Iris-Hypothese

Die Iris-Hypothese wurde von Richard Lindzen im Jahr 2001 vorgestellt. Darin wird angenommen, dass eine höhere Meeresoberflächentemperatur in tropischen Breiten zu einer verringerten Bildung von Cirrus-Wolken und damit auch zu einer erhöhten Infrarotabstrahlung führen würde.[1] Nach Ansicht von Lindzen stellt der Effekt eine negative Rückkopplung im Kontext der globalen Erwärmung dar. Der wärmende Effekt der Treibhausgase würde durch den Iris-Effekt stark abgeschwächt; die Klimasensitivität sei dadurch erheblich geringer als gemeinhin angenommen wird.

Durch Konvektion über warmem Untergrund kann Feuchtigkeit in große Höhen gelangen und führt dort zur Bildung von Cirrus-Wolken.

Der Name d​er Hypothese w​urde in Anlehnung a​n die Iris d​es Auges gewählt, d​ie auf wechselnde Helligkeit m​it einer veränderlichen Öffnung d​er Pupille reagiert. In ähnlicher Weise s​oll nach d​er Iris-Hypothese e​ine Erhöhung d​er äquatornahen Oberflächentemperaturen e​ine "Öffnung", d. h. Verringerung d​er Cirrus-Wolkenbedeckung i​n diesen Breiten ergeben. Roy Spencer, e​in Klimaleugner, d​er den wissenschaftlichen Konsens z​ur menschengemachten Erderwärmung bestreitet, u​nd Lindzen selbst, publizierten hingegen i​n den 2000er Jahren z​wei Studien, d​ie die Hypothese z​u stützen schienen.[2][3]

Inzwischen wird die Hypothese von der Klimaforschung sowohl aufgrund von Beobachtungen als auch aus konzeptionellen Gründen zurückgewiesen (Stand 2018).[4] Klimatologen, die die These testeten, fanden keine Hinweise darauf, dass sie stimmt.[5] Messdaten des Clouds and the Earth’s Radiant Energy System stehen daneben im Widerspruch zur Hypothese, so dass die NASA wörtlich schreibt: „Evidence Against the Iris Hypothesis“.[6][7] Andere Forscher fanden einen Effekt, jedoch war dies eine positive (zu Erwärmung führende) Rückkopplung und keine negative, wie Lindzen postuliert hatte.[8][9]

Einzelnachweise

  1. Lindzen, R.S., M.-D. Chou, and A.Y. Hou: Does the Earth have an adaptive infrared iris?. In: Bull. Amer. Met. Soc.. 82, 2001, S. 417–432. doi:10.1175/1520-0477(2001)082<0417:DTEHAA>2.3.CO;2.
  2. Spencer, R.W., Braswell, W.D., Christy, J.R., Hnilo, J.: Cloud and radiation budget changes associated with tropical intraseasonal oscillations. In: Geophys. Res. Lett.. 34, 2007, S. L15707. doi:10.1029/2007GL029698.
  3. Lindzen, R. S., and Y.-S. Choi: On the determination of climate feedbacks from ERBE data. In: Geophys. Res. Lett.. 36, 2009, S. L16705. doi:10.1029/2009GL039628.
  4. Michael E. Mann, Tom Toles: Der Tollhauseffekt. Wie die Leugnung des Klimawandels unseren Planeten bedroht, unsere Politik zerstört und uns in den Wahnsinn treibt. Erlangen 2018, S. 67f.
  5. Hartman, D.L., and M.L. Michelsen: No evidence for iris. In: Bull. Amer. Met. Soc.. 83, 2002, S. 249–254. doi:10.1175/1520-0477(2002)083<0249:NEFI>2.3.CO;2.
  6. Nasa Earthobservatory Online
  7. NASA Test of the Iris-Hypthesis (Memento des Originals vom 9. Juni 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/science.larc.nasa.gov (PDF; 2,0 MB)
  8. Fu, Q., Baker, M., and Hartman, D. L.: Tropical cirrus and water vapor: an effective Earth infrared iris feedback?. In: Atmos. Chem. Phys.. 2, Nr. 1, 2002, S. 31–37. doi:10.5194/acp-2-31-2002.
  9. Lin, B., B. Wielicki, L. Chambers, Y. Hu, and K.-M. Xu: The Iris Hypothesis: A Negative or Positive Cloud Feedback?. In: J. Clim.. 15, Nr. 1, 2002, S. 3–7. doi:10.1175/1520-0442(2002)015<0003:TIHANO>2.0.CO;2.
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