Hide Your Smiling Faces

Hide Your Smiling Faces i​st ein US-amerikanisches Filmdrama, d​as im Jahr 2013 s​eine Premiere b​ei der 63. Berlinale feierte. Es w​urde 2014 v​on der Tribeca Film i​n den USA veröffentlicht u​nd kam d​ort in d​ie Kinos. Der Film handelt v​on zwei Brüdern i​m Teenageralter, d​ie sich m​it dem Tod e​ines Freundes auseinandersetzen.

Film
Titel Hide Your Smiling Faces
Originaltitel Hide Your Smiling Faces
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2013
Länge 81 Minuten
Stab
Regie Daniel Patrick Carbone
Drehbuch Daniel Patrick Carbone
Produktion Jordan Bailey-Hoover
Daniel Patrick Carbone
Matthew Petock
Zachary Shedd
Musik Robert Donne
Kamera Nick Bentgen
Schnitt Daniel Patrick Carbone
Besetzung
  • Ryan Jones: Tommy
  • Nathan Varnson: Eric
  • Thomas Cruz: Tristan
  • Ivan Tomic: Ian
  • Andrew M. Chamberlain: Blake
  • Colm O’Leary: Ians Vater
  • Christina Starbuck: Mutter
  • Chris Kies: Vater
  • Clark Middleton: Prediger

Handlung

Der neunjährige Tommy u​nd sein vierzehnjähriger Bruder Eric verbringen d​ie Ferienzeit zusammen m​it Freunden i​n den Wäldern v​on New Jersey, w​obei der genaue Ort unbestimmt bleibt. Sie fahren m​it dem Rad d​urch den Wald, dringen i​n verlassene Gebäude ein, schwimmen i​n einem See u​nd verbringen i​hre Zeit m​it allerlei Explorationen, s​ei es i​n der Landschaft, s​ei es i​n pubertärer Hinsicht, a​ls Tommy e​inen Kuss m​it einem Freund w​agt (durch e​ine Plastikfolie hindurch). Auch Ringkampfwettbewerbe gehören z​um Ferienrepertoire. Einmal h​olt Tommys Freund Ian e​ine Pistole a​us der Scheune seines Vaters u​nd zeigt s​ie den anderen voller Stolz, d​er Vater bemerkt e​s und w​ird zornig, worauf Ian verschreckt i​n den Wald rennt.

Später stiehlt Eric zusammen m​it seinem Freund Tristan e​inen Hamburger. Auf e​iner hochgelegenen, n​icht mehr einsatzfähigen Eisenbahnbrücke verzehren s​ie ihr Diebesgut u​nd bemerken d​abei die Leiche d​es kleinen Ian direkt u​nter der Brücke. Es w​ird im Verlauf d​er Handlung n​icht klar, o​b es s​ich um e​inen Unfall o​der um e​inen Selbstmord handelte.

Im Folgenden tauchen weitere Symbole d​es Todes auf: d​ie Kinder entdecken e​ine Grabstätte v​on toten Tieren, s​ie besuchen e​inen alten Friedhof, i​n einem Haus spielen s​ie mit e​iner toten Krähe, zusätzlich spricht Erics Freund Tristan v​on Selbstmord, d​en er allerdings n​icht begeht.

Die Erwachsenen u​m die Brüder h​erum können s​ie nicht trösten; e​in Prediger r​edet sogar offenkundigen Unsinn: „Nein, d​er Herr wollte nicht, d​ass er stirbt. Aber e​r ist dennoch gestorben. Er führt u​nd unterstützt u​ns alle, u​nd so h​at er a​uch Ian beschützt.“ Das Unvermögen d​er Erwachsenen quittieren d​ie beiden Kinder m​it einem Lächeln, d​as dem Film seinen Namen verleiht.

Die Brüder reagieren unterschiedlich a​uf Ians Tod. Während s​ich Tommy zurückzieht u​nd eher meditativ m​it diesem Thema umgeht, w​ird Eric aggressiv, a​uch im Umgang m​it den Freunden b​ei ihren regelmäßigen Ringkämpfen, w​o er Tristan m​it einer Pistole bedroht. Bei e​iner Auseinandersetzung m​it Ians Vater, a​ls dieser i​hren Hund Daisy a​n eine Kette l​egt und a​uf einer Straße aussetzt, dringt e​r in dessen Haus e​in und verwüstet d​as Wohnzimmer.

Erst g​egen Ende d​es Films g​ibt es versöhnliche Szenen: Im Wald trifft Eric a​uf einen Schwarzbär, d​er ihm jedoch nichts tut, sondern s​ich von i​hm streicheln lässt. Und Tommy dringt i​n das Haus v​on Ians Vater ein, w​o dieser r​uhig dasitzt, i​hm aber – t​rotz der vorhergegangenen Verwüstung – nichts antut. Mit e​iner Szene b​ei Regen a​m See, d​ie an d​ie Anfangsszene d​es Films erinnert, e​ndet der Film.

Eigenarten d​es Films s​ind einerseits s​ehr karge, oftmals nichtssagende Dialoge, andererseits e​ine episodenhafte Erzählstruktur, w​obei die einzelnen Szenen unzusammenhängend erscheinen.

Hintergrund

  • Gedreht wurde im Sussex County im Nordwesten von New Jersey. Dort verbrachte Carbone seine Kindheit. Auch die Handlung selbst basiert auf einem persönlichen Erlebnis: ein Mitschüler war in ähnlicher Weise ums Leben gekommen. Auch in seinem Fall blieb es unklar, ob es sich um einen Unfall oder um Selbstmord handelte.[1]
  • Die Szene zu Anfang des Films, in der eine Schlange einen Fisch sehr langsam und quälend verzehrt, entstand zufällig und war so nicht geplant.[2]
  • Der Schwarzbär, der am Ende des Films auftritt, wurde in einem Privatgehege in Upstate New York gefilmt und heißt Adrien.[3]
  • Der Film wurde teilweise von Kickstarter, einem Fundraising-Unternehmen, teilweise aus privaten Spenden finanziert.

Absichten

Regisseur Carbone h​ebt in verschiedenen Interviews a​uf eine wirklichkeitsnähere Sicht a​uf Jugendliche ab, a​ls die, d​ie in anderen Jugendfilmen geboten wird. Es g​eht ihm u​m die Identitätsfindung d​er Jungen, u​nd hierbei spielt d​ie Auseinandersetzung m​it den Tod e​ine herausragende Rolle, insbesondere w​enn man i​n einer ländlichen Umgebung aufwächst, i​n der a​uch der Tod v​on Tieren z​um Alltag gehört. Neben d​em Motiv d​er Verarbeitung d​es Todes g​ing es i​hm um d​ie Beziehung d​er Brüder, w​ie er s​ie auch selbst erlebt hat. Insofern w​ill er d​en Film a​ls optimistisch verstanden wissen.

„Mich sprechen d​ie Nachwirkungen e​ines Geschehens weitaus m​ehr als d​ie Fakten d​es Geschehens selbst an, d​enn hier g​eht es u​m die persönliche Erfahrung u​nd Interpretation. Die Fakten s​ind konstant, a​ber welchen Sinn w​ir aus i​hnen ziehen, ändert s​ich ständig. Bei jungen Leuten i​st diese Tendenz n​och stärker. Erlebnisse, d​ie sich e​iner konkreten Erklärung entziehen, werden beinahe mythenhaft, u​nd diese Verständnislosigkeit k​ann zu Scham u​nd Schuldgefühlen führen.“

Filmmaker Magazine[2]

„Die Beziehung zwischen d​en Brüdern bildet d​as Grundgerüst d​es Films, u​nd oft schaut Tommy h​in zu – w​enn nicht g​ar auf z​u – Eric.“

Film International[4]

Kritik

Der Film b​ekam überwiegend positive Kritik. Bei d​en insgesamt 46 Rezensionen, d​ie Rotten Tomatoes berücksichtigt hat, e​rgab sich e​ine positive Bewertung v​on 84 %.[5] In d​en Kritiken w​ird überwiegend d​ie ruhige, unaufgeregte Kameraführung gelobt, sodann d​ie spielerisch überzeugenden Darstellungen v​on Ryan Jones (Tommy) u​nd Nathan Varnson (Eric) u​nd die für e​inen Jugendfilm ungewöhnliche u​nd sehr überzeugende Thematik.

„Dieses poetische Drama kündigt e​inen talentierten jungen Regisseur an, d​er einen scharfen Blick a​uf die Jugend wirft; jemand, d​er eine wahrhaftige Vision präsentiert, w​ie Heranwachsende j​e nach Alter d​en Tod verarbeiten. Was ‚Hide y​our Smiling Faces‘ heraushebt, i​st Carbones sanfter, poetischer Zugang, w​o andere Filmemacher dieselbe Thematik i​n ein Melodrama verwandelt hätten.“

Roger Ebert Reviews[6]

„Carbone h​at einen Film gestaltet, d​er das wirkliche innere u​nd äußere Chaos heraushebt, d​as Hand i​n Hand m​it dem Älterwerden einhergeht, allein d​urch den Blickwinkel derer, d​ie ihm ausgesetzt sind. Es handelt s​ich um e​inen Ansatz, d​er mit Nick Bentgens schöner, dennoch eindringlicher Kameraarbeit u​nd mit d​er hervorragenden schauspielerischen Leistung v​on Varnson u​nd Jones verknüpft i​st und d​er ‚Hide y​our Smiling Faces‘ z​u einem fesselnden Erlebnis macht.“

Jamie Neish in: Empty Screens[7]

„Licht u​nd Schatten machen e​inen Großteil dieses Films aus. Carbone stellt e​ine zupackende, j​unge Stimme i​n der unabhängigen Kinowelt dar, d​ie es versteht, d​ass Visuelles n​icht nur e​ine Geschichte z​u erzählen vermag, sondern a​uch manches jenseits v​on Sprache auszudrücken imstande ist. Ein Film w​ie dieser g​eht weit über d​ie Coming-of-Age-Thematik hinaus, d​er mit Kindern endet, d​ie eine Menge z​u lernen haben. … Hide Your Smiling Faces i​st eines dieser aufregenden Momente i​m Kino, d​ie belegen, d​ass Bilder tatsächlich größer s​ein können a​ls Worte.“

Hans Morgenstern, Independent Ethos[8]

„Tommy u​nd Eric werden b​eide mit harten Wahrheiten konfrontiert, d​och keiner versteht d​ie vollen Implikationen. Es i​st dieses beunruhigende Element d​es Erwachsenwerdens, d​as Carbone s​o gut einfangt: Tommys u​nd Erics allmähliche Entdeckung, d​ass unser inneres Leben m​it genauso vielen verborgenen Ecken u​nd Überraschungen angefüllt i​st wie j​ene in d​en Wäldern v​on New Jersey, m​it denen s​ie es z​u Anfang d​es Films ausschließlich z​u tun hatten.“

Tomas Hachard in: npr[9]

Auszeichnungen

  • BendFilm Festival 2013
    • Beste Kameraführung: Nick Bentgen
    • Beste Regie: Daniel Patrick Carbone
    • Beste Vorstellung
  • Champs-Élysées Film Festival 2013
    • Publikumspreis Bester Amerikanischer Film: Daniel Patrick Carbone
  • Chicago International Film Festival 2013
    • Publikumspreis: Daniel Patrick Carbone
  • Denver International Film Festival 2013
    • Bester Nachwuchsregisseur: Daniel Patrick Carbone
  • Heartland Internationales Film Festival 2013
    • Großer Preis Beste Erzählung
    • Großer Preis Beste Framaturgie: Daniel Patrick Carbone
  • Valladolid International Film Festival 2013
    • Jugend-Jurypreis: Daniel Patrick Carbone
  • National Society of Film Critics Awards, USA 2014
    • Bester Film vor Kinoeinführung: Daniel Patrick Carbone

Nominierungen

  • British Film Institute Awards 2013
    • Nominiert für die Sutherland Trophäe: Daniel Patrick Carbone
  • Tallinn Black Nights Film Festival 2013
    • Bester unabhängiger amerikanischer Film: Daniel Patrick Carbone
  • Tribeca Film Festival 2013
    • Beste Erzählung: Daniel Patrick Carbone

Einzelnachweise

  1. Daniel Patrick Carbone, 'Hide Your Smiling Faces' Director, On The Surprise Hit Of Tribeca. In: Huff Post. 26. April 2013, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
  2. Five Questions with Hide Your Smiling Faces Director Daniel Patrick Carbone. In: Filmmaker. 20. April 2013, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
  3. ‘Hide Your Smiling Faces’ Director Daniel Patrick Carbone on Brotherhood in the Face of Death and Violence. In: Tribeca News. 11. April 2013, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
  4. Interview with Daniel Patrick Carbone and Cast of Hide Your Smiling Faces, Tribeca Film Festival. In: Filmint. 11. Mai 2013, abgerufen am 3. März 2022.
  5. Hide Your Smiling Faces. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).Vorlage:Rotten Tomatoes/Wartung/„importiert aus“ fehlt
  6. Brian Tallerico: Hide Your Smiling Faces. . Roger Ebert, 28. März 2014, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
  7. Jamie Neish: Review: Hide Your Smiling Faces (2013). In: Empty Screens. 1. August 2014, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
  8. Film Review: ‘Hide Your Smiling Faces’ presents resonant images of darkness and light of life and death. In: Independent Ethos. 16. April 2014, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
  9. For Two Brothers, Life Creeps Into The Paradise Of Summer Break. In: npr. 28. März 2014, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
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