Initiative Nationale Stadtentwicklungspolitik

Die Nationale Stadtentwicklungspolitik i​st eine Initiative mehrerer öffentlicher Institutionen d​er Bundesrepublik Deutschland z​u den Zielen u​nd Arbeitsweisen d​er Stadtentwicklung i​n Deutschland. Ihr Ziel ist, d​en Aussagen d​er Leipzig Charta z​ur nachhaltigen europäischen Stadt[1] folgend, d​ie Städte u​nd Regionen i​n Deutschland z​u stärken. Zu diesem Zweck werden s​echs Handlungsfelder definiert, i​n denen Förderung u​nd Diskussionen zusammengeführt werden sollen.

Hintergrund

Die Initiative z​ur Nationalen Stadtentwicklungspolitik w​urde im Sommer 2007 i​m Anschluss a​n die Leipzig Charta z​ur nachhaltigen europäischen Stadt v​om Bundesministerium für Verkehr, Bau u​nd Stadtentwicklung gemeinsam m​it der Konferenz d​er für Städtebau, Bau- u​nd Wohnungswesen zuständigen Minister u​nd Senatoren d​er Länder (ARGEBAU), d​em Deutschen Städtetag u​nd dem Deutschen Städte- u​nd Gemeindebund a​uf den Weg gebracht. Mit d​er Initiative sollen i​m Sinne d​er Leipzig Charta z​ur nachhaltigen europäischen Stadt d​ie Städte u​nd Regionen i​n Deutschland gestärkt werden, u​m die aktuellen ökonomischen, ökologischen u​nd gesellschaftlichen Herausforderungen erfolgreich z​u bewältigen u​nd lebenswerte Orte für a​lle Bevölkerungsgruppen z​u bleiben.

Ziele

Die wesentlichen Ziele d​er Nationalen Stadtentwicklungspolitik wurden 2007 v​on einer Expertengruppe erarbeitet u​nd in e​inem Memorandum[2] veröffentlicht. Mit d​er Initiative sollen Instrumente u​nd Programme schneller a​n neue Herausforderungen angepasst werden, d​ie breite Öffentlichkeit stärker für d​ie Probleme u​nd Chancen d​er Städte sensibilisiert u​nd neue Partner für d​ie Stadtentwicklung gefunden werden.

Handlungsfelder

Die Nationale Stadtentwicklungspolitik konzentriert sich auf sechs Handlungsbereiche, in die sich die verschiedenen Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung, planenden Berufen, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft einbringen können. Die Projekte und Aktivitäten der Initiative sind an folgende Schwerpunktthemen ausgerichtet:

  • 1. Bürger für ihre Stadt aktivieren – Zivilgesellschaft
  • 2. Chancen schaffen und Zusammenhalt bewahren – soziale Stadt
  • 3. Innovative Stadt – Motor der wirtschaftlichen Entwicklung
  • 4. Die Stadt von morgen bauen – Klimaschutz und globale Verantwortung
  • 5. Städte besser gestalten – Baukultur
  • 6. Die Zukunft der Stadt ist die Region – Regionalisierung

Bausteine der Nationalen Stadtentwicklungspolitik

Gute Praxis

In dem Baustein Gute Praxis soll die Förderung, Gesetzgebung und Forschung im Bereich Stadtentwicklung und Städtebauförderung weiterentwickelt und an die aktuellen Anforderungen und Bedürfnisse der Praxis angepasst werden. Aufgrund der ständig wachsenden und sich wandelnden Herausforderungen für die Stadtentwicklung müssen neue Bedarfslagen in den Städten und Stadtquartieren identifiziert und mit angepassten Programmen darauf reagiert werden. Der Schwerpunkt der Guten Praxis ist die langfristige Perspektive. Die Gute Praxis ist auf eine breite und intensive Kommunikation mit den am Prozess der Stadtentwicklung Beteiligten ausgerichtet, um eine intensivere Vernetzung zu entwickeln. Sie bildet das „Rückgrat der Stadtentwicklung“.

  • Evaluierung und Weiterentwicklung von Förderprogrammen
  • Ständiger Austausch mit Ländern und Kommunen
  • Durchführung von Regionalkonferenzen zur Städtebauförderung und zur Nationalen Stadtentwicklungspolitik

Projektreihe für Stadt und Urbanität

Die Ergänzung zu den Aktivitäten der Guten Praxis bildet die Projektreihe für Stadt und Urbanität. Im Rahmen der Projektreihe wird eine Vielzahl von Projekten gefördert, welche die Merkmale innovativer, beispielgebender und partnerschaftlicher Ansätze erfüllen. Mit der Projektreihe sollen neue Ansätze und Instrumente der Stadtentwicklung werden. Grundlage für die Projektreihe bilden Aufrufe aus den Jahren 2007, 2008, 2011, 2013 und 2014 bei denen insgesamt rund 1.000 Projekte eingereicht wurden. Seit 2007 wurden über 130 Projekte in Städten und Gemeinden unterschiedlicher Größenordnung gefördert.

  • Umsetzung und Betreuung von innovativen Modellvorhaben der Stadtentwicklung
  • Organisation des Informations- und Erfahrungsaustausches, Durchführung von Projektkonferenzen
  • Unterstützung bei der Übertragung innovativer Ansätze, Identifizierung von Schlüsselprojekten zur Weiterentwicklung der „Guten Praxis“

Plattform für Stadtentwicklung

In der Nationalen Stadtentwicklungspolitik nimmt der Erfahrungsaustausch eine wichtige Rolle ein. Daher ist die Plattform eine wichtige Säule der Initiative. Die Nationale Stadtentwicklungspolitik bietet die Möglichkeit, die Zukunft der Stadtentwicklung aktiv mitzugestalten. Seit 2007 wurden dazu zahlreiche Akteure zu einem Dialog eingeladen, um den Prozess zu öffnen – beispielsweise Vertreter der Hochschulen, der Stiftungen oder der Wirtschaft. Im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik werden neben fachbezogenen Gesprächen jährlich Veranstaltungen durchgeführt, die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch für unterschiedliche Akteure bieten. Neben den Veranstaltungen bieten Publikationen und Berichte über die Projekte weitere Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch.

  • Durchführung von Veranstaltungen zum Informations- und Erfahrungsaustausch
  • Internetauftritt: www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de
  • Publikationen

Weiterführende Informationen

Siehe auch

  • Aalborg-Charta – Europäische Absichtserklärung aus dem Jahr 1994 zur Entwicklung von Städten und Gemeinden
  • Lokale Agenda 21 – UNO-Aktionsprogramm aus dem Jahr 1992 zur nachhaltigen Entwicklung
  • Stadt der Zukunft – Ein Zukunftsbild

Literatur

  • BMVBS/BBSR (Hrsg.): Nationale Stadtentwicklungspolitik – Positionen. 2008.
  • BMVBS/BBSR (Hrsg.): stadt:pilot. 01-09, 2009–2014.
  • R. Bohne: Nationale Stadtentwicklungspolitik. Interview mit Engelbert Lütke Daldrup. In: Planerin. Heft 6, 2008, S. 18–21.
  • BMVBS (Hrsg.): Auf dem Weg zu einer nationalen Stadtentwicklungspolitik. Bonn 2007.
  • BMVBS (Hrsg.): Nationale Stadtentwicklungspolitik. Eine Initiative zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit deutscher Städte. 2008.
  • S. Frank: Stadtentwicklung durch die EU: Europäische Stadtpolitik und Urban-Ansatz im Spannungsfeld von Lissabon-Strategie und Leipzig Charta. In: Raumforschung und Raumordnung. Heft 2, 2008, S. 107–117.
  • U. Hatzfeld: Nationale Stadtentwicklungspolitik – Ein neuer Blick. In: Planerin. Heft 6, 2008, S. 5–7.
  • U. Hatzfeld, P. Jakubowski: Nationale Stadtentwicklungspolitik in Deutschland – zwischen Versuch und Vision. In: Raumforschung und Raumordnung. Jahrgang 66. Heft 2, 2008, S. 130–138.
  • E. Lütke Daldrup: Integrierte Stadtentwicklung in Deutschland. In: RaumPlanung. Heft 140, 2008, S. 222–226.
  • N. Scharbach: Von Leipzig über Berlin nach Papenburg. In: Planerin. Heft 6, 2008, S. 8–11.

Einzelnachweise

  1. Leipzig Charta@1@2Vorlage:Toter Link/www.bmvbs.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Auf dem Weg zu einer nationalen Stadtentwicklungspolitik – Memorandum. 2007.
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