Jón Steingrímsson

Jón Steingrímsson (* 10. September 1728 i​m Hof Þverá b​ei Blönduhlíð, Skagafjörður; † 11. August 1791 i​n Prestbakki i​m Gebiet Síða, nördlich v​on Kirkjubæjarklaustur[1][2]) w​ar ein isländischer lutherischer Geistlicher. Er w​ar ein Chronist d​er Laki-Katastrophe (Móðuharðindin) i​n den Jahren 1783/1784.

Lakilaven

Leben und Bedeutung

Mit sechzehn Jahren kam Jón in die Schule von Hólar. 1750 machte er dort seinen Abschluss und wurde Diakon in Reynisstaður auf dem Gebiet von Skagafjörður. Nach dem Tod von Jón Vigfússon, der dort ein Kloster leitete, begann Jón Steingrímsson eine Beziehung mit dessen Witwe, Þórunn Hannesdóttir, die recht bald eine Tochter von ihm bekam. Jón verlor daraufhin seine Stelle als Diakon; er wurde verdächtigt, Jón Vigfússon ermordet zu haben, obwohl keine Beweise hierfür vorgebracht werden konnten. Jón und Þórunn wanderten umher, bis Jón 1761[2] die Ordination erhielt. 1779 bekam er das Gebiet Skaftafell im Südosten Islands zugewiesen.[3] Jón wirkte seit 1778[4] als Pfarrer in Kirkjubæjarklaustur, im Síða genannten Gebiet in Südostisland.[5][6] In der Zeit des Ausbruchs der Lakagígar, der am 8. Juni 1783 begann und bis zum 7. Februar 1784 andauerte, schrieb der auch naturwissenschaftlich interessierte[4] Jón seine Beobachtungen der Katastrophe, die nachhaltig auf Island und Europa wirkte, nieder. Der Geologe Þorvaldur Thoroddsen äußerte 1925 über die Berichte Jóns, diese seien die besten und ausführlichsten, die zu dem Ausbruch vorlägen.[7]

Jón sah in der Katastrophe eine Strafe Gottes für das angeblich maßlose Leben vieler Isländer.[8] Bekannt wurde Jón Steingrímsson vor allem durch seine sogenannten „Feuerpredigten“. Am Sonntag, dem 20. Juli 1783[6], soll er ein Wunder vollbracht haben; er predigte trotz eines auf die Kirche zufließenden Lavaflusses; dieser versiegte während seiner Predigt und die Kirche blieb vor der Zerstörung verschont.[4] Er ist daher in Island als eldklerkur (dt. „Feuerpriester“) bekannt.

1784 w​urde Jón angeklagt, v​on den Dänen stammendes Geld unbefugt a​n Gemeindemitglieder verteilt z​u haben. Im Herbst desselben Jahres s​tarb Þórunn. Im Winter d​es Jahres 1785 begann[3] Jón s​eine Autobiografie z​u schreiben, d​ie er 1791 vervollständigen konnte.[3][9] Sie zählt z​u den bedeutendsten Autobiografien d​es 18. Jahrhunderts.[3] Darin reflektiert e​r sein Leben, welches e​r als Martyrium u​nd Probe v​or Gott versteht. Im Jahr 1786 l​itt Jón a​n verschiedenen Krankheiten s​owie einer Depression. Von dieser erholte e​r sich m​it Hilfe seines Glaubens u​nd heiratete d​ie Pfarrerstochter Margrét Sigurðardóttir, d​eren Vater i​n Stafholt wirkte.[3]

Würdigung

In Kirkjubæjarklaustur erinnert e​ine 1974 eingeweihte[10] Kapelle a​n Jón Steingrímsson. Der Priester l​iegt dort begraben.[6]

Der Autor Ófeigur Sigurðsson schrieb d​en 2011 m​it dem Literaturpreis d​er Europäischen Union ausgezeichneten historischen Roman Skáldsaga u​m Jón (dt. „Roman über Jón“).[11]

Literatur

Einzelnachweise

  1. timarit.is:175. ártíð Jóns Steingrímssonar. Abgerufen am 24. August 2012.
  2. Örn Bjarnason: Séra Jón Steingrímsson, líf hans og lækningar II. Læknablaðið, 2007. Abgerufen am 24. August 2012. (PDF; 626 kB)
  3. Daisy Nejmann: A History of Icelandic Literature. Lincoln: University of Nebraska Press, 2006, S. 242f.
  4. eldmessa.is: Reverend Jón Steingrímsson. Abgerufen am 7. November 2020.
  5. focus.de: Vulkanausbruch. Acht Monate lang kein Tageslicht. Abgerufen am 23. August 2012.
  6. nat.os: Kirkjubaejarklaustur Chapel. Abgerufen am 23. August 2012.
  7. Þorvaldur Thoroddsen: Die Geschichte der isländischen Vulkane. 1925. Zit. nach: Jens Willhardt, Christine Sadler: Island. 3. aktualisierte und überarbeitete Auflage. Michael Müller, Erlangen 2003, ISBN 3-89953-115-9, S. 344.
  8. focus.de: Vulkanausbruch. Acht Monate lang kein Tageslicht. Abgerufen am 23. August 2012.
  9. theeuropeanlibrary.org: The Autobiography of Jón Steingrímsson. Æfisaga Jóns prófasts Steingrímssonar. Abgerufen am 23. August 2012.
  10. klaustur.is: The Chapel. Abgerufen am 23. August 2012.
  11. Icelandic Literature Center: Ófeigur receives EU Prize for Literature. 1. Dezember 2011. Abgerufen am 7. November 2020.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.