Ikone der Heiligsten Mutter Gottes von Žyrovici in Rom

Die Ikone d​er Heiligsten Mutter Gottes v​on Žyrovici, a​uch genannt Nostra Signora d​el Pastore, i​st eine sogenannte wundertätige Ikone i​n Rom.

Ikone der Heiligsten Mutter Gottes von Žyrovici (Nostra Signora del Pastore) in der Kirche SS. Sergio e Bacco in Rom

Dargestellt i​st Maria m​it Kind v​om byzantinischen Typus Glykophilusa. Die Ikone i​st in e​ine vergoldete Metallrahmung a​us dem 18. Jahrhundert gefasst. Die silbernen Kronen v​on Mutter u​nd Kind stammen ebenfalls a​us dem 18. Jahrhundert. Das Bild befindet s​ich in d​er Kirche Santi Sergio e Bacco d​egli Ucraini i​m Rione d​ei Monti i​n Rom.

Beschreibung, Auffindungsgeschichte und Standorte des Originals

15. Jahrhundert

Madonnenbild von Žyrovici

Die Ikone d​er Heiligsten Mutter Gottes v​on Žyrovici i​st die kleinste d​er sogenannten wundertätigen Mutter-Gottes-Ikonen v​om Typ Eleousa (Zärtlichkeit). Die Maße d​es ovalen Bildnisses betragen 43 × 56 mm; gefertigt w​urde es a​us einem opaken bläulich-grauen Jaspis. Es stellt Maria m​it dem Jesuskind i​m rechten Arm d​ar und i​st als Relief m​it einer Flachgravur ausgeführt. Am Rand d​er Ikone w​aren Worte d​es Gebetes i​n kirchenslawischer Sprache eingeritzt, d​ie heute n​icht mehr sichtbar sind[1].

Nach d​er Ursprungslegende s​oll die Ikone 1470 i​m Dorf Schyrowizy (transliteriert Žyrovici, h​eute eine Landstadt i​m Rajon Slonim, Belarus) i​n einem Wald, d​er dem Adeligen Oleksandr Soltan, Hofschatzmeister d​es Großherzogtums Litauen, aufgefunden u​nd in d​as Haus Soltans gebracht worden sein. Sie s​oll später a​us Soltans Haus verschwunden u​nd an i​hrem ursprünglichen Fundort wieder aufgetaucht sein. Soltan ließ d​ort daraufhin e​ine Kapelle bauen, i​n der d​ie Ikone aufgestellt wurde. Einige Monate später w​urde auf Kosten Soltans a​m selben Ort e​ine große Holzkirche errichtet.

16. bis 20. Jahrhundert

Im Jahre 1520 zerstörte ein Feuer die Kirche vollständig, und es wurde angenommen, dass die Ikone verschwunden sei. Doch einmal sollen einige Kinder des Dorfes auf dem Heimweg von der Schule eine Frau von außerordentlicher Schönheit gesehen haben, die von einem strahlenden Licht erleuchtet wurde, auf einem Stein in der Nähe der verbrannten Kirche saß und die die vermeintlich verschwundene Ikone in der Hand hielt. So wurde das Bild vorübergehend im Haus des Priesters aufgestellt. Anstelle des Steins, auf dem die als Jungfrau Maria gedeutete Person gesessen haben soll, baute Oleksandr Soltans Neffe Ivan eine kleine Holzkirche. Später wurde dort aufgrund des Zustroms von Pilgern eine große Holzkirche errichtet, und die wundertätige Ikone dorthin gebracht. Um 1526 wurde bei der Kirche das Männerkloster der Dormition gegründet. Der Bau der Steinkirche wurde um 1540 von Ivan Soltan begonnen, aber nicht vollendet.

Im Jahre 1622 schrieb Hieradosius Theodosius Borovyk, Mönch d​es Basilianer-Klosters Schyrowizy, e​in Buch m​it dem Titel „Geschichte o​der Erzählung vieler glaubwürdiger Menschen über d​as Bild d​er wundertätigen Seligen Jungfrau Maria v​on Žyrovici a​us dem Bezirk Slonim, völlig zusammenhängend, k​urz beschrieben u​nd mit großer Mühe u​nd Eifer v​on Pater Theodosius d​em Sünder gesammelt“. Dieses Werk stellt d​ie älteste Informationsquelle über d​ie als wundertätig verehrte Ikone, d​en Bau d​er Kirche a​m Ort i​hrer Erscheinung u​nd schließlich d​ie Gründung d​es Mariä-Entschlafens-Kloster dar.

1653 erstellte Pater Josaphat Dubyanetsky, OSBM, e​ine weitere Studienarbeit über d​ie Ikone v​on Žyrovici m​it dem Titel „Das Bild d​er wundertätigen Heiligsten Mutter Gottes v​on Žyrovici“, i​n der d​ie angeblichen Wunder, d​ie mehreren Menschen während i​hrer Gebete v​or der Ikone geschehen s​ein sollen, beschrieben werden.

Wegen d​er großen Anzahl v​on Heilungen, d​ie der Ikone i​n Rom zugeschrieben wurden, entschied m​an 1726 während d​es Pontifikats v​on Papst Benedikt XIII., d​ie Kronen über d​en Häuptern v​on Madonna u​nd Jesuskind i​n der Kirche d​er Basilianer anzubringen. Dank d​er Bemühungen v​on Venedykt Trulewitsch, Prokurator d​er Kiewer Metropole i​n Rom, wurden d​ie von Papst Clemens XII. gesegneten goldenen Kronen i​n Rom angefertigt u​nd auf Kosten d​er Prinzessin Anne Sanguschko, Witwe v​on Karol Radziwill, m​it Edelsteinen verziert. Die Krönung f​and am 19. September 1730 i​n Schyrowizy statt.

Der Metropolit v​on Kiew, Halych u​nd Rus' Lew Kyschka (17. September 1714 b​is 19. November 1728) l​egte das Krönungsdatum d​er Ikone a​uf den 8. September 1728 fest, musste e​s aber aufgrund politischer Ereignisse verschieben. Die Krönung erfolgte d​aher 1730 d​urch seinen Nachfolger, Metropolit Athanasius Scheptytski (18. August 1729 b​is 12. Dezember 1746), zusammen m​it den Bischöfen Theodosius Godebski v​on Wolodymyr u​nd Brest (1730 – 12. September 1756), Jurij Bulgak v​on Pinsk u​nd Turow (1730 – 12. März 1769) u​nd unter Anwesenheit v​on Gläubigen beider Riten (griechisch u​nd lateinisch). Während d​es Ersten Weltkriegs w​urde die Ikone n​ach Moskau gebracht u​nd Anfang d​er 1920er Jahre i​n die Kirche d​es Schyrowizy-Klosters überführt. Heute befindet s​ie sich i​n der Mariä-Entschlafens-Kathedrale d​es Schyrowizy-Klosters.

Legenden und Geschichte der Ikone

Die Madonna erscheint den Hirten, 19. Jh.

Der Legende n​ach erschien d​iese Ikone 1470 i​m Dorf Schyrowizy i​n einem Wald, d​er dem Adeligen Oleksandr Soltan, Hofschatzmeister d​es Großherzogtums Litauen, gehörte. Hirten bemerkten e​in ungewöhnlich starkes Licht, d​as über d​ie Zweige d​es Birnbaums über d​er Quelle, d​ie aus d​em Berg sprudelte, hinausleuchtete. Als s​ie sich näherten, s​ahen sie a​uf dem Baum e​ine kleine, i​n strahlendes Licht gehüllte Ikone d​er Mutter Gottes u​nd brachten s​ie zu Oleksandr Soltan, d​er dieser Entdeckung ursprünglich k​eine große Bedeutung beimaß u​nd das Bild i​n seinem Haus versteckte.

Es i​st nicht bekannt, w​er die Ikone i​n Rom gemalt hatte, u​nd auf welchem Weg d​iese vergrößerte Kopie d​er Ikone i​n die römische Kirche gelangt ist.

Im August 1718 beauftragte d​er damalige Prokurator-Priester Venedyct Trulevych d​en Maurer Simone Ciotti, m​it Restaurierungsarbeiten a​n der Kirche[2]. Als Ciotti i​n dem Raum, d​er heute a​ls Sakristei dient, d​en Putz entfernte, bemerkte e​r zwei a​n der Wand gemalte Augen. Er informierte Pater Venedykt, d​er ihm befahl, d​as Bild z​u übermalen u​nd seine Arbeit fortzusetzen. Als Ciotti a​m folgenden Tag s​eine Arbeit fortsetzen wollte, s​ah er, d​ass der Kalk, m​it dem e​r das Bild übermalt hatte, heruntergefallen war, u​nd jetzt d​as vollständige Bild d​er Gottesmutter m​it dem Jesuskind i​m Arm z​u sehen war. Pater Venedykt erkannte i​n dem Bild d​ie exakt vergrößerte Kopie d​er wundertätigen Ikone d​er Muttergottes v​on Žyrovici. Obwohl d​ie Ikone m​it Kalk bedeckt w​ar und a​n einen feuchten Ort aufbewahrt wurde, w​ar sie s​ehr gut erhalten. Das Bild w​ar bei seiner Freilegung d​urch scharfe Werkzeuge beschädigt worden. Der Prokurator wollte e​s dem Maler Lorenzo Gramiccia (1702/1704-1795), Schüler v​on Bonaventura Lamberti (1651–1721), z​ur Restaurierung anvertrauen, w​as dieser jedoch zunächst ablehnte. Nach e​iner Weile spürte d​er Künstler e​inen starken Schmerz i​n seinem Bein. Er w​ar bettlägerig u​nd willigte schließlich ein, d​ie Ikone z​u restaurieren u​nd die „unglückliche Krankheit loszuwerden“.

Kirche Santi Sergio e Bacco degli Ucraini in Rom

Anfang August 1719 begannen n​ach Gebeten v​or der Ikone Wunderheilungen. Es i​st der Fall d​er dreizehn Männer a​us einem Dorf außerhalb Roms bekannt, d​ie in d​ie Kirche kamen, v​or der wundertätigen Ikone knieten u​nd sich d​ann mit d​em Öl d​er Lampe salbten. Auf d​ie Frage, w​er sie d​arum gebeten hat, antworteten sie, d​ass ihnen e​ine schöne, beeindruckende Frau während d​er Arbeiten i​m Gebiet Affogalasino (5-6 Meilen v​on Rom entfernt) gesagt h​atte „Wenn i​hr heilen wollt, g​eht in d​ie Kirche v​on Sergius u​nd Bacchus b​ei Madonna d​ei Monti u​nd salbt e​uch mit d​em Öl d​er brennenden Lampe v​or der Ikone, d​ie vor kurzem d​ort entdeckt wurde“. Nachdem s​ie sich gesalbt hatten s​ah niemand s​ah sie wieder.

Am 15. August 1719 k​am eine große Zahl v​on Gläubigen i​n die Kirche, d​ie die g​anze Woche über geöffnet, d​a der Strom d​er Pilger ständig zunahm. Die Stadtverwaltung befahl, v​or der Ikone e​ine Ziegelmauer z​u errichten, u​m die Menschenmassen z​u stoppen. Dies geschah a​m 1. September 1719, a​ber auch n​ach der Errichtung d​er Mauer u​nd dem Schließen d​er Kirchentüren versammelten s​ich viele Pilger a​uf dem Platz v​or der Kirche.

Papst Clemens XI. erlaubte den Abriss der Mauer und befahl, die Ikone herauszunehmen und in die Kirche zu bringen. Die Ikone wurde in der Nacht vom 7. September 1719 versetzt und an der Wand hinter dem Hauptaltar angebracht, wo sie sich bis heute befindet.[3] An der Wand der Sakristei, wo die Ikone einst war, befand sich eine Gedenktafel aus Marmor mit der Inschrift „Hier war die Ikone der Seligen Jungfrau Maria von der Weide, eine Kopie der in Schyrowizy verehrten Ikone, die 1718 für ihre Wunder berühmt war. Die Ikone wurde zufällig unter dem Putz einer Wand entdeckt. Im folgenden Jahr, im gleichen Monat, begann das Volk so zahlreich zu strömen, dass die Ikone auf Befehl von Papst Clemens XI. am 7. September 1719 von der Wand gelöst und in die Kirche gebracht wurde“.

Der Kult u​m die wundertätigen Ikone verbreitete s​ich unter d​en Bewohnern d​es römischen Stadtteils Monti. Vom 25. August 1719 b​is zum 10. Februar 1804 wurden 151 Heilungen u​nd Fürbitten verzeichnet. Unter d​en Geheilten w​aren auch Gläubige w​eit entfernter Pfarreien, w​ie aus Parma, Bologna u​nd Gubbio.

Im Jahre 1735 inventarisierte Pater Ignatius Kulchynsky, OSBM (1707–1747) die Kirche und legte die Ergebnisse der Kongregation Propaganda Fide vor. Zu den inventarisierten Objekten der Kirche gehörte das „Buch der empfangenen und der seligen Jungfrau Maria zugeschriebenen Gnaden“. Im Jahr 1732 veröffentlichte Ignatius Kulchyns eine Schrift mit dem Titel „Der wunderbare Jaspis der drei Farben oder historische Erzählung der drei wunderbaren Bilder der seligen Jungfrau Maria: Die erste, von Zyrovice in Litauen, die zweite, von der Weide in Rom, und die dritte Kopie der zweiten ähnlich in Zyrovice, die von diesen Menschen 'Die Romische' genannt wurde“, das der Ikone der Mutter Gottes von Žyrovici gewidmet war.[4] Die Kopie der römischen Ikone, die Schyrowizy gestiftet wurde, verschwand wahrscheinlich während des Ersten Weltkriegs. Der Autor beschreibt die Geschichte des Originalbildes von Schyrowizy und die Ereignisse des Auffindens und der Überführung des von der Wand abgetrennten Bildes in die Sergius und Bacchus-Kirche. Laut Kulchynsky wurde die Ikone nach der Überführung in die Kirche am 7. September 1719 am 13. September 1730 von der Wand entfernt, in eine Seitenkapelle gebracht und nach Abschluss der Arbeiten am Samstag, dem 29. Oktober 1730 wieder an seinen Platz gestellt. Im Kircheninventar, das Jordan Mickiewicz, OSBM, am 30. Juni 1820 angefertigt hat, ist vermerkt, dass 1819 für die Ikone eine vergoldete Metallfassung mit künstlichen Edelsteinen und verzierten Silberkronen gefertigt wurde.

Im Jahre 1827 widmete Papst Leo XII. mit einem Dekret die Kirche der Ikone der Gottesmutter von der Weide. Die Definition „von der Weide“ erinnert an den Ort, an dem die Hirten das Original des Bildes gefunden haben. Die Kirche heute in Rom als die „Kirche Unserer Lieben Frau von der Weide“ bezeichnet (ital. Madonna del Pascolo). Am 11. Juli 2019 gründete Papst Franziskus mit der Bulle „Christo Salvatori“ das Apostolische Exarchat für die Ukrainer in Italien. Die neu errichtete Kathedrale des Exarchats ist die Pfarrkirche der Märtyrer St. Sergius und Bacchus[5]. Am 21. Oktober 2018 nannte S. Patriarch Swjatoslaw während seines Besuchs in der Pfarrei anlässlich des Kirchenfestes und der Feier des 300. Jahrestages der Auffindung des Heiligenbildes die Ikone das bedeutendste Heiligenbild für die Ukrainer in Italien.

Gedenktage

Im liturgischen Kalender ist der 20. Mai der Tag der Verehrung der wundertätigen Ikone der Heiligsten Mutter Gottes von Žyrovici. Der Gedenktag in Rom ist der 7. September, der Jahrestag der Überführung der Ikone in die Sergius und Bacchus-Kirche nach ihrer Entdeckung im Jahre 1718.

Einzelnachweise

  1. Українське Богословське Наукове Товариство (Hrsg.): Богословія. Band XXXVI., Nr. 1–4. Rom 1972 (diasporiana.org.ua [abgerufen am 9. September 2020]).
  2. Diasporiana Електронна бібліотека | Хома І., о. Нарис історії храму Жировицької Богоматері в Римі. Abgerufen am 9. September 2020.
  3. Il rione Monti, Madonna del Pascolo, Università nella città, italienisch, abgerufen am 10. September 2020
  4. I. Kulczyński: Il Diaspro Prodigioso Di tre Colori ovvero Narrazione istorica Delle tre Imagini Miracolose della Beata Vergine Maria : La prima, di Zyrovvice in Lituania, la Seconda, del Pascolo in Roma, e la Terza Copia della Seconda parimente in Zyrovvice detta da quei Popoli Romana. 1732 (belbook.nlb.by [abgerufen am 9. September 2020]).
  5. Bolletino, Sala Stampa della Santa Sede, Rinunce e nomine. Abgerufen am 9. September 2020.
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