Hubert Geissel
Hubert Geissel (* 17. Februar 1891 in Neindorf; † 1938 in Berlin-Neukölln[1]) war ein deutscher Polizeibeamter.
Leben
Geissel wurde in Schloss Neindorf geboren. Am 10. Februar 1910 legte er das Abiturexamen ab. Anschließend tat er vom 1. April 1910 bis 30. März 1911 ein Jahr lang Dienst als Einjähriger Freiwilliger beim Militär.
Am 20. Juni 1911 trat Geissel als Polizeianwärter in den Polizeidienst ein. Am 2. Januar 1913 wurde Geissel zum Kriminalkommissar auf Probe ernannt und am 1. Juli 1913 zum regulären Kriminalkommissar ernannt
Von 1914 bis 1918 nahm Geissel am Ersten Weltkrieg teil, in dem er ab 28. November 1914 als Feldpolizeikommissar verwendet wurde. Am 27. Januar 1915 erhielt er die Beförderung zum Leutnant der Reserve.
Seit den 1920er Jahren gehörte Geissel der Kriminalpolizei im Berliner Polizeipräsidium (Abteilung IV) an. In dieser Stellung wurde er am 1. August 1932 zum Kriminalpolizeirat befördert.
Im Juli 1933 wurde Geissel ins Geheime Staatspolizeiamt versetzt. Hans Bernd Gisevius behauptet in seinen Memoiren, dass er dort im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Reichstagsbrand vom Februar 1933 mit der Untersuchung des Falls Adolf Rall befasst gewesen sei. Gisevius berichtet insbesondere, dass Geissel an der Ermordung Ralls, der unliebsame Aussagen zu der Brandaffäre gemacht hatte, beteiligt gewesen sei und dass er kompromittierende Unterlagen, die Rall an seine Mutter geschickt hatte, beschlagnahmt und beiseitegeschafft habe. Während des Reichstagsbrandprozesses war Geissel zusammen mit Arthur Nebe für den Schutz der Angeklagten zuständig.
Im Januar 1934 wurde Geissel, der auch Mitglied der SA und Förderndes Mitglied der SS war, zum Außendienstführer in der Hauptabteilung III B 3 des Gestapa ernannt. Zum 1. April 1934 war er ausweislich des Stellenplanes des Gestapa neben Reinhold Heller, Karl Futh und Konrad Nussbaum einer von vier Beamten im Rang eines Kriminalpolizeirates und damit einer der fünf ranghöchsten Mitarbeiter des Geheimen Staatspolizeiamtes zu diesem Zeitpunkt.
1936 erhielt Geissel die Stellung eines Kriminaldirektors in der Abteilung IV (Abwehramt) des Gestapa. Im Berliner Adressbuch wurde er bis einschließlich 1939 unter der Adresse Elsenstraße 60 aufgeführt.
Als die Berliner Staatsanwaltschaft in den 1960er Jahren den Mord an Adolf Rall untersuchte, konnte Geissels Verbleib nicht mehr eruiert werden.
Der Geburtsregistereintrag des Standesamtes Neindorf enthält den Hinweis, dass Geissel 1938 in Berlin-Neukölln verstorben ist.[2] Fritz Tobias zufolge starb Geissel durch Suizid, angeblich nahm er sich das Leben nachdem sich eine nichtarische Abstammung seiner Ehefrau herausstellte.
Geissels Tod ist im Sterberegister des Standesamtes Berlin-Neuköln I für das Jahr 1938 unter der Sterberegisternummer 409 beurkundet. Der Sterberegistereintrag 410 bezieht sich auf eine Maria Geissel, so dass nahe liegt, dass Geissel und seine Ehefrau gemeinsam aus dem Leben schieden.[3]
Schriften
- mit Hans Schneickert: Einbruch und Diebstahl und ihre Verhütung. Praktische Winke zum Schutz von Eigentum und Leben. 1923.
- mit Walter Kurz: Hüte Dich! Das Büchlein zur Schadenverhütung. Gegen Vergehen und Verbrechen. 1925.
- mit Kurt Daluege: Kriminalistik im Zahlungsverkehr. Ein Handbuch für Behörden, Bankinstitute, Handel und Industrie. 1934.
Literatur
- Christoph Graf: Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur. Die Entwicklung Der Preussischen Politischen Polizei vom Staatsschutzorgan der Weimarer Republik Zum Geheimen Staatspolizeiamt des Dritten Reiches, Berlin 1983.
Einzelnachweise
- Landesarchiv Berlin: Namensverzeichnis zum Sterberegister des Standesamtes Neukölln I, S. 139 (Sterbeurkunde Nr. 1938/409).
- Stadtarchiv Oschersleben (Bode), Standesamt Neindorf, Geburtsregister 1891, Nr. 3
- Landesarchiv Berlin: Digitalisiertes Sterberegister des Standesamtes Berlin-Neuköln I für das Jahr 1938 (S. 139 des Digitalisats).