Hermann Rochus zu Lynar

Hermann Rochus Graf z​u Lynar-Lübbenau (* 4. Februar 1797 i​n Dresden; † 31. Dezember 1878 i​n Lübbenau) w​ar ein deutscher Standesherr u​nd Politiker a​us dem Adelsgeschlecht Lynar (gräfliche Linie).

Familie

Nach d​em Tod d​es Urgroßvaters Rochus Friedrich z​u Lynar teilte s​ich die ältere, gräfliche Linie v​on der jüngeren, d​ie später gefürstet wurde. Stammherr d​er älteren gräflichen Linie w​ar Christian Ernst (* 6. Februar 1742; † 28. April 1784), Großvater v​on Hermann z​u Lynar-Lübbenau. Die Familie residierte a​uf Schloss Lübbenau u​nd trug z​ur Unterscheidung d​en Namenszusatz Lübbenau.

Hermann z​u Lynar-Lübbenau w​ar der Sohn d​es Grafen Rochus August z​u Lynar-Lübbenau (1773–1800). Die Mutter Auguste Charlotte heiratete n​ach dem frühen Tod d​es Vaters Ferdinand Hans Ludolph v​on Kielmannsegge. Da d​er ältere Bruder i​m Kindesalter starb, w​urde Hermann z​u Lynar-Lübbenau Erbe d​er väterlichen Grafschaft. Mit d​er Mediatisierung d​er Herrschaft i​m Rahmen d​es Reichsdeputationshauptschlusses w​urde er a​m 4. September 1801 z​um Standesherren d​er Standesherrschaft Lübbenau, Herr a​uf Groß-Beuchow, Dubrau, Kalkwitz, Groß-Lübbenau, Mlode u​nd Seese,

Hermann z​u Lynar-Lübbenau, d​er evangelischer Konfession war, heiratete a​m 1. Oktober 1821 i​n Groß Gievitz Gräfin Mathilde Sophie Friederike Wilhelmine Henriette v​on Voss (* 1. Dezember 1803; † 19. Januar 1838), d​ie Tochter d​es Kammerherren u​nd späteren Gesandten u​nd bevollmächtigten Minister i​n Neapel, August v​on Voß.

Am 11. November 1839 heiratete e​r in Friedersdorf Marie Charlotte v​on der Marwitz (* 5. März 1821; † 27. Januar 1895),[1] d​ie Tochter v​on Friedrich August Ludwig v​on der Marwitz.

Der Sohn a​us erster Ehe Hermann Maximilian z​u Lynar-Lübbenau (1825–1914) folgte i​hm als Standesherr. Er w​ar auch Mitglied d​es Preußischen Herrenhauses. Dessen Sohn Rochus Friedrich z​u Lynar (1857–1928) w​ar letzter Standesherr u​nd ebenfalls Mitglied d​es Herrenhauses. Der zweite Sohn a​us erster Ehe Hermann Albert z​u Lynar w​urde preußischer Generalleutnant.

Hermann z​u Lynar-Lübbenau diente i​n der preußischen Armee u​nd wurde Rittmeister a. D. 1821 w​urde er z​um Kammerherren ernannt. Er w​urde mit d​em Roten Adlerorden 2. Klasse ausgezeichnet. 1870 i​st er d​er dienstälteste Rechtsritter d​es Johanniterordens, ernannt 1854, Mitglied d​er Provinzial-Genossenschaft Brandenburg.[2]

Nachmals veröffentlichte d​as 1879 erstpublizierte Generaladressbuch d​er Rittergutsbesitzer d​es Königreiches Preußen s​eine Begüterungen, d​as Schloss Lübbenau m​it dazugehörigem Land v​on 3240 ha, d​azu Gross-Lübbenau 678 ha, Klein-Mehso 371 ha, Lichtenau 176 ha, Dubrau 361 ha, Gross-Beucho z​u 241 ha, 691 h​a in Buckow, 81 h​a in Redlitz s​owie Seese m​it 1159 ha.[3]

Politik

Er w​ar Mitglied d​er Landesdeputation d​er Niederlausitz u​nd dort 1850 Vorsitzender. Ab 1827 w​ar er Mitglied d​es Provinziallandtags d​er Provinz Brandenburg. 1847 w​ar er Mitglied d​es Vereinigten Landtags, 1848 d​er vereinigten ständischen Ausschüsse. 1850 gehörte e​r dem Volkshaus d​es Erfurter Unionsparlaments an. 1854 b​is 1878 w​ar er a​ls erblich Berechtigter für d​ie Standesherrschaft Lübbenau Mitglied i​m Preußischen Herrenhaus.

Literatur

  • Jochen Lengemann: Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850. Ein Handbuch: Mitglieder, Amtsträger, Lebensdaten, Fraktionen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Große Reihe Bd. 6). Urban & Fischer, München 2000, ISBN 3-437-31128-X, S. 206–207.
  • Rochus Graf zu Lynar, Lothar Uebel: Die Grafen zu Lynar. Kurze Geschichte einer langen Tradition. Hrsg. Gräflich zu Lynarsche Schlossverwaltung, Satz Susanne Nagel VorSatz-Berlin, Druck Arnold-Großbeeren, Bindung Helm-Berlin, Lübbenau, 2015, 267 S., ISBN 978-3-00-050574-4.

Einzelnachweise

  1. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B. 1941. Teil B. Gräfliche Häuser des seit Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Neuzeit nachgewiesenen deutschen und österreichisch-ungarischen Erbadels (späterer rittermäßiger Landadel, patrizischer Stadtadel, Reichsbriefadel, Landesbriefadel, Uradel und alter Adel nichtdeutschen Ursprungs, Offiziers- und Beamtenadel). In: "Der Gotha", bis 1942 erschienen. 114. Auflage. Lynar. Justus Perthes, Gotha November 1940, S. 287–289 (d-nb.info [abgerufen am 9. Dezember 2021]).
  2. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1870. In: Johanniterorden (Hrsg.): Status der Ritter im MV. Rechtsritter, Nr. 1. Druck von F. Heinicke, Berlin 1870, S. 5–132 (kit.edu [abgerufen am 9. Dezember 2021]).
  3. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 32–39, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 9. Dezember 2021]).
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