Jürgen Mossack
Jürgen Rolf Dieter Mossack (* 20. März 1948 in Fürth)[1] ist ein Rechtsanwalt nach panamaischem Recht deutscher Herkunft und Partner der Ende 2018 aufgelösten Kanzlei Mossack Fonseca. Seine Kanzlei wurde im April 2016 weltweit durch die sogenannten Panama Papers bekannt, welche die Tätigkeiten der Offshore-Finanzwirtschaft aufzeigte. Die Kanzlei unterstützte mehr als 14.000 Klienten bei der Gründung von 214.488 Firmen an 21 Offshore-Finanzplätzen.[2]
Leben
Jürgen Mossack ist der Sohn deutscher Eltern. Sein Vater war Maschinenbauer, seine Mutter Verkäuferin. Nach Informationen des ICIJ war sein Vater Angehöriger der Waffen-SS und soll sich später dem US-Auslandsgeheimdienst CIA als Spion angeboten haben.[3]
Anfang der 1960er-Jahre wanderte Jürgen Mossack als Kind mit seinen Eltern von Deutschland nach Panama aus.[4] Dort ging er zur Schule und studierte anschließend Rechtswissenschaft an der Universidad Católica Santa María La Antigua in Panama-Stadt. Mossacks Familie kehrte bereits Anfang der 1970er-Jahre wieder nach Deutschland zurück.
Nach dem Bachelor-Abschluss im Jahr 1973 arbeitete er bei Anwaltskanzleien in Panama und London, bevor er 1977 in Panama-Stadt seine eigene Kanzlei gründete, die Jürgen Mossack Lawfirm. Mossacks Kanzlei spezialisierte sich auf Briefkastenfirmen. 1986 gründete er mit dem panamaischen Politiker, Anwalt und Schriftsteller Ramón Fonseca das Anwalts-Unternehmen Mossack Fonseca. Fonseca war bis 2015 Berater von Staatschef Juan Carlos Varela.[5]
Mossack ist Mitglied der Vereinigungen International Bar Association, STEP, Panama Bar Association und International Maritime Association.[6] Er ist Mitautor des 1980 im Deutschen Fachverlag erschienenen Buches Eigentumsvorbehalt und Sicherungsübertragung im Ausland.[6] Das Buch war in der ersten Auflage zunächst aus Diskretionsgründen „ohne Autorenangabe“ erschienen.[7]
In der 2019 veröffentlichten Filmsatire Die Geldwäscherei wird Mossack von Gary Oldman dargestellt.
Panama Papers
Am 3. April 2016 veröffentlichten verschiedene internationale Medien, in Kooperation mit dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ), eine Reihe von Artikeln über Kunden, denen die Kanzlei Mossack Fonseca bei der Gründung von Briefkastenfirmen geholfen hat, und die Finanzkonstrukte mancher der Kunden bezüglich Steueroasen. Die Artikel basierten auf einem Datensatz der Kanzlei, welcher der Süddeutschen Zeitung von einem Whistleblower zugespielt wurde, und weiteren Recherchen.[8] Die Kanzlei wies die Vorwürfe, wonach sie bei Geldwäsche und Steuerhinterziehungen mithelfen würde, in einem Fernsehinterview am 3. April 2016 zurück. Darin wurden die Weitergabe der internen Dokumente als „Hack“ und als „Verbrechen“ bezeichnet.[9]
Viereinhalb Jahre nach Veröffentlichung der Panama Papers, wurden im Oktober 2020 Mossack und sein früherer Geschäftspartner Ramón Fonseca zur weltweiten Fahndung ausgeschrieben, nachdem Haftbefehle von der Staatsanwaltschaft Köln wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Bildung einer kriminellen Vereinigung beantragt und gerichtlich erlassen worden waren. Beide Beschuldigte besitzen die panamaische Staatsbürgerschaft - und Panama liefert seine Bürger aus Prinzip nicht aus.[10]
Einzelnachweise
- Ein Deutscher ist Boss des Offshore-Kartells Mossack Fonseca, in: Focus Online vom 3. April 2016
- Untersuchungen zu Steuerhinterziehung laufen Stuttgarter Nachrichten, 4. April 2016
- Das sind Jürgen Mossack und Ramon Fonseca; in: Welt Online vom 4. April 2016
- Mossack Fonseca & Co-Gründer stammt aus Fürth (Memento vom 13. Mai 2016 im Internet Archive)Mossack Fonseca & Co-Gründer stammt aus Fürth (Memento vom 13. Mai 2016 im Internet Archive) in: Bayerischer Rundfunk vom 4. April 2016
- Kanzlei Mossack Fonseca: „Wir wurden gehackt. Das ist ein Verbrechen“; in: Spiegel Online vom 4. April 2016
- Auszug aus dem Portal "chambersandpartners" (Memento vom 4. April 2016 im Webarchiv archive.today)
- ISBN 978-3-8005-6911-3
- Eine Quelle, 400 Journalisten: Die Geschichte der PanamaPapers. 3. April 2016, abgerufen am 3. April 2016.
- Panamas Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen ein. In: Süddeutsche Zeitung. 4. April 2016, abgerufen am 4. April 2016.
- Philipp Eckstein, Jan Lukas Strozyk und Benedikt Strunz, NDR: Deutsche Haftbefehle gegen Panama-Papers-Drahtzieher. In: tagesschau.de. Abgerufen am 20. Oktober 2020.