Isachsen (Wetterstation)
Isachsen war eine arktische Wetterwarte in Nunavut, Kanada. Sie ist heute eine unbewohnte, automatische Wetterstation (WMO-ID: 71074).
Lage
Isachsen liegt an der Station Bay an der Westküste von Ellef Ringnes Island, die zu der Inselgruppe der Sverdrup-Inseln gehört. Die Station ist nach dem Entdecker der Insel, dem norwegischen Polarforscher Gunnerius Ingvald Isachsen, benannt.[1] Sie verfügt über eine unbefestigte Landepiste (IATA-Flughafencode: YIC, ICAO-Code: CWIC) nordwestlich der Station und hat außer einigen unbefestigten Wegen keine Infrastruktur. Isachsen liegt jedes Jahr ab Ende Oktober für 3 Monate in der kompletten Dunkelheit der Polarnacht.
Geschichte
Die Wetterwarte nahm ihren Betrieb am 3. April 1948 auf und war die dritte Station eines gemeinsamen kanadisch-amerikanischen Wetterbeobachtungsprogramms. Die regelmäßigen Wetterbeobachtungen begannen am 3. Mai 1948. Das Stationspersonal bestand meist aus acht bis zwölf Mann und wurde zusammen mit Verbrauchsmaterialien von Resolute Bay auf Cornwallis Island aus eingeflogen. Diese Flüge fanden normalerweise zweimal im Jahr, in Frühling und Herbst, statt. Im Sommer konnten aufgrund des aufgeweichten und matschigen Untergrunds, im Winter aufgrund des vielen Schnees keine Flugzeuge landen. Im Sommer 1958 wurde die Station durch vorgefertigte Gebäude, die zusammen mit Arbeitskräften eingeflogen wurden, umfassend umgebaut und erweitert. Am 31. Oktober 1971 zogen sich die Amerikaner aus Isachsen zurück. Im Jahr 1977 wurden von der kanadischen Regierung noch erhebliche Geldmittel in die Modernisierung der Anlagen gesteckt, jedoch führten Haushaltsbeschränkungen und -kürzungen letztendlich zur Stilllegung der Station am 19. September 1978. Die letzten bemannten Wetterbeobachtungen wurden am 31. Juli 1978 durchgeführt.[1] Im Jahr 1989 wurde auf dem Gelände eine automatische Wetterstation installiert, die regelmäßig Informationen über Kommunikationssatelliten sendet. Isachsen ist nunmehr unbewohnt.[1][2]
Flugunfälle
Am 20. Mai 1949 verunfallte ein C-82-Transportflugzeug der U.S. Air Force beim Start. Sie lieferte dringend benötigte Ersatzteile für eine defekte C-54-Maschine, um diese noch vor dem Sommer ausfliegen zu können. Die C-54 blockierte das eine Ende der Landepiste, weshalb die C-82 in die andere, ungünstigere Richtung starten musste. Während des Starts berührte das linke Triebwerk eine Schneebank und wurde abgerissen, weshalb das Flugzeug nach links von der Piste abkam und komplett zerstört wurde. Es gab bei dem Unfall keine Verletzten. Der Rumpf des Flugzeugs wurde in die Station gebracht und als Lagerraum verwendet.[3]
Am 9. Oktober 1949 verunfallte eine C-47-Frachtmaschine der U.S. Air Force kurz nach dem Start. Sie hob mehrmals kurz ab und setzte wieder auf. Als sie schließlich in der Luft war, blieb sie an einer Böschung hängen und rutschte ca. 900 Meter über die schneebedeckte Ebene neben der Landepiste. Als Ursachen wurden die Überladung der Maschine und die Eisbildung auf dem Flugzeug verantwortlich gemacht. Die zehn Personen an Bord – davon sechs Soldaten und vier Zivilpersonen – überlebten und nur drei von ihnen erlitten leichte Schnittverletzungen und Prellungen. Sie konnten sich selbständig aus dem Wrack befreien. Es liegt heute noch ca. 3 Kilometer östlich[Anm 1] der Wetterstation an der Küste der Station Bay und befindet sich in verhältnismäßig gutem Zustand.[1][4][5]
Das Wrack der C-47 ist in einer Szene der Episode Polar Special des Automagazins Top Gear zu sehen.
Klima
Das Wetter in Isachsen und Umgebung wird oftmals als das schlechteste in Kanada bezeichnet und weist laut dem Environment and Climate Change Canada einen Climate Severity Index (Klima-Schweregrad-Index) von 99 von möglichen 100 Punkten auf.[7][1]
Monatliche Durchschnittstemperaturen für Isachsen
Quelle: Weather archive in Isachsen (weather station). (Nicht mehr online verfügbar.) In: rp5.ru. Raspisaniye Pogodi GmbH, ehemals im Original; abgerufen am 29. April 2014 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) |
Anmerkungen
- Zur besseren Verständlichkeit auf Satellitenbildern: Die Koordinaten der damaligen Landepiste werden mit 78° 47′ N, 103° 22′ W angegeben. Die jetzige Landepiste nordwestlich der Station wurde erst 1954 erbaut.
Weblinks
- The Atlas of Canada: Toporama Isachsen. In: atlas.gc.ca. Topografische Karte von Isachsen.
- Weather in Isachsen (weather station). In: rp5.ru. Aktuelles Wetter und Wettervorhersage.
- Aaron Munson: Isachsen, and the Madness of a Lonely Man und Stills for exhibition at dc3 Art Projects. In: aaronmunson.com. Eindrücke und Ausstellung einer Exkursion nach Isachsen im April 2016.
- Aaron Munson, David Hoffos: Isachsen 1948–1978. In: aaronmunson.com. Fotos der Ausstellung in der Art Gallery of Alberta vom 14. September bis 24. November 2013.
- Randy Dueck: Isachsen Weather Station 1973. In: photos.google.com. In: get.google.com. In: plus.google.com. In: flickr.com.
- Derrick Midwinter: Isachsen: Abandoned Weather Station. In: flickr.com. Panoramabild der verlassenen Wetterstation Isachsen.
- Derrick Midwinter: Isachsen Plane Wreck und Missed the Isachsen Airstrip. In: flickr.com. Bilder des Wracks der C-47-Frachtmaschine.
Einzelnachweise
- Abandoned High Arctic Weather Station, Isachsen on Ellef Ringnes Island, Nunavut. In: arctic-guide.net. Abgerufen am 25. April 2014 (englisch).
- High Arctic Weather Stations (englisch, französisch) In: The Canadian Encyclopedia. Abgerufen am 28. Juli 2019.
- Aad van der Voet: Arctic C-82 Crash at Isachsen, Canada. In: oldwings.nl. 4. Juni 2005, abgerufen am 25. April 2014 (englisch).
- Aad van der Voet: Arctic C-47 Wreck at Isachsen, Canada. In: oldwings.nl. 1. Juni 2005, abgerufen am 25. April 2014 (englisch).
- Aad van der Voet: Arctic Mystery C-47 at Isachsen, Canada. In: oldwings.nl. 9. Juni 2005, abgerufen am 25. April 2014 (englisch).
- Manfred J. Müller: Handbuch ausgewählter Klimastationen der Erde. In: Gerold Richter (Hrsg.): Forschungsstelle Bodenerosion. 5. erg. und verb. Auflage. Heft 5. Universität Trier FB VI, Trier 1996, ISBN 978-3-927079-05-2.
- Climate Severity (englisch, französisch) In: The Canadian Encyclopedia. Abgerufen am 28. Juli 2019.