, die zum Teil aus ihren Wohnungen vertrieben wurden.[1] In Berlin arbeitete JR 2008 gemeinsam mit dem Graffitikünstler Blu an den Cuvry-Graffiti.
Ein weiteres Projekt ist der Film Women are Heroes, welcher bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes als Wettbewerbsbeitrag gezeigt wurde. Aus dem Bildmaterial entstand zugleich eine Ausstellung „JR – ‚Women are Heroes‘“, die etwa in der Düsseldorfer Galerie Henrik Springmann bis 30. Mai 2010 gezeigt wurde.[1] Die auf diesen Bildern gezeigten Frauen haben eines gemeinsam: Sie leben in den Slums des 21. Jahrhunderts und sie sind stark. Entstanden sind die Fotografien auf einer Reise durch sieben Länder auf drei Kontinenten. Die Resultate sind ausgestellt worden in Ausstellungen weltweit. Premiere war im Oktober 2009 auf der Insel Île Saint-Louis in Paris. Weitere Stationen waren Cannes, dann Los Angeles und Shanghai.[1] Im Mai 2017 stellte JR im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes den Dokumentarfilm Augenblicke: Gesichter einer Reise (Visages Villages) vor, den er gemeinsam mit Agnès Varda gedreht hatte. Der Film erhielt 2018 eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm.
JR fotografiert mit einer Leica M9 mit einem Leica-Summicron-M-1:2/28-mm-ASPH-Objektiv.
Er ist der Gewinner des mit 100.000 US-Dollar dotierten TED Prize 2011.[2] 2014 bekam er eine große Retrospektive-Museumsausstellung vom Museum Frieder Burda in Baden-Baden. Bei der Gelegenheit plakatierte der Streetartist gleich auch in der ganzen Stadt.[3]
Im Jahr 2006 nahm JR an dem von Red Bull gesponserten Outsides-Projekt, einer illegalen corporate streetart attack in Wuppertal teil. In seinem provokanten Projektbeitrag fotografierte er die Wuppertaler und erhob sie zu Stars, indem er die Porträts auf riesigen Postern, Stickern und Bannern an die Wuppertaler Schwebebahn hängte.[4]
JR hat im Jahre 2016 die Glaspyramide im Innenhof des Louvre durch eine Trompe-l’œil scheinbar verschwinden lassen, und die Glaspyramide im Jahre 2019 scheinbar nach unten hin vergrößert und in einen Krater gestellt.
Das Inside Out Project
Das Inside Out Projekt ist eines der am größten angelegtesten Kunstprojekte der Welt, in dem die persönliche Identität in Teile der künstlerischen Arbeit einfließt. Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen JR, dem TED Prize und den mitwirkenden Passanten vor Ort. Dafür baute JR Kleinlaster zu fahrenden Fotoautomaten um, die vor Ort Menschen für sein ‘Inside Out’-Projekt porträtieren und die Fotos direkt ausdrucken können. Die dabei entstanden Poster/Plakate werden dann an öffentliche Gebäude geklebt, um diese als Gesamtkunstwerke umzugestalten.
Unter dem Titel „different faces – different views“ wurde im Rahmen des „Inside Out Projects“ 674 Wuppertaler und Wuppertalerinnen innerhalb von vier Tagen von dem aus Paris angereistem Team des Inside Out Projects mit Hilfe des sogenannten „Photobooths“ (Fototrucks) fotografiert und umgehend als Poster ausgedruckt und an die Außenfassade des alten Weinkontors auf der Friedrich-Ebert-Straße angebracht. Das Wuppertaler Projekt ist gegen Rassismus und für Toleranz angelegt worden.[5]
Das Inside Out Project hat weltweit 223927 Porträts in 112 verschiedenen Ländern hervorgebracht. Neben dem Pantheon in Paris (4160 Porträts), dem Times Square in New York (5806 Porträts), am Gazastreifen in Israel/Palästina (3275 Porträts) und quer durch den Norden Japans bis hin zu Tokio (24067 Porträts) wurde auch das historische Weinkontor in Wuppertal mit den Paste-Ups beklebt.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- ttt – titel, thesen, temperamente (ARD) vom 16. Mai 2010: Rückschau: „Women are Heroes“ Das weltweite Projekt des Pariser Künstlers JR (Memento vom 29. September 2010 im Internet Archive)
- TED Prize 2011. TEDPrize.org. Archiviert vom Original am 21. Oktober 2010. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 20. Oktober 2010.
- Ingeborg Wiensowski: Störmanöver in der Kurstadt. In: Spiegel Online, 25. Februar 2014, abgerufen 26. Februar 2014.
- Frank Lämmer (Hg.): We come at Night: A Corporate Street Art Attack. Die Gestalten Verlag, Berlin/London 2008. Enthält als DVD-Beilage den Dokumentarfilm They come at night ISBN 978-3-899-55216-4 S. 92 bis 97. (englisch)
- Inside Out Project Wuppertal 4.–5. Oktober 2014 Fotodruck Bekleben bis 7. Oktober
- http://www.weinkontor-wuppertal.de/Links.htm