Hundeäquator
Der Hundeäquator ist in Grönland die traditionelle Grenze zwischen den Gebieten, in denen ausschließlich die Haltung von endemischen Schlittenhunderassen (Grönlandhund oder Polarspitz) gestattet ist und solchen, in denen ausschließlich andere Haushunde gehalten werden dürfen.
In Westgrönland verläuft diese Grenze entlang des Polarkreises (entsprechend etwa der ehemaligen Gemeindegrenze zwischen Sisimiut im Norden und Maniitsoq im Süden). In Ostgrönland hingegen ist die Schlittenhundehaltung überall gestattet.
Es handelt sich um eine bei den grönländischen Inuit überlieferte Grenze, die nicht überschritten werden darf, damit sich die nördlichen Rassen nicht mit den weniger robusten südlicheren Populationen mischen. Ein weiterer Grund für die Errichtung dieser Grenze dürfte im Schutz der Schafzucht gelegen haben. Ferner ist südlich des Hundeäquators das Meer kaum jemals zugefroren, sodass Schlittenhunde auch nicht benötigt werden.
Im Norden und Osten ist der Schlittenhund trotz der Konkurrenz moderner Schneemobile immer noch ein unverzichtbares Transportmittel, das auch bei tiefen Temperaturen einsetzbar und nicht auf mitgeführten Treibstoff angewiesen ist. Schlittenhunde werden in Grönland nicht zu den Haushunden gezählt, sondern als Nutztiere betrachtet. Dementsprechend unterscheiden sich auch die Haltungsbedingungen: Schlittenhunde werden zumindest im Sommer großenteils sich selbst überlassen, oft auf kleinen Inseln, und nur hin und wieder mit Nahrung versorgt. Die Halter pflegen kaum eine emotionale Bindung zu ihnen. Die Felle toter Hunde werden ebenso verwendet wie ihr Fleisch.
Literatur
- Udo Bernhart (Fotos), Albert Gerdes, Thomas Jeier, Hans J. Kürtz; Birgit Kneipp (Hrsg.): Eisland. Arktis-Grönland-Alaska. Sconto [bei Bucher], München 2005, ISBN 978-3-86517-056-9.