Hermann Hauser (Gitarrenbauer)
Hermann Hauser I (* 28. Dezember 1882 in Erding; † 18. Oktober 1952 in Reisbach)[1][2] war ein süddeutscher Gitarrenbauer und Gitarrist.
Leben
Sein Vater Josef Hauser baute ab 1875 in seiner Werkstatt Zithern, Gitarren und Geigen und betätigte sich auch als Musikalienhändler und Zithernkomponist. Hermann Hauser I begann als Schüler seines Vaters zunächst Zithern zu bauen. Wie seine ältere Schwester Marie, die als Lauten- und Gitarrenlehrerin tätig wurde, erhielt Hermann Hauser I seine musikalische Ausbildung von dem Münchener Kammervirtuosen Josef Wimmer. Ab 1909 war Hauser als Mitglied der „Gitarristischen Vereinigung München“ in der gitarristischen Bewegung aktiv.[1][3] 1922–1926 bildete Hauser I (1. Terzgitarre) mit Fritz Buek (2. Terzgitarre), Mela Feuerlein (Primgitarre) und Hans Tempel (Quintbassgitarre) das Münchner Gitarrenquartett.[4]
Als Gitarrenbauer und Zithernbauer arbeitete Hermann Hauser I zunächst fünf Jahre in München bei Braun & Hauser, der Folgefirma des vom Vater verkauften Geschäfts.
Der wirtschaftliche Erfolg durch den Verkauf seiner Gitarren und Zithern ermöglichte es Hermann Hauser I, 1921 die Firma Max Amberger zu erwerben, deren Zithern von ihm weiterhin gebaut wurden.[1][2]
Zu seinem eigenen Stil im Gitarrenbau hatte Hermann Hauser I gefunden, indem er sich an den Konstruktionen und der Bautechnik von Antonio de Torres orientierte und diese um seine Erkenntnisse weiterentwickelte. Zwischen 1920 und 1930 entwickelte er patentierte Neuerungen im Bereich der Deckenkonstruktionen sowie Neuerungen im Bereich der Hals-Korpusverbindungen.
Ab 1937 wechselte der spanische Gitarrist Andrés Segovia von einer Manuel Ramírez- zu einer Hermann Hauser-Gitarre, was den internationalen Durchbruch der Marke „Hermann Hauser“ begründete. Der britische Gitarrist und Lautenspieler Julian Bream spielte Hermann Hauser I-Gitarren von 1936 und 1947, sowie um 1960 eine Hauser-Gitarre von Hermann Hauser II.
Nachdem Hermann Hausers Ehefrau Emma im Jahr 1943 gestorben war, übernahm er bis 1944 die von ihr in München gegründete Saitenspinnerei. 1946 zog der an Asthma erkrankte Hauser ins niederbayerische Reisbach,[2] wo er seine zweite Frau, Karolina Felizitas, heiratete.
Nach dem Tod von Hermann Hauser I traten sein Sohn Hermann Hauser II (1911–1988),[5] und später sein Enkel Hermann Hauser III seine Nachfolge an. Seit 2010 ist die Tochter von Hermann Hauser III, Kathrin Hauser, ebenfalls als Gitarrenbauerin in der Reisbacher Werkstatt.
Vermächtnis
Der Wissenschaftler Karl Huber schrieb 1995: „Schließlich und hauptsächlich aber ist es dem Zusammentreffen der spanischen Virtuosen Llobet und Segovia mit dem Münchener Gitarrenbauer Hermann Hauser (I) zu verdanken, dass die Torres-Gitarre zum Prototyp der heutigen Bauweise der Konzertgitarre werden konnte.“[3]
Die Hermann Hauser I Gitarre, die Andrés Segovia von 1937 bis 1962 spielte, ist im Metropolitan Museum of Art in New York City zu sehen.[6]
Hermann Hauser III gründete 2005 zusammen mit dem Münchner Unternehmer und Musikproduzenten Klaus Wolfgang Wildner die Stiftung des bürgerlichen Rechts „Hermann Hauser Guitar Foundation“; der Namen dieser international tätigen Kulturstiftung geht zurück auf Hermann Hauser I.[7]
Weblinks
Einzelnachweise
- Ekkehard Schmoll: Festkonzert zum 100. Geburtstag von Hermann Hauser. In Gitarre & Laute. Band 5, Heft 2, 1983, S. 112 f.
- Detlev Bork, Jörg Jewanski: Hauser. Artikel in: Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil, Band 8, Kassel 2002, Sp. 879.
- Karl Huber, Die Wiederbelebung des künstlerischen Gitarrenspiels um 1900, Lisardo Verlag, 1995
- Aktuelles. In: Der Gitarrefreund. Nr. 8–9, 1922, S. 58, Nr. 1–2, 1924, S. 11, und Nr. 1–2, 1951, S. 11.
- Thomas Drescher und Willibald Leo Frh. v. Lütgendorff: Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 3. Ergänzungsband. Tutzing 1990.
- Metropolitan Museum of Art: Andrés Segovia`s Hermann Hauser I Gitarre von 1937
- Süddeutsche Zeitung | Über die Gründung der Hermann Hauser Guitarfoundation, 2005