Hessing-Klinik
Die Hessing-Klinik in Augsburg wurde 1868 gegründet und zählt zu den größten orthopädischen Fachkliniken Europas. Die Klinik wurde unter anderem durch das zugehörige Kurhaus Göggingen überregional bekannt. Heute wird sie als Fachkrankenhaus für Orthopädie, Rheumatologie und Geriatrie von der Hessing Stiftung getragen. In den Kliniken werden jährlich 7.500 stationäre und 35.000 ambulante Patienten behandelt.
Hessing-Klinik | ||
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Trägerschaft | Hessing Stiftung | |
Ort | Augsburg | |
Bundesland | Bayern | |
Staat | Deutschland | |
Koordinaten | 48° 20′ 23″ N, 10° 51′ 56″ O | |
Direktor | Roland J. Kottke | |
Betten | 386 | |
Mitarbeiter | 450 | |
Gründung | 1868 | |
Website | www.hessing-kliniken.de | |
Lage | ||
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Geschichte
Die Hessing-Klinik wurde 1868 von Friedrich Ritter von Hessing, einem Pionier auf dem Gebiet der Orthopädietechnik, als „Hessing'sche Ökonomie- und Heilanstalt“ gegründet und wuchs bald zur größten europäischen Kur- und Heilanstalt heran: Hessing soll dort insgesamt 60.000 Patienten behandelt haben.
Die ersten Klinikgebäude wurden von Jean Keller in romantisch-neubarocken Stilformen der Gründerzeit errichtet, wobei zwei Flügelbauten des Gesamtgebäudes (Ost- und Südflügel) heute noch erhalten sind. 1908 ließ Hessing sich selbst ein Denkmal (das heute vor dem Haupteingang der Klinik steht) setzen:
- Der Standordt zwischen den neubarocken Seitenflügeln der Neuen Anstalt war der Mittelpunkt eines Cour d'honneur - eines Ehrenhofes... Das Denkmal - den Herrn Hofrat als Kinderfreund zeigend - wurde von Eugen Boermel geschaffen und in Berlin gegossen[1].
Um für die Patienten das kulturelle Angebot während ihrer Aufenthalte zu vergrößern, ließ Hessing 1886 ebenfalls von Keller das Kurhaus Göggingen erbauen, das schon zur Eröffnung als „Bauwunder“ galt und heute das einzige erhaltene Multifunktionstheater in Glas- und Gusseisenkonstruktion aus der Gründerzeit darstellt. Daneben erbaute Keller von 1890 bis 1893 die anstaltseigene Kirche St. Johannes mit neubarocker Fassade und neugotischem Innenbau, die heute ebenso unter Denkmalschutz steht[2] wie ein Gästehaus, das 1896 nach Plänen von Karl Albert Gollwitzer als Umbau einer etwa 1860 errichteten Gartenvilla eröffnet wurde.[3]
Bertha Kipfmüller, die um 1910 in der Hessing-Klinik weilte, schrieb rückblickend über ihren Klinikaufenthalt:
- Der Aufenthalt war wundervoll. Herrliche Räume, der gemeinsame Speisetisch mit auserlesenen Blumen aus dem eigenen Treibhaus. Mitten im Winter steter Frühling!... Dazu ein Publikum aus aller Herren Länder, auch aus Russland. Keine Geringere war da als die Tochter des allmächtigen Minister Stolypin... Großes Gefolge war mit ihr und als sie Russisch-Neujahr feierten polterten sie so, dass ich nicht nur um meinen Schlaf bangte, sondern auch den Deckeneinsturz befürchtete.[4]
Trägerschaft
Sämtliche Einrichtungen der Hessing-Klinik werden von der gleichnamigen Hessing Stiftung getragen, in der das gesamte Erbe Hessings nach dessen Tod 1918 aufging und die heute auch kulturelle Veranstaltungen wie Vortragsreihen zu medizinischen Themen ausrichtet.
Medizinische Fachgebiete
Die Hessing-Klinik besteht heute aus folgenden Kliniken:
- Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin
- Wirbelsäulenzentrum
- Klinik für Kinderorthopädie und Neuroorthopädie
- Klinik für Unfallchirurgie
- Klinik für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie
- Klinik für Sportorthopädie und athroskopische Chirurgie
- Klinik für Endoprothetik und orthopädische Rheumatologie
- Klinik für Handchirurgie
- Klinik für orthopädische Rehabilitation
- Geriatrische Rehabilitationsklinik
Daneben sind dem Klinikzentrum ein Bereich für Orthopädie- und Schuhtechnik (Hessing zentral), ein Bereich für medizinische Wellness (Hessing Forum Medical Wellness) und ein Förderzentrum für Kinder mit geistiger und körperlicher Behinderung (Sozialpädiatrisches Zentrum) angegliedert.
Lage
Die Hessing-Klinik liegt im Stadtteil Göggingen im Süden Augsburgs und ist über die Bundesstraße 17 zu erreichen. Daneben ist das Krankenhaus durch Bus- und Straßenbahnlinien der Stadtwerke Augsburg an den Öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen.
Zur Klinik gehört ein Park mit teilweise sehr alten Bäumen und einem Wandelgang.
Galerie
- Friedrich Ritter von Hessing, der Gründer der Kliniken
- Denkmal Hessings vor Haupteingang zur Klinik
- Hessingburg von Osten aus.
- Wandelhalle mit 27 Stichbogenarkaden und vier Pavillons im Park der Klinik (erbaut 1869)
- Blick in das historische Treppenhaus der Klinik
- Anstaltseigene Kirche St. Johannes
- Chorraum St. Johannes
- Unter den Arkaden der Wandelhalle
- Wandelhalle Nordeingang
Literatur
- Gögginger Geschichtskreis e.V.: Die Reihe Archivbilder Göggingen, Bad Langensalza 2010
- Kipfmüller, Bertha: Nimmer sich beugen. Lebenserinnerungen einer Frauenrechtlerin und Wegbereiterin des Frauenstudiums, Heidelberg 2013
Einzelnachweise
- Gögginger Geschichtskreis 2010, S. 103
- Bayerisches Landesamt für Denkmalschutz: Fachinformationen – Augsburg, Wellenburger Straße 12
- Bayerisches Landesamt für Denkmalschutz: Fachinformationen – Augsburg, Bahnstraße 15
- Kipfmüller 2013, S. 404