Ingeborg Reichle
Ingeborg Reichle (* 15. Oktober 1970) ist eine deutsche Kunst-, Kultur- und Medienwissenschaftlerin und Universitätsprofessorin für Medientheorie an der Universität für angewandte Kunst Wien.
Leben und Wirken
Ingeborg Reichle studierte in der Zeit von 1991 bis 1998 Kunstgeschichte, Soziologie und Klassische Archäologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Universität Hamburg.[1] Von 1998 bis 2003 war sie am Institut für Kunst- und Bildgeschichte (IKB)[2] der Humboldt-Universität zu Berlin am Lehrstuhl von Horst Bredekamp tätig. Von 2000 bis 2002 war sie zudem Projektleiterin des vom BMBF-geförderten Verbundprojekts Prometheus - Das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre (Berliner Projektpartner).[1] 2004 wurde sie im Fach Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin[1] bei Horst Bredekamp über Kunst aus dem Labor. Zum Verhältnis von Kunst und Wissenschaft im Zeitalter der Technoscience promoviert.
Von 2004 bis 2005 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität. In den Jahren von 2005 bis 2011 forschte sie an der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) zu medien- und bildwissenschaftlichen Themen in den interdisziplinären Arbeitsgruppen Die Welt als Bild (2005–2008)[3] und Bildkulturen (2008–2011),[4] 2005 war sie Mitbegründerin des Jungen Forums für Bildwissenschaft an der BBAW[5] und 2011 Mitherausgeberin des Sammelbandes Atlas der Weltbilder.
2013 habilitierte sie sich in Fach Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität mit der Schrift Bilderwissen – Wissensbilder. Zur Gegenwart der Epistemologie der Bilder.[1] 2014 hatte sie einen Lehrauftrag an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) inne[1] und war von 2014 bis 2015 FONTE-Stiftungsprofessorin am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität.[1]
2016 erhielt Reichle einen Ruf an die Universität für angewandte Kunst Wien auf den Lehrstuhl für Medientheorie in der Nachfolge von Peter Weibel.[1] In den Jahren von 2017 bis 2019 war sie zudem Gründungsdirektorin der neu eingerichteten Abteilung Cross-Disciplinary Strategies. Außerdem lehrt sie an der School of Visual Arts in New York.[1]
Wissenschaftliche Schwerpunkte
Die Forschung von Ingeborg Reichle kreist um die Frage, wie Wirklichkeiten durch Medien geprägt werden. Sie beschäftigt sich u. a. mit der Rolle von Medien im Sinne von grundlegenden Vermittlungstechniken von Kultur sowie strukturellen, historischen und phänomenologischen Aspekten von Medien und deren Produktionsbedingungen. Eingeschlossen sind aktuelle Medientheorien sowie künstlerisch-experimentelle Handlungsfelder von Medien (Medienkunst, Digitale Kunst, Transmediale Kunst) und Fragen nach Ästhetik, Technik und Geschichte ikonischer Medien, sowie medientechnologische Innovationen, die gegenwärtig unter dem Ausdruck Biomedien firmieren. Die Erforschung von Biomedien zielt auf das relationale Verhältnis von Kunst, Design und Naturproduktion in den Technowissenschaften (Biotechnologie und Synthetische Biologie).[1]
2017 gründete sie an der Universität für angewandte Kunst Wien die Open Lab Class.[6] Hier lernen Studierende in einem integrativen Lernprozess sich sowohl theoretisch-konzeptuelle Kenntnisse zur Theorie der Biomedien anzueignen als auch ein Repertoire an hands-on-Methoden der Biotechnologie und experimentellen Verfahren und Materialien des Biodesigns kennen.
Publikationen (Auswahl)
Als Autorin
- Kunst aus dem Labor. Zum Verhältnis von Kunst und Wissenschaft im Zeitalter der Technoscience. Springer Verlag, Wien, New York 2005, ISBN 978-3-211-22234-8
- Art in the Age of Technoscience. Genetic Engineering, Robotics, and Artificial Life in Contemporary Art. Springer Verlag, New York 2009, ISBN 978-3-211-78160-9
Als Herausgeberin
- mit Susanne von Falkenhausen, Silke Förschler, Bettina Uppenkamp: Medien der Kunst. Geschlecht, Metapher, Code. Jonas Verlag, Marburg 2004, ISBN 978-3-89445-337-4.
- mit Steffen Siegel, Achim Spelten: Verwandte Bilder. Die Fragen der Bildwissenschaft. Kadmos Verlag, Berlin 2007 (2. Auflage 2008), ISBN 978-3-86599-034-1
- mit Achim Spelten: Visuelle Modelle. Fink Verlag, München 2008, ISBN 978-3-7705-4632-9.
- mit Steffen Siegel: Maßlose Bilder. Visuelle Ästhetik der Transgression. Fink Verlag, München 2009, ISBN 978-3-7705-4801-9.
- mit Thomas Schnalke, Anita Hermannstädter: Reiner Maria Matysik: jenseits des menschen/beyond humans, The Green Box, Berlin 2010.
- mit Christoph Markschies, Jochen Brüning, Peter Deuflhard: Atlas der Weltbilder. Akademie Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-05-004521-4.
- mit Martina Baleva, Oliver Lerone Schultz: IMAGE MATCH. Visueller Transfer, „Imagescapes“ und Intervisualität in globalen Bildkulturen. Fink Verlag, München 2012. ISBN 978-3-7705-5165-1.
Weblinks
- Literatur von und über Ingeborg Reichle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Ingeborg Reichle in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Ingeborg Reichle auf der Website der Universität für angewandte Kunst Wien
Einzelnachweise
- Universität für angewandte Kunst Wien: Univ.-Prof. Dr. Ingeborg Reichle – Medientheorie. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
- Ehemalige - Institut für Kunst- und Bildgeschichte - HU Berlin. Abgerufen am 15. Oktober 2020.
- Mitglieder / Mitarbeiter*innen – Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
- Mitglieder/Mitarbeiter — Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Bildkulturen. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
- Junges Forum für Bildwissenschaft IV (CFP) — Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Bildkulturen. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
- Open Lab Class