Herrenhaus Vietgest
Schloß Vietgest (Eigenschreibweise) ist ein Herrenhaus in Vietgest im Landkreis Rostock. Das im barocken Stil erbaute Gebäude wurde von 1792 bis 1794 nach Entwürfen von Johann Friedrich Busch für Johann Friedrich Boldt errichtet.
Das Gut Vietgest befand sich seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Familie Oldenburg. Johann Friedrich Boldt wurde im Jahr 1786[1] Besitzer von Gut Vietgest und weiteren Gütern der Umgebung. Wenig später ließ er sich sein Herrenhaus aus Ziegeln errichten.
Im Jahr 1819 verkauften Boldts Erben das Gut und Haus für 246.000 Reichstaler an Cornelius Freiherr von Herzeele († 1830).[2] Für das Herrenhaus waren zwei Drittel des Preises veranschlagt. Das Gutsinventar wurde vom 16. bis 18. Juni 1819 versteigert, einschließlich des Viehbestands von 50 Pferden, 54 Ochsen, 220 Kühen und vier Bullen. Im Jahr 1841 kaufte Fürst Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, der schon größere Besitztümer in der Umgebung besaß (unter anderem in Gülzow, ab 1896 auch in Krümmel), das Gut. Das Haus Schaumburg-Lippe, dessen Grundbesitz in Mecklenburg insgesamt 6668 Hektar betrug, hielt den Besitz bis zu seiner Enteignung 1945. Vietgest war Sitz der Fürstlichen Zentralverwaltung mit Güterdirektor Garve an der Spitze, sowie Forstmeister von Reven. Vietgest selbst war Lehngut mit einer Einzelgröße von 1396 ha und großen landwirtschaftlichen Gutsteil.[3]
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die CDU das Haus als Ferienheim. Zwischen 1985 und 1990 wurden erste Restaurierungsarbeiten durchgeführt, danach wurde es saniert und als Hotel genutzt. Im April 2013 kaufte es der Forstwirt Anders Tind Kristensen, der bereits das nahe Gutshaus Lübsee (ebenfalls in der Gemeinde Lalendorf) saniert hatte und als Wohnhaus nutzt.[4] 2019 erwarb das Hamburger Ehepaar Miriam und Helge Jan Hager das Anwesen und führte die vom Vorbesitzer vorgenommenen Sanierungsarbeiten fort. Am 1. Oktober 2020 wurde Schloß Vietgest als Schlosshotel, Kultur- und Veranstaltungsort eröffnet.[5] Südlich des Herrenhauses befindet sich ein großer Barockpark mit angrenzendem Schloßwald, der sich bis zum See Ziest hinzieht.
Einzelnachweise
- Lorenz Karsten nennt jedoch schon 1781 in seiner Kommentierung der von ihm besorgten deutschen Erstausgabe der (fiktiven) Briefe von Thomas Nugent einen Geheimen Kabinettsrat Boldt als Besitzer von Vietgest. Nugent selbst hatte 1766 noch einen „Herren von Weeckstern“ (von Wenckstern ?) als Besitzer von Vietgest erwähnt. - Vgl. Thomas Nugent: Reisen durch Deutschland und vorzüglich durch Mecklenburg. - Schwerin : Thomas Helms Verl., 1998. ISBN 3-931185-22-2. S 154, 435, Anm. 155.
- Siehe hierzu auch Albrecht von Herzeele.
- Ernst Seyfert, Hans Wehner, W. Baarck: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV, Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe von Mecklenburg-Schwerin und-Strelitz. 1928. In: Niekammer (Hrsg.): Letzte Ausgabe. 4. Auflage. Band IV. Niekammer`s Güter-Adreßbuch G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 47 (g-h-h.de [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
- Schloss versteigert: Däne als Erlöser von Schloss Vietgest. In: Schweriner Volkszeitung. 4. April 2013.
- Familie Hager hat in Hamburg ein Schlösschen und in Vietgest ein Schloss. In: Ostsee-Zeitung. 16. Dezember 2019, abgerufen am 16. Dezember 2020 (eingeschränkter Zugriff).