Hotel Müller
Das Hotel Müller ist ein ehemaliges Hotel im Kurviertel von Bad Liebenstein. Es wurde 1852 an der Herzog-Georg-Straße gegenüber dem Kurtheater errichtet. Während der beiden Weltkriege diente das Gebäude als Lazarett und später als Heilanstalt „Albert Schweitzer“. Seit 1995 war das unter Denkmalschutz stehende klassizistische Gebäude ungenutzt. 2020 wurde das nun baufällige Haus für eine denkmalgerechte Sanierung bis auf die Erdgeschosswände abgetragen. Einige historische Bauteile wurden gesichert, um das Gebäude originalgetreu neu aufbauen zu können.
Geschichte
1852 ließ Frau Müller, die Witwe des Pächters vom damaligen Kurhaus, das Gebäude im Stil des Klassizismus errichten. Es wurde zunächst als Hotel genutzt und befand sich an der Kurpromenade von Bad Liebenstein. Architekt war vermutlich Ludwig Lange, August Wilhelm Döbner hatte die Bauleitung. Laut Meyers Reisehandbuch von 1864 war das Hotel im Sommer für gewöhnlich ausgebucht und „das grossartigste und splendideste aller thüringer Gasthäuser“.[1]
1867 übernahm es der jüngste Sohn Gotthard Müller. Er war Hotelbesitzer, Violoncellist, ein „technisch vorgeschrittener und taktsicherer Dilettant auf dem Cello im Solo- und Quartettspiel“ und ein „eifriger, ein gesundes Urteil besitzender Förderer der Musik überhaupt und der sie ausübenden musikalischen Lehrer Liebensteins und der Nachbarorte“. Sein Hotel, wo während der Badezeit Künstler wie Joseph Joachim, Ferdinand Hiller und andere namhafte Sänger, Violinisten und Pianisten wohnten, war Mittelpunkt von Musikveranstaltungen. Die Bewirtung war so gut, dass hochgestellte Persönlichkeiten, namentlich große Künstler wie Hans von Bülow, Anton Grigorjewitsch Rubinstein und andere darin verkehrten.
1880 verpachtete Gotthard Müller das Haus an den Hotelier Franz Schmidt, der es 1888 als Eigentum erwarb. Vermutlich zu dieser Zeit wurde es in Hotel Charlotte umbenannt. Es gab nunmehr 70 Fremdenzimmer.
Das Hotel ging 1913 in den Besitz von Maximilian Graf von Wiser über und wurde 1915 als Augenheilanstalt Charlotte (die 1920 einen eigenen Neubau bezog)[2] und Lazarett eingerichtet.
Nach dem Ersten Weltkrieg pachtete Hermann Gruber 1919 das Gebäude und nutzte es wieder als Hotel Herzogin Charlotte, 1921 ging es in seinen Besitz über. Gruber war Gründungsmitglied der Liebensteiner Burggemeinde. Von 1939 bis 1945 wurde das Haus wie schon im Ersten Weltkrieg als Lazarett genutzt. 1945/1946 belegten es zunächst die amerikanische Militärregierung, gefolgt von der Sowjetischen Militäradministration. Hermann Grubers Tochter Else de Harde führte das Haus nach seinem Tod 1956 weiter. Es war Vertragsheim der Kurverwaltung. 1976 wurde es schließlich enteignet und vom Volksheilbad übernommen.
Nach Abschluss umfangreicher Sanierungsmaßnahmen im Kurheim Charlotte erfolgte am 30. Januar 1978 in Anwesenheit des stellvertretenden Ministers für Gesundheitswesen, Obermedizinalrat Dr. Erler, die feierliche Namensgebung „Albert Schweitzer“. Damit wurde die ursprünglich auf einen anderen Namen vorgesehene Umbenennung mit dem Hinweis der Anwesenheit Albert Schweitzers in Bad Liebenstein verändert.
Nach der Wende pachtete die m&i-Fachklinik das Gebäude bis zur Fertigstellung ihres Neubaus an der Kurpromenade. Dann gab es Bestrebungen, die Stadtverwaltung im ehemaligen Hotel unterzubringen, was aber scheiterte. Letzter bekannter Eigentümer war eine irische Immobiliengruppe, die jedoch kaum Investitionen durchführte.
Sanierung 2020/21
Nachdem das Gebäude zwei Jahrzehnte leer stand, konnte die Stadt 2015 von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen und erwarb das ehemalige Hotel von der Eigentümergesellschaft. 2020 wurden die oberen Etagen im Rahmen des Denkmalschutzes "zurückgebaut", da angeblich das dort verwendete Fachwerk zu stark verwittert war. Die AWO wollte das Gebäude als Seniorenheim neu aufbauen, wobei das äußere Erscheinungsbild dem ursprünglichen Aussehen entsprechen soll.[3] Auch nach einem Wechsel der Geschäftsführung der AWO wird an dem Projekt festgehalten.[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- Heinrich Schwerdt, Alexander Ziegler: Neuestes Reisehandbuch für Thüringen. Verlag des bibliographischen Instituts, Hildburghausen 1864, S. 322 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Augenheilanstalt Charlotte, aufgerufen am 13. Juni 2021
- Amtsblatt. (PDF) Stadt Bad Liebenstein, 12. Juni 2020, abgerufen am 21. März 2021.
- Stadt Bad Liebenstein und AWO halten an Projekt Charlotte fest. 5. Mai 2021, abgerufen am 4. Juni 2021.