Indigoterie
Eine Indigoterie ist ein ländlicher Betrieb, in dem Indigo-haltige Pflanzen verarbeitet und die Abscheidung des blauen Pigments vorgenommen wird. Da geerntete Indigo-haltige Pflanzen schnell verarbeitet werden müssen, liegen die Indigoterien meist in unmittelbarer Nähe der Indigofelder. Die hauptsächlichen Einrichtungen einer Indigoterie sind zwei bis drei übereinanderliegende Becken, in denen die Indigopflanzen verarbeitet werden. Seit der synthetischen Herstellung von Indigo haben die Indigoterien ihre Bedeutung für die Herstellung des Indigos weitgehend verloren.
Arbeitsschritte
Die Extraktion von Indigo aus Pflanzen erfordert mehrere Schritte, da die Färberpflanzen kein Indigo enthalten, sondern eine Vorstufe, das Indikan, ein Glycosid des Indoxyls. Das traditionelle Verfahren beinhaltet die Aufbereitung in einer Reihe von auf verschiedenen Höhen angelegten Becken.[1] Im obersten Becken wird die Fermentation der frisch geschnittenen Pflanzen durchgeführt. Diese werden auf den Boden des Beckens gepresst und mit Wasser übergossen. Bei der Umgebungstemperatur in tropischen Ländern beginnt nach einigen Stunden der Gärprozess. Durch Hydrolyse des Indikans entsteht Indoxyl, Glucose und durch Vergärung Kohlenstoffdioxid. Dabei färbt sich das Wasser gelb.
Nach etwa 12 Stunden wird die entstandene wässrige Lösung in ein zweites, darunter liegendes Becken abgelassen. Durch Rühren wird dort Luft für die Oxidation des Indoxyls zu Indigo eingebracht. Der entstehende Indigo setzt sich auf dem Boden des Beckens ab. Die überstehende Lösung wird abgezogen und der Indigo wird in ein Kochgefäß überführt, wo er zur Trocknung erhitzt wird. Abschließend wird der Indigo filtriert und unter Bildung einer Paste an Luft endgetrocknet und portioniert.
- Bildgalerie: (1) Ernte der Indigopflanze; (2), (3) Befüllen des Gärbeckens; (4) Einschlagen von Luft; (5) Portionierung des fertigen Indigos
Einzelnachweise
- Willem van Schendel: The Asianization of Indigo; Rapid change in global trade around 1800. In: Peter Boomgaard, Dick Kooiman, Henk Schulte Nordholt: Linking Destinies: Trade, Towns and Kin in Asian History. KITLV Press, Leiden, 2008, ISBN 978-90-6718-320-8, S. 29–50.