Hugó Scheiber
Hugó Scheiber (geboren 29. September 1873 in Budapest, Österreich-Ungarn; gestorben 7. März 1950 ebenda) war ein Maler der ungarischen Moderne.
Leben und Werk
Hugó Scheiber verbrachte seine Kindheit in Wien und half frühzeitig seinem Vater, der ein Kulissenmaler im Prater war. 1887 nahm er Malunterricht, den er jedoch abbrach, um die Familie finanziell zu unterstützen, die 1890 nach dem Niedergang des Prater-Theaters nach Budapest zurückkehrte. Scheiber arbeitete als Schildermaler und besuchte von 1898 bis 1900 die Kunstgewerbeschule in Budapest. Seine frühen Arbeiten orientieren sich am Impressionismus. 1919 hatte er eine Ausstellung mit Béla Kádár in Wien, wohin er 1920 zog. Dort traf er mit Herwarth Walden zusammen, der ihn bewegte, 1922 nach Berlin zu gehen. Walden vermittelte ihm auch Auftraggeber. 1925 malte Scheiber ein Porträt Waldens.[1] In den 20er-Jahren setzte sich Scheiber mit Futurismus und Expressionismus auseinander. Er beschäftigte sich thematisch vor allem mit Porträts, dem Leben in der Großstadt und der Welt des Kabaretts. Seine Bilder wurden 1926 in der Ausstellung „Société Anonyme“ in New York gezeigt. Allein in Waldens Galerie „Der Sturm“ hatte er von 1924 bis 1930 neun Ausstellungen, u. a. mit Kádár, Adolf Küthe (1898–1930), László Moholy-Nagy, Oskar Nerlinger, Boriska Polgar, Kurt Schwitters und Arnold Topp.
Scheiber war Mitglied des Wiener Hagenbundes und der ungarischen Künstlervereinigung KUT (Neue Gesellschaft bildender Künstler) und UME (Verein neuer Künstler). In Budapest waren seine Arbeiten immer wieder in Ausstellungen des Ernst Museums und der Galerie Tamás zu sehen. 1933 nahm er auf Einladung von Marinetti an der Zusammenkunft der Futuristen „Mostra Nazionale d’Arte Futurista“ teil. In den 30er Jahren orientierte er sich mit seinen Arbeiten zunehmend am Art déco. 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Museum Folkwang Essen Scheibers Zeichnung „Bildnis Dr. Luther“ beschlagnahmt und zerstört.[2]
Scheiber kehrte 1939 nach Budapest zurück, wo er 1950 starb.
Scheibers Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen zur ungarischen Avantgarde und namhaften Sammlungen vertreten, unter anderem in der Ungarischen Nationalgalerie und dem Janus Pannonius Múzeum in Pécs. Ein Selbstporträt (Tafelbild, Öl, 1910) befindet sich im Bestand der Berlinischen Galerie.[3]
Rezeption
„Auf seinen Straßenbildern und Porträts fällt die scharfsichtige Charakterisierung ins Auge, die auch vor dem Hässlichen nicht zurückschreckt und dem Grotesken Raum bietet. Das trifft auch auf seine Selbstporträts zu.“[1]
Literatur
- Georges Darany, Ernest Schmidt: Hugo Scheiber, Leben und Werk, Edition Inter Art Galerie, 1982
Weblinks
- Leben und Werke Scheibers (englisch)
Einzelnachweise
- Nóra Aradi: Berlin – Budapest. In: Berliner Begegnungen. Ausländische Künstler in Berlin 1918–1933. Dietz Verlag Berlin, 1987, S. 226
- Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
- Sammlung Online | Berlinische Galerie | Ihr Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Berlin