Imprese
Der Begriff Imprese (ital. impresa „Unternehmung“) bezeichnet in der Heraldik die Verbindung eines Sinnbildes mit einem Wahlspruch, der Devise. Impresen wurden seit dem 15./16. Jahrhundert als persönliche Abzeichen verwendet, ergänzend zu den Familienwappen ihrer Träger.
Geschichte
Die Wurzeln der Imprese liegen im späten 14. Jahrhundert. Damals entstand in burgundischen und französischen Adelsfamilien die Sitte, zusätzlich zu den jeweiligen Familienwappen persönliche Sinnbilder zu verwenden, verbunden mit einer Devise oder einem Namen. Französische Ritter brachten die Mode nach Italien, wo sie schnell aufgegriffen, weiterentwickelt und mit dem Gattungsbegriff Imprese versehen wurde. Schon im 15. Jahrhundert war der Brauch bei Adel und gehobenem Bürgertum in Europa weit verbreitet.
Im 16. Jahrhundert entstand eine umfangreiche Literatur über Impresen. Bestimmte Vorschriften wurden festgelegt, zahlreiche neue Impresen erfunden und ihre Auslegung diskutiert. Wichtigster Autor war der italienische Historiker Paolo Giovio (1483–1552). In seiner Schrift Dialogo dell’imprese militari et amorose stellte er fünf allgemeine Regeln („conditioni universali“) für eine vollkommene Imprese auf.
Danach sollte sie:
- ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Devise und Bild („Seele und Körper“) besitzen;
- nicht ganz unverständlich sein, aber auch nicht völlig eindeutig („nicht so klar sein, dass der Pöbel sie versteht“);
- einen heiteren, angenehmen Anblick bieten („den man dadurch recht lebhaft machen kann, dass man Sterne, Sonnen, Monde, Feuer, Wasser, grünende Bäume, mechanische Instrumente, seltsame Tiere und phantastische Vögel hinzufügt“);
- keine menschlichen Figuren abbilden;
- eine prägnante Devise enthalten, die nicht in der Volkssprache abgefasst war, sondern vorzugsweise in Latein oder Französisch („damit deren Bedeutung etwas verdeckt ist“).[1]
Impresen gehören zu den Quellen der Emblematik, einer Kunstform, die sich im 16. Jahrhundert herausbildete. Auch Embleme bestanden aus Wort-Bild-Kombinationen, die jedoch nach anderen formalen und inhaltlichen Regeln gestaltet wurden als Impresen. Sie sollten vorwiegend moralisierende, jedenfalls aber allgemeingültige Aussagen versinnbildlichen. Dagegen hatten Impresen strikt individuellen Charakter. Zuweilen wurden sie zu speziellen Anlässen oder für bestimmte Unternehmungen (Kriegszüge usw.) neu entwickelt – einzelne Personen verwendeten also mitunter mehrere Impresen. Die Abzeichen wurden an der Rüstung, an Kleidungsstücken oder an der Kopfbedeckung getragen, dienten aber ebenso als Kennzeichen an Bauwerken, Einrichtungsgegenständen oder Büchern.
Beispiele
Die Beispiele für italienische Impresen sind einem Sammelband entnommen, der 1602 von Giovanni Battista Pittoni in Venedig herausgegeben wurde: Imprese di diversi principi, duchi, signori e d’altri personaggi et huomi illustri. Darin sind die eigentlichen Impresen von aufwendigen Schmuckrahmen umgeben.
- Imprese des Kardinals Alessandro Farnese
- Imprese des Kardinals Ludovico d’Este
- Imprese des Herzogs Cosimo von Florenz
- Imprese von Francesco Orsini
Literatur
- Bernhard F. Scholz: Emblem und Emblempoetik. Historische und systematische Studien (= Allgemeine Literaturwissenschaft – Wuppertaler Schriften. Bd. 3). Erich Schmidt, Berlin 2002, ISBN 3-503-06139-8.
- Frank Büttner, Andrea Gottdang: Einführung in die Ikonographie. Wege zur Deutung von Bildinhalten. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-53579-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- Bernhard F. Scholz: Emblem und Emblempoetik. 2002, S. 64.