Herz-Jesu-Kirche (Gerbstedt)
Die Herz-Jesu-Kirche war die katholische Kirche von Gerbstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. Sie steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der Erfassungsnummer 094 65771 als Baudenkmal eingetragen.[1] Eine Nutzung als Veranstaltungsort ist vorgesehen.
Lage
Die Herz-Jesu-Kirche befindet sich nördlich der Altstadt in der Gabelung der Freien Straße mit dem Roten Berg.
Geschichte und Architektur
Im 19. Jahrhundert wanderten Katholiken vor allem als Arbeiter im Kupferschieferbergbau in den Mansfelder Gebirgskreis ein, so dass ab den 1860er Jahren vermehrt Kirchen in den Städten sowie einigen Dörfern entstanden.[2] Die Region gehörte damals zum katholischen Bistum Paderborn, dessen Dom- und Diözesanbaumeister Arnold Güldenpfennig über 50 Jahre lang die Mehrzahl der Kirchenneubauten entwarf. Von ihm stammt auch ein Typenentwurf, der ein Pfarr- und Schulhaus anstelle des Turmes vorsah und der an verschiedenen Stellen in der damaligen Provinz Sachsen umgesetzt wurde. Nachweisbar auf Güldenpfennigs Typenentwurf gehen die katholischen Kirchen von Calbe (Saale), Eilsleben, Hecklingen und Unseburg zurück.[3]
Auch die Kirche von Gerbstedt entspricht diesem Typus, denn sie besteht aus einem neugotischen Schiff, dem das Pfarr- und Schulhaus im rechten Winkel südlich angebaut wurde. Am Übergang wurde ein quadratischer Dachreiter eingefügt, so dass nicht völlig auf einen Glockenträger verzichtet wurde. Der eingezogene Rechteck-Chor befindet sich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten im Norden, das Schiff besitzt ein Querhaus.[4] Auch dies sind typische Elemente für Bauten Güldenpfennigs. Eine eindeutige Zuweisung zu Architekten kann aber nur durch einen konkreten Nachweis erfolgen.
Der Bau der Kirche begann am 13. Juli 1905 und schon zehn Monate später konnte sie am 27. Mai 1906 durch den Pfarrer Meintrup aus Eisleben eingesegnet werden. Der Paderborner Bischof Wilhelm Schneider vollzog die Konsekration am 13. Mai 1908. Die Kirche diente nicht nur den zirka 340 Katholiken Gerbstedts für den Gottesdienst, sondern auch geschätzten 600 Saisonarbeitern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Anzahl der Gemeindemitglieder sprunghaft auf zirka 3000 im Jahr 1946 an. Ein Umbau von Kirche und Pfarrhaus erfolgte im Jahr 1964, eine Renovierung wurde 1998 vorgenommen. Später wurde die Kirche dem wieder erstandenen katholischen Bistum Magdeburg zugeordnet, in dem sie am 28. Januar 2007 zum Gemeindeverbund Mansfelder Land kam, in welchem sie wiederum Ende 2010 zur Pfarrei St. Georg Hettstedt geschlagen wurde. Allerdings erfolgte bereits am 2. September 2016 die Profanierung.[5][6] Im Jahr 2018 übernahm die Stadt das Gotteshaus, um es als Veranstaltungsort zu nutzen.[7]
Inneres und Ausstattung
Das Innere zeichnet sich durch eine flache hölzerne Muldendecke sowie eine Orgelempore im Süden aus. Zudem befand sich in der Kirche eine hölzerne Heiligenfigur des späten 15. Jahrhunderts.[4]
Literatur
- Martin Beitz: Arnold Güldenpfennig – ein vergessener Kirchenbaumeister?, in: Sachsen-Anhalt-Journal 28 (2018), H. 2, S. 12–14.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4.
- Eberhard Eigendorf: Kirchen im Mansfelder Land – Bauvorgänge im 19. und 20. Jahrhundert. (=Zeitschrift für Heimatforschung; Beiheft 7), André Gursky Verlag, Halle 2002, ISBN 3-929389-38-X.
Weblinks
Einzelnachweise
- Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670)
- Eigendorf, S. 64–66.
- Beitz, S. 14.
- Dehio, S. 203; Eigendorf, S. 73.
- Katholische Pfarrei Sankt Georg. Abgerufen am 1. September 2019.
- Katholische Pfarrei: Kirche in Gerbstedt wird entweiht. Mitteldeutsche Zeitung, 15. August 2016, abgerufen am 1. September 2019.
- Anke Losack: Kirche „Herz Jesu“: Stadt Gerbstedt will ehemaliges Gotteshaus für Feiern herrichten. Mitteldeutsche Zeitung, 28. April 2018, abgerufen am 1. September 2019.